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Risikofaktor: Zäher Schleim

Bei der Entstehung von allergischem Asthma spielt die Beschaffenheit der Lungenschleimhaut eine entscheidende Rolle. Dies konnten Heidelberger Wissenschaftler nun im Tiermodell nachweisen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘ und stellten außerdem eine neue Behandlungsstrategie vor.

Asthma bronchiale, meist einfach als Asthma bezeichnet, zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Rund 300 Millionen Menschen sind weltweit davon betroffen. Bei Asthma-Patienten reagiert das Immunsystem übermäßig stark auf äußere Reize in der Atemluft, wodurch es zu einer chronischen Entzündung der Atemwege und schließlich zur Verengung der Bronchien kommt. Bis heute ist nur wenig darüber bekannt, wie genau die übersteigerte Reaktion des Immunsystems in der Lunge ausgelöst wird.

Das Team um Prof. Dr. Marcus Mall vom Universitätsklinikum Heidelberg hat nun untersucht, welche Rolle die Befeuchtung der Atemwegsschleimhaut bei der Entstehung von Asthma spielt. Hierzu wurden im Tiermodell Tests mit allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) wie Schimmelpilzen und Partikeln von Hausstaubmilben durchgeführt. Tiere, die durch einen genetischen Defekt eine deutlich trockenere Lungenschleimhaut besitzen, zeigten in den Untersuchungen eine sehr viel stärkere allergische Entzündung der Atemwege als die Kontroll-Tiere mit normal feuchtem Lungensekret. Die Forscher nehmen an, dass der zähe Schleim, ausgelöst durch die trockene Lungenschleimhaut, einen schnellen Abtransport der Allergene verhindert und so die viel zu starke Reaktion des Immunsystems auslöst.

Durch den zähen Schleim sammeln sich die allergieauslösenden Stoffe in der Lunge an und reizen die Schleimhautzellen. Diese sondern daraufhin Botenstoffe wie Interleukin-13 (IL-13) ab und aktivieren so bestimmte Immunzellen (T-Helferzellen Typ2) was letztendlich zur Entzündung führt. Die allergische Entzündung geht also scheinbar nicht in erster Linie auf eine Fehlfunktion der Immunzellen zurück. Vielmehr sind es die Schleimhautzellen der Lunge, die das Immunsystem zu stark aktivieren.

Hinweise auf eine neue mögliche Behandlungsstrategie fanden die Heidelberger Wissenschaftler in einem weiteren Versuch: Nach Inhalation des Wirkstoffes Amilorid sank die Menge des Botenstoffes Interleukin-13 in der Lungenschleimhaut und die allergische Entzündung war deutlich reduziert. Amilorid verbessert die Befeuchtung der Schleimhaut, wodurch die Allergene dann effektiv aus der Lunge abtransportiert werden können. Ob diese Behandlungsstrategie bei Patienten mit Asthma genauso gut wirkt wie im Tiermodell müssen weitere Studien zeigen.

Quellen:

Fritzsching B. et al.: Impaired mucus clearance exacerbates allergen-induced type 2 airway inflammation in juvenile mice. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, online veröffentlicht am 16. Nov 2016 doi: 10.1016/j.jaci.2016.09.045

Universitätsklinikum Heidelberg: Zähen Schleim als entscheidenden Risikofaktor für die Entstehung von Asthma untersucht. – Pressemitteilung vom 20.12.2016