Kommunikation auf Zellebene
Dem gelungenen Signalaustausch zwischen Zellen des Immunsystems und Zellen des Lungengewebes ist es zu verdanken, dass nicht alle Lungenentzündungen gravierende oder gar bleibende Schäden an der Lunge hinterlassen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Wissenschaftlerteam um Dr. Susanne Herold und Prof. Dr. Jürgen Lohmeyer vom Universitätsklinikum Gießen und Marburg. Die Erkenntnisse könnten in nicht allzu ferner Zukunft in einen neuen Therapieansatz münden.
Eine Schlüsselrolle in der Immunantwort bei Lungenentzündungen spielen die dendritischen Zellen des Immunsystems, insbesondere der Typ CD103+: Sie können die gestörte Barrierefunktion zwischen Blut und Lungenbläschen wieder herstellen und damit den Heilungsprozess bei einer Lungenentzündung fördern. Dazu müssen die Immunzellen jedoch erst aktiviert werden.
Nun konnten Wissenschaftler aus Gießen die Abläufe identifizieren, welche die Immunreaktion in Gang setzen. Im Mausmodell gelang ihnen der Nachweis, dass Zellen des Lungengewebes mit den dendritischen Zellen in Kommunikation treten, und diese Kommunikation äußerst positive Folgen für den weiteren Verlauf der Lungenentzündung haben kann. Es handelt sich dabei um alveoläre Epithelzellen, die den Wachstumsfaktor GM-CSF produzieren. Dieser Botenstoff aktiviert ihre zellulären Gesprächspartner mit der Folge, dass sich durch verbesserte Immunfunktion und Gewebsreparatur der bei Lungenentzündungen beeinträchtigte Gasaustausch der Lunge verbessert und damit akute Schäden der Lunge verhindert bzw. wieder behoben werden.
Die im Mausmodell bereits erfolgreiche inhalative Gabe solcher multifunktionalen Wachstumsfaktoren in den Alveolarraum könnte auch für Patienten ein neuer Therapieansatz in der Behandlung schwerer Lungenentzündungen werden.
Quelle:
Unkel, B.: Alveolar epithelial cells orchetrate DDC function in murine viral pneumonia. – J Clin Invest. 2012 Oct 1; 122/10):3652-64. doi: 10.1172