Bewegung zahlt sich aus für COPD-Patienten
Körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf die Lungengesundheit aus. Dass dies nicht nur ein subjektives Empfinden von Patienten oder deren Atemtherapeuten ist, bestätigt nun eine aktuelle Untersuchung der europäischen Fachgesellschaft für Lungenheilkunde ERS (European Respiratory Society). Diese hatte eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingesetzt, die ihre Ergebnisse am 7. September auf dem Jahreskongress der ERS in München präsentierte. Alle Lungenpatienten sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten regelmäßig aktiv sein, um der Spirale aus Luftnot, Inaktivität, Muskelabbau und schlechterer Herz-Kreislauffunktion entgegenwirken zu können. Selbst schwer kranke Patienten haben eine bessere Prognose, wenn sie sich noch ein gewisses Maß an körperlicher Aktivität erhalten können.
Verschiedene Studien zeigen, dass körperliche Aktivität nicht nur das aktuelle Wohlbefinden verbessert, sondern sich auch langfristig positiv auf die Gesundheit auswirkt. Zuletzt beschrieb eine Studie im Journal of the American College of Cardiology, dass bereits fünf- bis zehnminütiges langsames Joggen am Tag das allgemeine Sterberisiko senkt, insbesondere das Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch andere Studien belegen, dass aktive Menschen eine höhere Lebenserwartung haben und seltener unter Fettleibigkeit und Diabetes, aber auch Demenz oder Krebs leiden. So waren in einer Untersuchung aus Taiwan schon 15minütiges Spazierengehen am Tag mit einem deutlich erniedrigten Risiko zu versterben verbunden. Weiterhin konnte immer wieder gezeigt werden, dass körperlich aktive Patienten besser in der Lage sind, schwere Erkrankungen zu bewältigen.
Die ERS hat 2012 eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zu diesem Thema eingesetzt. Sie sollte den Wissensstand zum Zusammenhang von körperlicher Aktivität und COPD zusammenfassen und Perspektiven entwickeln. Einer der beiden Vorsitzenden, PD Dr. Henrik Watz vom Pneumologischen Forschungsinstitut an der LungenClinic Grosshansdorf (DZL-Standort ARCN) berichtete auf dem ERS-Kongress in München: „Man weiß aus epidemiologischen Studien, dass körperlich inaktive Menschen unter einer überdurchschnittlichen Abnahme der Lungenfunktion leiden und häufiger eine COPD entwickeln.“ Zudem steige bei COPD-Patienten das Risiko für Krankenhauseinweisungen infolge akuter Phasen der Verschlimmerung.
Die Schwere der Erkrankung steht im Zusammenhang mit der körperlichen Aktivität. Jedoch ist man immer wieder erstaunt, dass auch schwer kranke Patienten sich noch ein gewisses Maß an körperlicher Aktivität erhalten konnten und eine bessere Prognose haben als Patienten, die körperlich inaktiv sind. Ein Hund, mit dem man täglich spazieren gehen muss, der bewusste Gang zum Einkaufen, dies alles sind Dinge, auf die Patienten mit COPD trotz der aufkommenden Belastungsluftnot bewusst achten sollten.
Die Arbeitsgruppe schlägt nun vor zu erforschen, ob Bewegung Patienten auch hilft, ihre Symptome zu mildern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Zudem ist bislang unklar, inwieweit medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsansätze (z.B. Sauerstofftherapie, Raucherentwöhnung oder Rehabilitation bzw. Lungensport), die Belastbarkeit der Patienten nicht nur kurz- sondern auch längerfristig (z.B. durch Linderung der Atemnot) verbessern und ihnen damit körperliche Aktivität ermöglichen.
Die Ergebnisse werden im September im Fachmagazin ERJ publiziert.
Weiterführende Quellen:
Duck-chul, L. et al.: Leisure-Time Running Reduces All-Cause and Cardiovascular Mortality Risk. In: Journal of the American College of Cardiology, 2014, 64, 5: 472–481
Chi Pang, W. et al.: Minimum amount of physical activity for reduced mortality and extended life expectancy: a prospective cohort study. In: The Lancet, 2011, 378, 9798:1244 - 1253, 1