Grünen Star: Medikament auch bei Tuberkulose wirksam?
Eine chemische Verbindung, die in Medikamenten zur Behandlung der Augenerkrankung Grüner Star (Glaukom) vorkommt, ist möglicherweise auch gegen Tuberkulose wirksam. Das Medikament verhindert, dass sich die Krankheitserreger in den Zellen des Immunsystems weiter vermehren können. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam der Michigan State University, deren Studie im Fachjournal ‚Antimicrobial Agents and Chemotherapy‘ veröffentlicht wurde.
Der menschliche Körper reagiert auf eindringende Bakterien mit einer Abwehr durch das Immunsystem. Die so genannten Fresszellen (Makrophagen) nehmen die Krankheitserreger in ihr Zellinneres auf und zersetzen sie mit Hilfe von Enzymen in einer sauren Umgebung. Doch bei manchen Krankheitserregern wie Mycobacterium tuberculosis, dem Erreger der Tuberkulose, funktioniert dies nicht. Die stäbchenförmigen Bakterien können sich in den Fresszellen sogar vermehren. Sobald sie den Säuregehalt in der Fresszelle wahrnehmen, lösen sie eine gezielte Abwehrreaktion aus.
Für die Studie untersuchte das Team der Michigan State University 273.000 Verbindungen, die möglicherweise gegen den Tuberkulose-Erreger wirksam sind. Mittels eines fluoreszierenden Biosensors, der eine Tuberkulose-Infektion mit grünem Licht sichtbar macht, konnten die Forscher zeigen, dass die chemische Verbindung Ethoxzolamid das Wachstum des Erregers sowohl in den Fresszellen als auch in infizierten Mäusen reduzieren konnte. Ethoxzolamid wird in der Augenheilkunde zur Behandlung des Grünen Stars eingesetzt.
„Die chemische Verbindung, die wir gefunden haben, blockiert die Fähigkeit des Bakteriums saure Umgebungen zu detektieren“, erklärt Prof. Robert Abramovitch, Mitautor der Studie. „Dem Bakterium werden sozusagen die Augen verbunden, sodass es sich einem Angriff des Immunsystems nicht mehr widersetzen kann.“ Ethoxzolamid sei nicht nur in der Lage die Vermehrung des Erregers zu verhindern, sondern auch die Dauer der Behandlung zu verkürzen. Somit könnte auch das große Problem der Resistenzentwicklung gegen übliche Antibiotika-Therapien gelöst werden.
Ferner weisen die Forscher darauf hin, dass es nicht nötig sei, das Bakterium gänzlich abzutöten, um die Erkrankung aufzuhalten. Vielmehr könnten Medikamente reichen, die das Immunsystem entsprechend stärken.
Quelle:
Johnson, B. K. et al.: The carbonic anhydrase inhibitor ethoxzolamide inhibits the Mycobacterium tuberculosis PhoPR regulon, Esx-1 secretion and attenuates virulence. In: Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 2015, doi: 10.1128/AAC.00719-15 http://aac.asm.org/content/early/2015/05/12/AAC.00719-15.abstract
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