Lungenentzündung: Symptome und Grundlagen
Eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine Entzündung des Lungengewebes. Meist entsteht sie durch eine Infektion mit Erregern wie Bakterien, Viren oder Pilzen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Gernot Rohde, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, DZL
Prof. Dr. Susanne Herold, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, DZL
Video: Lungenentzündung kurz und verständlich
Interview mit Prof. Tobias Welte
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Lungenentzündung: Symptome
Erste Anzeichen für eine Lungenentzündung können erkältungsartige Beschwerden sein, die der Krankheit voraus gehen. Oft setzen die typischen Pneumonie-Symptome aber auch sehr rasch und plötzlich ein:
- Husten mit Auswurf
- Fieber und Schüttelfrost
- Schwäche und Krankheitsgefühl
- Atemnot und schnelle, flache Atmung
- Schmerzen im Brustkorb
Das Tückische an der Pneumokokken-Pneumonie ist, dass sie oft ohne Vorwarnung zu sehr schweren Symptomen wie akuter Luftnot und Sauerstoffmangel führt.
Video: Was passiert im Körper bei einer Lungenentzündung?
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Transkript: Was passiert im Körper bei einer Lungenentzündung
Mit der Atemluft gelangen neben dem lebensnotwendigen Sauerstoff auch Krankheitserreger in die Atemwege. Meist kann der Körper sie durch seine Selbstreinigungsmechanismen entfernen oder durch das Immunsystem unschädlich machen.
Gelingt das nicht, können sich die Krankheitserreger in den Atemwegen ausbreiten. Die betroffenen Abschnitte entzünden sich. Breiten sich die Krankheitserreger bis in die tiefen Atemwege aus, kann eine Lungenentzündung auftreten.
Die häufigste Ursache einer Lungenentzündung sind bestimmte Bakterien, die Pneumokoken, aber auch andere Bakterienarten. Viren, Pilze, eingeatmete Fremdkörper oder chemische Reize sind mögliche Ursachen einer Lungenentzündung.
Es können sich verschiedene Bereiche der Lunge entzünden, etwa die Lungenbläschen, die Bronchien oder auch das Lungenzwischengewebe.
Ist ein Lungenlappen komplett entzündet, sprechen Fachleute von einer Lobärpneumonie.
In schweren Fällen kann eine Lungenentzündung zu einem akuten Lungenversagen führen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge an. Die Atmung ist erschwert und der Körper erhält nicht genügend Sauerstoff. Ein akutes Lungenversagen ist lebensbedrohlich und muss schnellstmöglich behandelt werden.
Bis zum Lungenversagen muss es aber nicht kommen. In der Regel lässt sich eine Lungenentzündung gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Gegen eine bakterielle Lungenentzündung helfen Antibiotika. Sind Viren oder Pilze die Krankheitsursache, gibt es auch dagegen spezielle Medikamente.
Besser als behandeln ist aber Vorbeugen. Gegen die wichtigsten Erreger der Lungenentzündung, die Pneumokoken, gibt es eine Schutzimpfung.
Besondere Pneumonie-Symptome bei bestimmten Personengruppen
Bei Kindern und älteren Menschen können Anzeichen auf eine Lungenentzündung auch fehlen oder untypisch ausfallen: Manche Kinder klagen vor allem über Bauchschmerzen. Bei Säuglingen und Kleinkindern weisen manchmal nur recht allgemeine Symptome auf eine Lungenentzündung hin:
- Sie verweigern das Trinken
- wirken blass,
- ihr Puls geht schnell und
- beim Atmen bewegen sich die Nasenflügel sichtbar mit.
Ältere Menschen dagegen wirken manchmal verwirrt und orientierungslos.
Pleuraerguss als mögliche Komplikation
Ein Pleuraerguss ist die häufigste Komplikation einer durch Pneumokokken hervorgerufenen Lungenentzündung. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Pleurahöhle, dem schmalen Spalt zwischen Lunge und Brustwand.
Ist eine Lungenentzündung ansteckend?
Pneumokokken verbreiten sich in der Regel durch eine Tröpfcheninfektion: Die Erreger werden durch erregerhaltige Tröpfchen (Aerosole) übertragen, die infizierte Personen beim Sprechen, Lachen und insbesondere beim Niesen und Husten in die Luft abgeben.
