Grippe: Chronisch kranke Menschen zu selten geimpft
Die Impfquote für die Grippeschutzimpfung unter chronisch kranken Menschen in Deutschland ist weiter verbesserungsfähig. Das ergab eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Sie zeigt auch, dass es deutliche regionale Unterschiede in der Impfquote gibt.
Gerade wegen der anhaltenden COVID-19-Pandemie kommt der Grippeschutzimpfung (Impfung gegen Influenza-Viren) in der beginnenden Erkältungssaison eine besondere Bedeutung zu. Denn mit der Impfung kann möglichen Doppelinfektionen durch Influenza-Viren und SARS-CoV-2 vorgebeugt werden. Insbesondere für Personen aus besonderen Risikogruppen, wie Menschen mit chronischen Erkrankungen, ist sie ein wirksames Mittel Grippeinfektionen vorzubeugen.
„Grippeimpfung für Risiko-Gruppen in der Corona-Pandemie besonders wichtig“
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt unter anderem allen Personen mit bestimmten chronischen Grunderkrankungen, darunter chronischen Atemwegskrankheiten, sich jährlich gegenGrippe impfen zu lassen. 2017 waren das in Deutschland über 28 Millionen gesetzlich versicherte Personen.
Die aktuelle Versorgungsatlas-Studie „Inanspruchnahme von Influenza-Impfungen bei chronisch kranken Personen im vertragsärztlichen Sektor“ zeigt allerdings, dass die Influenza-Impfquote entgegen den Empfehlungen auf einem sehr niedrigen Niveau liegt. So schwankte die Impfquote 2017 bundesweit erheblich – je nach Erkrankung zwischen 19 Prozent bei Menschen mit multipler Sklerose und 44 Prozent bei Menschen mit chronischen Nierenkrankheiten. Bei Menschen mit COPD lag sie im Durchschnitt bei 37 Prozent, bei Menschen mit Asthma sogar nur bei etwa 23 Prozent. Damit waren die Impfquoten deutlich niedriger als die von der Europäischen Union definierte Zielquote von 75 Prozent.
Regionale Unterschiede und positiver Trend
Frauen ließen sich im Allgemeinen häufiger gegen Grippe impfen als Männer, zudem stieg die Influenza-Impfquote mit dem Alter an. Beim Blick auf die regionale Verteilung zeigte sich, dass die Impfquoten in den ostdeutschen Bundesländern grundsätzlich höher lagen als in Westdeutschland. In Sachsen-Anhalt waren beispielsweise 54 Prozent der Menschen mit COPD geimpft, in Westfalen-Lippe dagegen nur 33 Prozent. Ein Grund dafür könnte die historisch belegte bessere Impfakzeptanz im Osten sein, so das Zi.
Ein positives Ergebnis: Im Zeitraum 2013/14 bis 2017/18 ging die Influenza-Impfquote bei chronisch kranken Menschen noch leicht zurück oder stagnierte. Für 2018 können die Autoren einen leichten Anstieg verzeichnen. Und auch während der ersten Corona-Pandemiewelle wurde verstärkt geimpft. Dies zeigt der jüngst veröffentlichte Zi-Trendreport für die Monate Januar bis März 2020.
Die Autoren schlussfolgern dennoch, dass weitere Maßnahmen notwendig sind, um die Inanspruchnahme der Grippe-Impfung bei chronisch kranken Menschen in Deutschland zu verbessern.
Quellen:
Akmatov, M. K. et al.: Inanspruchnahme von Influenzaimpfungen bei chronisch kranken Personen im vertragsärztlichen Sektor – Auswertung der Abrechnungsdaten für den Zeitraum 2009 bis 2018. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 20/03. Berlin 2020. DOI: 10.20364/VA-20.03
Mangiapane, S. et al.: Veränderung der vertragsärztlichen Leistungsinanspruchnahme während der COVID-Krise. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi), 27.7.2020
Grippeschutzimpfung für Risiko-Gruppen unter COVID-19-Pandemiebedingungen besonders wichtig // Impfquote weiter verbesserungsfähig, nach wie vor deutliche Ost-West-Unterschiede. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi), Presseinformatione vom 24. September 2020