Können Asthma-Antikörper COPD-Exazerbationen verhindern?
Der Antikörper Benralizumab wird bei Menschen mit schwerem eosinophilem Asthma bereits erfolgreich eingesetzt. Auch bei vielen Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, kurz COPD, sind eosinophile Granulozyten an der Entzündungsreaktion in den Atemwegen beteiligt. Forschende haben deshalb nun untersucht, ob Benralizumab auch bei COPD eine Therapieoption sein kann.
In die Studien wurden insgesamt 3910 Betroffene zwischen 40 und 85 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer COPD aufgenommen. Alle litten trotz leitliniengerechter Inhalationstherapie häufig unter akuten Krankheitsverschlechterungen, sogenannten Exazerbationen. Bei 2665 der Teilnehmenden lag die Zahl von eosinophilen Granulozyten im Blut außerdem über 220 pro Mikroliter. Dieser Wert deutet darauf hin, dass diese speziellen Immunzellen an der Entzündung in der Lunge beteiligt sind.
Nach dem Zufallsprinzip erhielten die Probanden über 56 Wochen hinweg zusätzlich entweder eine Therapie mit verschieden hohen Dosen Benralizumab oder ein wirkstofffreies Placebo. Um einen möglichen Effekt des Antikörpers zu messen, wurde überprüft, wie oft es in den verschiedenen Gruppen zu akuten Exazerbationen kam.
Das Ergebnis: In keiner Benralizumab-Dosierung ging die Zahl an Exazerbationen signifikant zurück, verglichen mit dem Placebo. Die Art und Häufigkeit von Nebenwirkungen war bei Antikörper und Placebo ähnlich.
Die Ergebnisse zu Benralizumab stehen im Gegensatz zu Studien mit dem Antikörper Mepolizumab. Dieser greift ebenfalls in die eosinophile Entzündungsreaktion ein, jedoch an anderer Stelle. Und erste Untersuchungen ergaben, dass Mepolizumab die Zahl an COPD-Exazerbationen senken kann. Noch ist der Wirkstoff aber nicht für COPD zugelassen.
Die Studien wurden von der pharmazeutischen Industrie unterstützt.
Hintergrund: Eosinophile Granulozyten und der Antikörper Benralizumab
Eosinophile Granulozyten sind eine spezielle Art von Immunzellen, die an bestimmten Entzündungsreaktionen in der Lunge beteiligt sind, so zum Beispiel bei schwerem eosinophilem Asthma. Auch bei etwa vier von zehn Betroffenen mit COPD tritt diese Art der Entzündungsreaktion auf und erhöht hier das Risiko für akute Exazerbationen. Zur Behandlung des schweren Asthmas ist inzwischen der monoklonale Antikörper Benralizumab zugelassen. Er bindet an spezielle Strukturen der eosinophilen Granulozyten, wodurch sie zerstört und damit inaktiviert werden.
Quellen:
Criner, G. J. et al.: Benralizumab for the Prevention of COPD Exacerbations. In: New England Journal of Medicine, online publiziert am 20. Mai 2019 DOI: 10.1056/NEJMoa1905248
Pavord, I. D. et al.: Mepolizumab for Eosinophilic Chronic Obstructive Pulmonary Disease. In: New England Journal of Medicine, 2017 377:1613-1629, DOI: 10.1056/NEJMoa1708208
Deutsches Ärzteblatt: Asthmamittel Benralizumab kann COPD-Exazerbationen nicht verhindern. 24. Mai 2019