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COPD: Entzündungsreaktion im Modellversuch gestoppt

Wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD genau entsteht, ist bislang noch weitestgehend unbekannt. Forschende berichten jetzt im Fachmagazin ‚EMBO Molecular Medicine‘ über einen bisher unbekannten Krankheitsmechanismus. In Laborversuchen konnten sie diesen auch schon unterbinden.

Die größten Risikofaktoren für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD sind das Rauchen und dauerhafte Luftverschmutzung. Bei der Erkrankung kommt es zu einer Entzündungsreaktion in den Atemwegen, die langfristig zum Verlust von Lungengewebe führt. Typische Symptome von COPD sind chronischer Husten, Auswurf und Atemnot. Forschende des Helmholtz Zentrums München konnten in einer aktuellen Arbeit den Entzündungsprozess jetzt näher aufklären. Dabei konzentrierte sich das Team auf die tertiären Lymphknoten. Diese werden in verschiedenen Organen in der Nähe von Entzündungen gebildet. Konkret untersuchten die Autoren die sogenannten induzierbaren Bronchien assoziierten Lymphknoten, kurz iBALT.

Nach Aussage der Autoren geht man momentan davon aus, dass die Entstehung von iBALT ein ganz zentraler Aspekt bei einer Verschlechterung von COPD ist - wie diese Lymphknoten aber entstehen war bisher unklar. Die Lungenspezialisten suchten daher nach bekannten Abläufen in anderen Lymphgeweben und wurden auf den Oxysterol-Stoffwechsel aufmerksam. Oxysterole sind Abkömmlinge des Cholesterins und spielen in vielen unterschiedlichen biologischen Prozessen eine Rolle, unter anderem bei der Wanderung von Immunzellen in das Lymphgewebe. Die Frage war nun, ob dieser Stoffwechselprozess auch im Umfeld der Lunge und speziell bei einer durch Zigarettenrauch bedingten COPD von Bedeutung ist.

Oxysterol-Stoffwechsel als Angriffspunkt

Tatsächlich fanden die Forschenden sowohl im Versuchsmodell als auch in der Lunge von COPD-Patienten erhöhte Mengen der Enzyme, die für den Oxysterol-Stoffwechsel verantwortlich sind, sowie Immunzellen die ins Gewebe einwanderten. In weiteren Versuchen zeigte sich, dass die iBALT-Bildung gehemmt ist, wenn die Stoffwechsel-Enzyme nicht vorhanden sind. Dadurch wurde auch das Einwandern von Immunzellen verhindert und die Lunge nahm trotz Zigarettenrauch keinen Schaden.

Die Forschenden versuchten anschließend diesen Effekt nachzuahmen, indem sie den Oxysterol-Stoffwechselweg im Modellversuch mit einem Hemmstoff blockierten. Und tatsächlich konnten sie so das  Einwandern der Immunzellen nach Zigarettenrauch-Reizung und damit die iBALT-Bildung verhindern. Ziel sei es nun, die Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen, um möglicherweise in die Entstehung von COPD eingreifen zu können.

Quellen:

Jia, J. et al.: Cholesterol metabolism promotes B‐cell positioning during immune pathogenesis of chronic obstructive pulmonary disease. In: EMBO Molecular Medicine, online publiziert am 19. April 2018 

Helmholtz Zentrum München: Entzündungsreaktion bei COPD im Modellversuch unterbunden. Pressemitteilung vom 3. Mai 2018