Mit Vollendung des dritten Lebensjahres war fast jedes Kind einmal mit dem RS-Virus infiziert. Die meisten erholen sich schnell von Symptomen wie Schnupfen und Husten, trotzdem ist das Virus einer der Hauptgründe für einen Krankenhausaufenthalt bei Kindern unter einem Jahr. Weltweit machen <link>RSV-Infektionen sieben Prozent aller Todesfälle bei Kleinkindern im Alter zwischen einem Monat und einem Jahr aus. Bislang ist das einzige Medikament zur Prävention schwerer RSV-Erkrankungen der Antikörper Palivizumab, der an das sogenannte RSV-Fusion-Glycoprotein bindet. Das Fusion-Glycoprotein ist ein Eiweißstoff an der Oberfläche des RS-Virus. Es leitet – vereinfacht dargestellt –, die Verschmelzung (Fusion) des Virus mit der von ihm angegriffenen Zelle ein.
Den amerikanischen Wissenschaftlern ist es nun gelungen, die Form des Fusion-Glycoproteins zu bestimmen, bevor es mit menschlichen Zellen in Wechselwirkung tritt. Diese sogenannte Vor(Pre-)-Fusion-Form ist sehr empfindlich gegenüber Antikörpern. Eine hochsensible Stelle an der Spitze der Pre-Fusion-Form des Fusion-Glycoproteins bietet die Schwachstelle, an der sie angreifen können.
In ihrer Untersuchung zeigten die Wissenschaftler, wie drei Antikörper, die möglicherweise das RS-Virus bekämpfen können, an die neu entdeckte Stelle des RSV-Fusion-Glycoproteins andocken. Neben Ansatzpunkten für die Entwicklung eines neuen Impfstoffs liefern die Ergebnisse auch eine strukturelle Basis, wie die Antikörper RS-Viren bekämpfen. Diese Erkenntnis könnte die Entwicklung wirksamer Antikörper gegen RSV-Infektionen deutlich beschleunigen.
Quelle:
McLellan, J. S. et al.: Structure of RSV Fusion Glycoprotein Trimer Bound to a Prefusion-Specific Neutralizing Antibody. In: Science 2013, Vol 340 (6136): 1113-7 doi: 10.1126/science.1234914