Die eingeatmeten Bakterien siedeln sich in der Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums an. Das bedeutet allerdings nicht, dass man zwangsläufig auch an einer Lungenentzündung erkrankt.
Weit verbreiteter Erreger – häufig ohne Folgen
Streptococcus pneumoniae ist in der Schleimhaut von 40 bis 90 Prozent aller gesunden Kinder unter fünf Jahren nachweisbar. Bei Erwachsenen sind es etwa zehn Prozent. In manchen Gruppen, wie etwa dem Personal von Krankenhäusern, kann die Rate der gesunden Keimträger auch noch höher liegen.
Zum Risiko werden Pneumokokken meist erst, wenn die körpereigene Abwehr noch nicht oder nicht mehr voll funktionsfähig ist. Dann kann sich der Erreger stark innerhalb der Lunge und auch in andere Organe ausbreiten und dort eine Infektion hervorrufen.
Wie ist die Prognose bei einer Lungenentzündung?
Menschen mit einer Lungenentzündung,
- die keinen Krankenhausaufenthalt erfordert und ambulant behandelt werden kann und
- bei denen keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen,
haben gute Chancen wieder gesund zu werden.
Eine Lungenentzündung ist nicht jedoch zu unterschätzen: Von den Menschen, die mit einer Pneumonie im Krankenhaus behandelt werden, verstirbt mehr als jede zehnte Person. Bei älteren oder vorerkrankten Menschen kann die Sterblichkeit noch höher liegen.
Auslöser einer Lungenentzündung
Häufigster Auslöser einer Pneumonie sind Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken). Diese können auch andere sehr ernsthafte Erkrankungen hervorrufen, von Mittelohrentzündung bis hin zu Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Sepsis (Blutvergiftung).
Pneumokokken: Erreger der Lungenentzündung
Pneumokokken sind die häufigsten Auslöser einer Pneumonie (Lungenentzündung). Charakteristisch für diese Bakterien ist, dass die Keime paarweise zusammengelagert sind. Deshalb gehören sie zur Gruppe der sogenannten Diplokokken und wurden früher auch als Diplococcus pneumonia bezeichnet.
Umgeben sind die Zellen von einer Kapsel aus Polysacchariden – langkettigen komplexen Zuckermolekülen. Anhand der chemischen Struktur dieser Kapselmoleküle lassen sich Pneumokokken in verschiedene Untertypen unterteilen, sogenannte Serotypen. Bis heute sind mehr als 100 Pneumokokken-Serotypen identifiziert. Diese unterscheiden sich nicht nur in ihrer Struktur, sondern auch darin,
- wie ansteckend sie sind (Virulenz) und
- welche Erkrankungen sie verursachen können (Pathogenität).
Bestimmte Untertypen treten bei manchen Krankheitsbildern (wie etwa der Meningitis) besonders häufig auf. Je nach Region und Altersgruppe sind die verschiedenen Serotypen unterschiedlich verbreitet. Streptococcus pneumoniae ist also kein ein einziges Bakterium, sondern vielmehr eine – sehr heterogene – „Bakterienfamilie“.
Bakterien-Aufbau beeinflusst Krankheitspotenzial
Die Polysaccharid-Kapsel ist einer der wichtigsten sogenannten Virulenzfaktoren der Pneumokokken: Sie beeinflusst die krankheitserzeugende Wirkung (Pathogenität) der Erreger. Die Polysaccharid-Kapsel bewahrt die Bakterien davor, von den Abwehrzellen des Immunsystems vernichtet zu werden.
Gelingt es der körpereigenen Abwehr nicht, den Keim zu vernichten oder in Schach zu halten, kann er sich in verschiedene Organe ausbreiten und dementsprechend eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen – je nachdem, welches Organsystem betroffen ist.
Weitere bakterielle Pneumonie-Erreger
Neben Pneumokokken können verschiedene weitere Bakterien eine Lungenentzündung auslösen, darunter:
- Haemophilus influenzae
- Mykoplasmen, zum Beispiel Mycoplasma pneumoniae (häufig bei Kindern)
- Enterobacteriaceae
- Legionellen
- Staphylococcus aureus
Viren als Ursache einer Lungenentzündung
Auch bestimmte Virus-Infektionen der Atemwege können in eine Lungenentzündung münden, darunter solche mit:
Ursachen nosokomialer Lungenentzündungen
In Krankenhäusern und Pflegeheimen stehen oft andere Erreger als Auslöser von Lungenentzündungen im Vordergrund als außerhalb solcher Einrichtungen. Zu den häufigen Ursachen dieser sogenannten nosokomialen Lungenentzündungen zählen zum Beispiel
- Staphylococcus aureus (inklusive des „Krankenhauskeims“ MRSA),
- der Feuchtkeim Pseudomonas aeruginosa und
- verschiedene Enterobacteriaceae (zum Beispiel Klebsiella pneumoniae).
