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Birkenpollen-Allergie – Genaue Diagnose zählt

Bei Patienten mit positivem Pricktest auf Birkenpollen ist nicht unbedingt das Hauptbirkenpollen-Allergen Bet v1 für ihre allergischen Symptome verantwortlich. Vielmehr können Kreuzreaktionen auf Graspollen-Allergene die Ursache sein. Für eine sichere Diagnose ist es zudem wichtig, weitere Test vorzunehmen sowie die Pollenflugdaten einzubeziehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine klinische Studie der Technischen Universität München (TUM) mit Beteiligung der Universität Tübingen. Die Daten sind in der Septemberausgabe der renommierten Fachzeitschrift ‚Allergy‘ veröffentlicht.

Birkenpollen sind zusammen mit Graspollen die häufigsten Auslöser für pollenbezogenen allergischen Schnupfen in Nord- und Mitteleuropa. Mit zunehmenden Pollenmengen nimmt auch die Häufigkeit dieser Pollenallergien weiterhin zu. Starke jährliche Schwankungen der Pollenmengen sowie große Überschneidungen der Pollensaison insbesondere zwischen Birken- und Gräserpollen erschweren jedoch die klare Zuordnung von Allergien zu dem jeweils verantwortlichen Allergen. Zudem gibt es häufig Kreuzreaktionen mit Bet v2 und Phl p 12, zwei Profilinen, das sind sogenannte Panallergene, die in Pollen mehrerer Pflanzen vorkommen und ein positives Testergebnis vortäuschen können.

Ein Wissenschaftlerteam unter Federführung von Prof. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik am Biederstein der TUM, untersuchten nun in einer klinischen Studie, welche Rolle die Kreuzreaktion mit Profilinen bei Birkenpollen-Allergikern wirklich spielt. Von 433 Patienten, die im Pricktest positiv auf Bet v 1 reagierten, waren dem anschließenden IgE-Test zufolge nur 349 Patienten tatsächlich auf das Haupt-Birkenpollenallergen Bet v 1 sensibilisiert. 44 reagierten auf Bet v 1 und das Profilin Bet v 2 und weitere 15 allein auf Bet v 2.

Weiterführende Tests, darunter der Basophilenaktivierungstest, bestätigten dosisabhängige Kreuzreaktionen. Insbesondere Patienten mit ausschließlicher Sensibilisierung auf das Panallergen Bet v 2 zeigten deutlichere Reaktionen auf Gräserpollenallergene. Um einen weiteren Hinweis auf die Art der Sensibilisierung zu erhalten verglichen die Wissenschaftler die Symptome der Patienten mit den im jeweiligen Zeitraum gemessenen Pollenzählungen. Bei der Mehrzahl korrelierte die Diagnostik einer Bet v 2-Sensibilisierung auch mit dem vermehrten Auftreten von Gräserpollen.

Zusammenfassend ist es den Wissenschaftlern zufolge wichtig, für eine klare Identifizierung der jeweils verantwortlichen Allergene eine genaue Allergie-Diagnostik vorzunehmen. Dabei müssen auch Allergene für in Frage kommende Kreuzreaktionen mitberücksichtigt werden. Und es ist wichtig, die klinischen Symptome in Zusammenhang mit den jeweiligen Pollenmengen zu bringen.

Die Erkenntnisse bestätigen, dass das Führen von Symptomtagebüchern für Pollenallergiker wichtig ist. Insbesondere aber ist eine genaue Diagnose wichtig, um ggf. die richtige Entscheidung für eine spezifische Immuntherapie zu treffen.


Quelle:

Wölbing, et al.: The clinical relevance of birch pollen profilin cross reactivity in sensitized patients. – In: Allergy 2016, 02. September. doi: 10.1111/all.13040