Asthma-Diagnose oft falsch
Bei jedem dritten Asthma-Patienten kann die ursprüngliche Diagnose nicht bestätigt werden. Kanadische Forscher der Universitätsklinik Ottawa wiesen dies in einer Studie nach und warnen deshalb vor unnötigen Therapien mit Asthmamedikamenten. Ihr Bericht wurde im amerikanischen Ärzteblatt ‚JAMA‘ veröffentlicht.
Patienten mit Asthma bronchiale leiden unter einer chronischen Entzündung der Atemwege. Aufgrund der Entzündung kommt es zu den spezifischen Asthma-Symptomen, wie zum Beispiel Kurzatmigkeit und Luftnot, ein Enge-Gefühl in der Brust, verminderte Lungenfunktion beim Ausatmen oder auch nur Husten. Charakteristisch ist bei dieser Krankheit, dass die Symptome anfallsartig auftreten und sich zwischen den Anfällen wieder zurückbilden können. Die Diagnose von Asthma kann auch deshalb schwierig sein. Ein Forscherteam der Universitätsklinik in Ottawa, Kanada, zeigte nun, dass bei jedem dritten Patient mit diagnostiziertem Asthma die Krankheit nicht mehr nachgewiesen werden kann.
In die Auswertung der Studie flossen die Daten von 613 Erwachsenen ein, die in den letzten fünf Jahren die Diagnose Asthma erhalten hatten. Über 86,6 Prozent von ihnen nahmen zu Beginn Asthma-Medikamente ein. Ziel der Studie war es, diese Medikation langsam auszuschleichen und die Patienten dabei ärztlich zu überwachen. Um zu überprüfen, ob die Probanden wirklich unter Asthma leiden, wurden Symptome, Peak Flow Messungen, Spirometrie Untersuchungen und bronchiale Provokationstests ausgewertet.
Über die Analyse der Lungenfunktion, insbesondere über die Veränderungen des FEV1-Wertes, wurde die Asthma-Diagnose dann entweder bestätigt oder ausgeschlossen.
Die Forscher konnten so bei 203 der insgesamt 613 Studienteilnehmer eine Asthma-Erkrankung ausschließen. Das entspricht 33,1 Prozent. Zwölf der Probanden hatten sogar schwere anderweitige Herz-Lungen-Erkrankungen, die zuvor fälschlicherweise als Asthma diagnostiziert wurden. Bei Patienten, bei denen Asthma am Ende ausgeschlossen werden konnte, wurde bei der Erstdiagnose außerdem seltener überprüft, ob ihre Lungenfunktion eingeschränkt ist.
181 Studienteilnehmer zeigten selbst nach weiteren zwölf Monaten keine Hinweise auf Asthma. Die Autoren nehmen an, dass es bei einigen Studienteilnehmern zu einem spontanen Rückgang ihrer Erkrankung kam. Trotzdem zeige die Studie, dass es eine hohe Zahl von Fehldiagnosen bei Asthma gibt. Ärzte sollten sich deshalb nicht nur auf die Symptome stützen, sondern wenn möglich immer spezifische Untersuchungen durchführen, um eine Asthma-Diagnose zu bestätigen, so die kanadischen Forscher. Zudem zeige die Untersuchung, wie wichtig die Leitlinienempfehlungen für Asthma sind. Diese schlagen vor, bei gut kontrolliertem Asthma die Behandlung langsam zu reduzieren, damit Patienten nicht unnötig hohe Dosen an Medikamenten zu sich nehmen.
Quellen:
Shawn D.A. et al.: Reevaluation of Diagnosis in Adults With Physician-Diagnosed Asthma. In: JAMA, 2017, 317(3): 269-279. doi:10.1001/jama.2016.19627
Ärzteblatt.de: Asthma: Jeder dritte erwachsene Patient benötigt keine Medikamente
Springer Medizin: Spontanremission oder Fehldiagnose? - Viele „Asthmapatienten“ sind gar keine