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COPD-Therapie: Studie beurteilt Nutzen von Steroiden

Bei fortgeschrittener COPD mit akuter Verschlechterung des Krankheitsbilds (Exazerbationen) wird eine Behandlung mit inhalativen Steroiden zusätzlich zu langwirksamen Bronchodilatatoren (Bronchien-erweiternde Wirkstoffe) empfohlen. Bei stabiler Erkrankung können die Steroide wieder abgesetzt werden, ohne dass das Exazerbationsrisiko steigt. Allerdings verschlechtert sich die Lungenfunktion leicht. Das ist das Ergebnis der WISDOM-Studie, die im ‚New England Journal of Medicine‘ erschienen ist.

An der WISDOM-Studie (Withdrawal of Inhaled Steroids during Optimized Bronchodilator Management) unter Leitung von Prof. Helgo Magnussen, Pneumologisches Institut an der LungenClinic Grosshansdorf, nahmen knapp 2.500 Patienten mit schwerer und sehr schwerer COPD (Schweregrad III und IV) und mindestens einer Exazerbation im vergangenen Jahr teil. Alle Patienten wurden sechs Wochen lang mit einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum (Salmeterol), der anticholinergischen Substanz Tiotropium und einem Steroid (Fluticason) behandelt. Bei der Hälfte zufällig ausgewählter Patienten wurde die Therapie über ein Jahr fortgesetzt, bei den übrigen wurde das Steroid langsam ausgeschlichen.

Ein wesentlicher Anstieg der COPD-Exazerbationen blieb in beiden Gruppen aus, die Patienten waren auch ohne Steroid ausreichend vor einer akuten Verschlechterung des Krankheitsbilds geschützt. Jedoch verschlechterte sich bei den ohne Steroid behandelten Patienten die Lungenfunktion: Die Einsekundenkapazität (FEV 1) war um 38 ml erniedrigt im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach einem Jahr betrug der Unterschied 43 ml.

Bei längerfristiger Gabe von inhalativen Steroiden können unerwünschte Wirkungen wie Pilz-Infektionen im Mund- und Rachenraum, eine Störung der Stimmbildung oder die Neigung zu Blutergüssen auftreten. Andererseits könnte, wie die industriell geförderte Studie deutlich zeigt, durch das Absetzen der Steroide die Lungenfunktion abnehmen. Es muss daher im Einzelfall entschieden werden, ob das Steroid dauerhaft weggelassen werden kann.

Weitere Informationen:

Dr. med. Peter Kardos zur WISDOM-Studie: http://www.atemwegsliga.de/copd.html

Vetter, C.: Inhalative Steroide bei der COPD: Ausschleichen der Steroide lässt Exazerbationsrate nicht ansteigen. In: Deutsches Ärzteblatt, 2015, 112(5): A-185 / B-163 / C-158

Europäischer Atemwegskongress: Steroid-Ausstieg auch bei schwerer COPD ohne Destabilisierung möglich

Quellen:
Magnussen, H. et al.: Withdrawal of Inhaled Glucocorticoids and Exacerbations of COPD. In: The New England Journal of Medicine, published online October, 2014, DOI: 10.1056/NEJMoa1407154

COPD: LABA plus LAMA machen Steroide in Studie entbehrlich. In: Deutsches Ärzteblatt, Artikel vom 08. September 2014