Kleine Partikel, kleine Menschen – große Wirkung
Kinder im Alter von etwa acht Jahren sind möglicherweise besonders anfällig für Gesundheitsgefahren aus der Luft. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam um Holger Schulz vom Comprehensive Pneumology Center des Helmholtz Zentrums München.
Nicht erst seit der Debatte um Feinstaub in Dieselabgasen werden gesundheitsschädliche Effekte von Partikeln mit einer Größe im Mikrometer-Bereich auf das Atmungssystem in vielen Studien untersucht und nachgewiesen. Die Forschungsarbeiten zeigen unter anderem, dass das Risiko dieser umweltbedingten Lungenschäden bei alten Menschen und bei Kindern erhöht ist. Für letzteres haben Holger Schulz vom Comprehensive Pneumology Center des Helmholtz Zentrums München und sein Team jetzt eine mögliche Erklärung gefunden.
Die Wissenschaftler untersuchten, in welchem Ausmaß eingeatmete Mikropartikel unterschiedlicher Größe in der Lunge eingelagert werden – und zwar in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des Organs. Als Modellorganismus dienten dabei Ratten. Deren Lungenentwicklung und – reifung nach der Geburt läuft zwar wesentlich schneller ab als beim Menschen, doch davon abgesehen, sind die Prozesse und Entwicklungsschritte sehr ähnlich.
Wie Schulz und seine Kollegen zeigen konnten, hing die Ablagerung von Mikropartikeln vom Entwicklungsstadium der Lunge ab. Ein Maximum beobachteten die Forscher während der so genannten späten Alveolarisierung. Diese Phase haben Ratten etwa am 35. Tag nach der Geburt erreicht. Beim Menschen entspricht dies dem Entwicklungsstand der Lunge mit etwa acht Jahren. „Kinder in diesem Alter“, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, „könnten deshalb für die durch Mikropartikel in der Luft ausgelösten umweltbedingten Gesundheitsgefährdungen anfälliger sein.“
Quelle:
Schulz, H. et al.: Micron-sized intrapulmonary particle deposition in the developing rat lung. In: Journal of Applied Physiology. 2012, 112(5), S. 759 - 765