Dicke Kinder durch Asthma?
Kinder mit Asthma bronchiale haben ein erhöhtes Risiko im Lauf ihrer Kindheit Übergewicht zu entwickeln, unabhängig von Faktoren wie körperlicher Aktivität. Verwenden sie jedoch Bedarfsmedikamente wie Beta-2-Sympathomimetika, könnte dies dem erhöhten Risiko entgegenwirken. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam aus Kalifornien in seiner aktuellen Studie im ‚American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine‘.
Asthma und Übergewicht treten bei Kindern häufig gemeinsam auf. Aus vielen Studien weiß man bereits, dass Übergewicht das Risiko für Asthma oder andere schwere Atembeschwerden sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen erhöht. Ob Asthma im Umkehrschluss aber auch zu Übergewicht bei Kindern beiträgt, ist bisher jedoch nicht bekannt. Ein Forscherteam aus Kalifornien ist dieser These nachgegangen und hat außerdem untersucht, ob auch Asthma-Medikamente das Risiko für Übergewicht beeinflussen können.
Aus der ‚Southern California Children’s Health Study‘ (CHS) wurden 2171 Kinder zwischen fünf und acht Jahren für die aktuelle Studie gewonnen. Alle waren zu Beginn der Studie nicht stark übergewichtig. Über zehn Jahre hinweg verfolgten die Autoren die Entwicklung der Kinder. Dafür wurden sie jährlich untersucht und ihr Body Mass Index (BMI, Körpergewicht in Kilogramm/Körpergröße in m²) berechnet. Zudem beantworteten die Eltern (ab dem fünften Jahr der Studie, die Kinder selbst) einen Fragebogen, in dem Faktoren wie körperliche Aktivität, Verlauf von Atemwegserkrankungen und die Einnahme von Medikamenten abgefragt wurden.
Nachdem die Autoren diese Faktoren statistisch ausgeschlossen hatten, zeigte sich, dass die Kinder, bei denen zu Beginn der Studie bereits Asthma diagnostiziert war, ein um 51 Prozent höheres Risiko besaßen, in ihrer weiteren Entwicklung fettleibig zu werden, als die Kinder ohne Asthma. Dieses Ergebnis war unabhängig von der körperlichen Aktivität oder Asthma-Medikamenten wie Cortison.
Bedarfsmedikamente senken Risiko für Übergewicht
Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass Bedarfsmedikamente wie Beta-2-Sympathomimetika das Risiko einer Fettleibigkeit verringern können. Kinder, deren Asthma schon zu Beginn der Studie mit diesen Medikamenten behandelt wurde, wurden über den Studienzeitraum also seltener übergewichtig. Die Autoren nehmen an, dass dies mit den Rezeptoren zusammenhängt, auf die Beta-2-Sympathomimetika im Körper wirken. Diese seien im Fettgewebe und der Skelettmuskulatur vorhanden und sind dort am Fett- und Proteinstoffwechsel beteiligt. Aus Versuchen im Tiermodell wisse man bereits: Werden diese Rezeptoren aktiviert, kommt es zu einem höheren Energieverbrauch und einem besseren Fettabbau.
Frühkindliches Asthma scheint also, wie auch eine schlechte Ernährung und zu wenig Sport, zur Entstehung von Fettleibigkeit bei Kindern beizutragen, sagen die Autoren. Ihre Ergebnisse sprächen dafür, dass eine frühe Behandlung bei kindlichem Asthma den Teufelskreis aus steigendem Übergewicht und Verschlimmerung des Asthmas abwenden könne. So könnte auf lange Sicht auch das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes verringert werden, so die Wissenschaftler.
Einige Faktoren könnten die Studienergebnisse jedoch einschränken: Beispielsweise beruhen die Angaben in den Fragebögen nur auf Selbsteinschätzungen der Eltern oder Kinder, und es wurden auch keine Informationen über die Ernährung der Kinder gesammelt.
Quelle:
Chen Z. et al.: Effects of Childhood Asthma on the Development of Obesity among School-aged Children. In: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, 2017, Vol. 195, No. 9