Video: Entzündungen bei Lungenerkrankungen: Das sollten Sie wissen
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Äußere Einflüsse aus Ursachen einer Lungenentzündung
Eine Lungenentzündung kann auch durch äußere Einflüsse, wie das Einatmen von Reizgasen, verursacht werden. Je nach Art der Entzündung sind die Lungenbläschen (Alveolen) oder auch das Gewebe zwischen den Lungenbläschen und den Blutgefäßen betroffen.
Welche Typen von Lungenentzündung gibt es?
Meist ist eine Lungenentzündung auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen, überwiegend durch Pneumokokken. Fachleute sprechen dann von einer typischen Pneumonie.
Jede fünfte Lungenentzündung wird durch Viren oder sogenannte intrazelluläre Bakterien wie Mykoplasmen, Chlamydien oder Legionellen hervorgerufen. Dies bezeichnen Fachleute als atypische Pneumonie.
Die Unterscheidung zwischen typisch und atypisch bezieht sich manchmal auch auf die Symptome der Pneumonie: Bei einer atypischen Lungenentzündung können Symptome wie Fieber und produktiver Husten fehlen.
Ambulant erworbene und nosokomiale Pneumonie
Aus medizinischer Sicht ist auch die Unterteilung wichtig, wo und wie die betroffene Person sich angesteckt hat:
- Ambulant erworbene Pneumonie (englisch: „community-acquired pneumonia“ = CAP): Die Infektion hat im normalen Alltag stattgefunden – also außerhalb eines Krankenhauses.
- Nosokomiale Pneumonie (englisch: „hospital acquired pneumonia“ = HAP): Sie entsteht durch eine Infektion im Krankenhaus.
Erkranken Personen mit bereits geschwächtem Immunsystem an einer Lungenentzündung, kann diese besonders schwerwiegend verlaufen. Bei ihnen haben auch eher untypische Erreger leichtes Spiel, darunter Pseudomonas, Staphylokokken, Pilze oder spezielle Viren. Dies kann die Pneumonie-Symptome verstärken und die Therapie erschweren.
Als Folge von Lungenentzündungen kann ein akutes Lungenversagen (ARDS) auftreten.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) et al.: S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik und Therapie erwachsener Patienten mit nosokomialer Pneumonie. AWMF-Register-Nr. 020-013, Stand 01/2024
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) et al.: S3-Leitlinie Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, Update 2021. AWMF-Register-Nr. 020-020, Stand 04/2021
- Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) und Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI): S2k-Leitlinie Management der ambulant erworbenen Pneumonie bei Kindern und Jugendlichen (paediatric community-acquired pneumonia, pCAP). AWMF-Register-Nr. 048-013, Stand 01/2024
- Martin-Loeches, I. et al.: ERS/ESICM/ESCMID/ALAT guidelines for the management of severe community-acquired pneumonia. In: Intensive Care Med. 2023 ;49 (6) :615 – 632
- World Health Organization (WHO): Pneumonia. (Letzter Abruf: 16.10.2025)
- Dalhoff, K.: Ambulant erworbene Pneumonie bei Erwachsenen. In: CME (Berl). 2017; 14 (11): 46 – 54
- European Center for Disease Prevention and Control: Invasive pneumococcal disease. (Letzter Abruf: 16.10.2025)
- Gritzfeld, J.F. et al.: Density and duration of experimental human pneumococcal carriage. In: Clin Microbiol Infect 2014; 20: O1145 – O1151
- Ganaie, F.A. et al.: Discovery and Characterization of Pneumococcal Serogroup 36 Capsule Subtypes, Serotypes 36A and 36B. In: J Clin Microbiol. 2023; 61 (4): e0002423. doi: 10.1128/jcm.00024-23
Letzte Aktualisierung: 16.10.2025