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3D Rendering von Zellen
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Forschende warnen vor unbewiesenen Stammzellentherapien für Lungenkrankheiten

In einem gemeinsamen Statement haben 19 internationale medizinische Fachgesellschaften vor dem Einsatz unbewiesener Stammzelltenherapien zur Behandlung von Lungenerkrankungen gewarnt. In einigen Fällen würden unglaubwürdige, unwirksame und für die Patient:innen sogar schädliche Behandlungsansätze angeboten, deren Nutzen keinesfalls wissenschaftlich belegt und weder von Expert:innen noch von Gesundheitsbehörden geprüft sei. Das Statement wurde in der renommierten US-amerikanischen Fachzeitschrift ATS Journals veröffentlicht sowie im Editorial der Annalen der Amerikanischen Thorax-Gesellschaft diskutiert.

Die Stammzellforschung hat in den letzten Jahren zukunftsweisende Erfolge in Hinblick auf personalisierte Therapieansätze verzeichnen können. Auch in der Lungenforschung gibt es erste vielversprechende Studien, die Anlass zu Hoffnung geben. Allerdings handelt es sich dabei erst um eine kleine Zahl von wirklich überprüften und anerkannten klinischen Studien in den USA, Kanada, der EU, Brasilien, Asien und Australien.

Die Fachgesellschaften betonen, dass generell bislang über die kurz- und langfristigen Wirkungen von Stammzellentherapien bei Lungenerkrankungen nur sehr wenig bekannt ist, vor allem was die Sicherheit und Wirkmechanismen angeht. In diesem frühen Stadium müsse man sich umso mehr darüber im Klaren sein, dass eine Stammzellbehandlung negative Folgen für die Patient:innen haben könne, betonen die Vertreter:innen der Fachgesellschaften, darunter die European Respiratory Society.

Sie sprechen zudem von einem weltweiten, unseriösen „medizinischen Stammzell-Tourismus“ hin zu einer wachsenden Zahl von Kliniken, die unseriöse und unwirksame Stammzellentherapien anbieten zum Teil sogar in Deutschland. Dieses globale Problem würde auf dem Rücken von verzweifelten Patient:innen mit schweren Lungenerkrankungen ausgetragen. Die Werbestrategien der Anbieter würden zudem immer aggressiver und skrupelloser.

Wie läuft eine Stammzellbehandlung generell ab?

Über eine Knochenmarks- oder Fettgewebsbiopsie oder auch eine Blutentnahme entnehmen Therapeut:innen den Lungenpatient:innen Zellmaterial und isolieren daraus spezifische Stammzellen oder eine Mischung von solchen. Teilweise "verstärken" sie die isolierten Zellen durch eine spezifische Nachbehandlung. Normalerweise erhalten die Patient:innen dann ein paar Stunden oder ein bis zwei Tage nach der Biopsie eine Injektion oder eine Infusion mit diesen „verstärkten“ Zellen ins Blut oder direkt in die Lungen.  

Quellen:

  • European Respiratory Society: Statement on Unproven Stem Cell interventions for Lung Diseases. July 2016
  • Ikonomou, L. et al.: The Global Emergence of unregulated Stem Cell Treatments for Respiratory Diseases. Professional Societes Need to Act. Annals of the American Thoracic Society 2016, Vol. 13, No 8:1205-1207
  • Wagner, D. et al.: An Official American Thoracic Society Workshop Report 2015. Stem Cells and Cell Therapies in Lung Biology and Diseases.  Annals of the American Thoracic Society, Vol. 13, No. 8 (2016), pp. S259-S27