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Thoron in Häusern

Im Rahmen einer großen Messreihe haben Wissenschaftler in den Jahren 2012 und 2013 in über 3000 kanadischen Häusern die Konzentrationen an Radon und Thoron, zwei natürlich vorkommenden radioaktiven Edelgasen, gemessen. Sie kommen zu dem Schluss, dass Thoron separat gemessen werden muss, und sich nicht aus den gemessenen Radonwerten hochrechnen lässt. Thoron leistet einen zusätzlichen, wenn auch geringeren Beitrag zum Gesundheitsrisiko durch Radioaktivität in Innenräumen.

Das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon ist seit langem als Gesundheitsrisiko bekannt, es gilt nach Tabakrauch als Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs. Dagegen fand das natürliche Radon-Isotop Thoron, bis vor kurzem wenig Beachtung. Radon dringt vornehmlich aus dem Untergrund durch Fugen und Risse in Erdgeschossräume ein. Thoron entstammt in erster Linie Baumaterialien wie Lehm. 

Thoron, das Radio-Isotop 220Rn aus der Thoriumzerfallsreihe, hat eine kurze Halbwertszeit von nur 56 Sekunden - im Vergleich zu 3,8 Tagen bei Radon. Als Edelgas kann es aus dem Boden oder aus Baumaterialien, insbesondere Lehm, in die Raumluft eintreten. Seine Zerfallsprodukte lagern sich an Feinstaubpartikeln an und können über die Atemluft in die Lunge gelangen. Dort können sie ebenso wie Radon eine gesundheitsrelevante Strahlendosis verursachen.

Die kanadischen Forscher führten im Rahmen ihrer Studie 3215 Messungen von Radon und Thoron in Häusern durch. Die durchschnittlichen Radonwerte lagen bei 96 Becquerel* pro Kubikmeter, die höchste gemessene Radonkonzentration bei 2117 Becquerel pro Kubikmeter. Im Vergleich dazu liegt die durchschnittliche Radonkonzentration weltweit nur bei ca. 40 Bq pro Kubikmeter. Die gemessenen Thoronkonzentrationen lagen im Schnitt bei 9 Becquerel pro Kubikmeter mit einem Maximalwert von 210 Becquerel pro Kubikmeter, dabei allerdings in 48 Prozent der Häuser unterhalb der Nachweisgrenze. Insgesamt schätzen die Wissenschaftler, dass Thoron etwa drei Prozent der Gesamt-Thoron- und Radon-Strahlenexposition in Innenräumen ausmacht. 

Aufgrund ihrer aktuellen Messungen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Höhe von Radon- und Thoron-Konzentrationen in keinem direkten Zusammenhang steht und sich demnach Thoronkonzentrationen nicht rechnerisch aus Radonmessungen ableiten lassen. Angesichts der hohen durchschnittlichen Radonwerte fordern sie weiterführende Anstrengungen zur Reduzierung der radon- und thoronbedingten Lungenkrebsfälle.

*Becquerel  (Bq) ist die Einheit für Radioaktivität, 1Bq  = 1 Zerfall pro Sekunde 


Weitere Informationen zum Thema Radon

Quelle:

Chen, J. et al.: Results of simultaneous Radon and Thoron Measurements in 33 Metropolitan Areas of Canada. In: Radiation Protection Dosimetry 2015, Vol. 163, 2:210-216

Helmholtz Zentrum München: Bedeutung von Thoron für den Strahlenschutz