Höheres Asthma-Risiko durch Kaiserschnitt?
Kinder, die durch einen Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben im Vergleich zu Kindern, die durch vaginale Entbindung geboren werden, ein erhöhtes Risiko an Asthma zu erkranken. Allerdings nur, wenn sich ihre Darmflora innerhalb ihres ersten Lebensjahres nicht normalisiert. Das zeigt eine Studie in ‚Science Translational Medicine‘.
Vorangegangene Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Kaiserschnittgeburt das Asthma-Risiko erhöht und es gab Hinweise darauf, dass die Zusammensetzung der Darmmikrobiota, also die Vielfalt der Bakterien und Einzeller im Darm, mit diesem Phänomen zusammenhängt.
In der aktuellen Studie verfolgten die Forschenden die Entwicklung von 700 Kindern von Geburt an. Während des ersten Lebensjahres untersuchten sie die Auswirkungen der Kaiserschnittgeburt auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms. Anschließend analysierten sie, ob mikrobielle Veränderungen im Darm mit dem Risiko in Verbindung stehen, in den ersten 6 Lebensjahren Asthma bronchiale zu entwickeln.
151 aller teilnehmenden Kinder kamen per Kaiserschnitt zur Welt. Die Analysen des Darmmikrobioms ergaben, dass dessen Zusammensetzung durch einen Kaiserschnitt besonders im ersten Lebensmonat stark verändert und die Vielfalt der Mikroorganismen verringert ist.
Im Alter von einem Jahr bestanden bei den meisten Kindern aber nur noch geringe Unterschiede, im Vergleich zu den Kindern, die vaginal entbunden wurden. Das hatte auch Auswirkungen auf das Asthma-Risiko. Denn dieses war nur bei den Kindern erhöht, die durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen und deren Darmmikrobiom auch im Alter von einem Jahr noch deutlich verändert war. Diese Kinder hatten ein dreimal so hohes Risiko, bis zum Alter von sechs Jahren an Asthma zu erkranken.
Wenn das Darmmikrobiom also trotz Kaiserschnitt im ersten Lebensjahr normal heranreift, könnte dies die negativen Auswirkungen auf das Asthma-Risiko abmildern, schlussfolgern die Autorinnen und Autoren.
Warum verändert ein Kaiserschnitt das Darmmikrobiom?
Neben dem Risiko für Asthma erhöht eine Geburt per Kaiserschnitt auch das Risiko, dass die Kinder im Laufe ihres Lebens Allergien entwickeln. Man geht davon aus, dass auch hier die Besiedlung des Darms mit Bakterien der Grund sein könnte. Denn bei einer natürlichen Geburt kommt das Baby mit den Mikroorganismen der Mutter in Kontakt. Wodurch sich der Darm des Babys überwiegend mit den vaginalen Bakterien-Arten der Mutter besiedelt. Bei Kindern die durch Kaiserschnitt auf die Welt kommen, ist die Vielfalt der Darmbakterien dagegen deutlich geringer. Sofern keine medizinischen Gründe für eine Kaiserschnittgeburt sprechen, empfehlen Allergie-Expertinnen und Experten daher, Babys auf natürliche Weise zu entbinden.
Mehr zu Allergien und zur Allergieprävention erfahren Sie beim Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München.
Quelle:
Stokholm, J. et al.: Delivery mode and gut microbial changes correlate with an increased risk of childhood asthma. In: Science Translational Medicine 11 Nov 2020, Vol. 12, Issue 56