Zum Hauptinhalt springen

RSV-Infektion: Familie impfen, um Babys zu schützen

In den ersten Lebensmonaten sind Kinder besonders anfällig für schwere, durch RS-Viren bedingte Atemwegsinfektionen. Wie eine Studie jetzt nahe legt, könnte eine spezielle Impfstrategie solche Erkrankungen verhindern.

Das Respiratory-Syncytical-Virus (RSV) ist bei Säuglingen und Kleinkindern weltweit der häufigste Auslöser von Atemwegsinfektionen. Grundsätzlich können Infektionen mit diesen Viren, die in den Wintermonaten Hochsaison haben, jeden treffen. Während ältere Kinder und Erwachsene in aller Regel nur leichte, erkältungsähnliche Symptome entwickeln, greifen RSV-Infektionen in den ersten Lebensmonaten leicht von den oberen auf die unteren Atemwege über. Dort können sie eine Entzündung der kleinen Endäste des Bronchialbaums (Bronchiolitis) und eine Lungenentzündung hervorrufen.

Warum sind Babys unter sechs Monaten besonders anfällig für diese schweren, durch RS-Viren bedingten Erkrankungen, die meist einen Krankenhausaufenthalt und nicht selten sogar eine intensivmedizinische Behandlung mit Beatmung notwendig machen? Weil es ihre erste Infektion ist und sie deshalb noch keine Antikörper gegen die Viren gebildet haben? Auf diese bislang ungeklärten Fragen haben Wissenschaftler des Kenya Medical Research Institute und der University of Warwick jetzt eine Antwort gefunden. Wie die Forscher in ihrer im American Journal of Epidemiology vorgestellten Studie herausfanden, hängt das Risiko für schwere RSV-Erkrankungen bei kleinen Kindern prinzipiell vom Alter ab.

Da die Atemwege von Säuglingen relativ eng und kurz sind, werden ihre Bronchiolen und ihr Lungengewebe bei RSV-Infektionen häufig in Mitleidenschaft gezogen. Auf Grund von physiologischen Veränderungen – wie etwa der zunehmenden Größe der unteren Atemwege – nimmt diese Gefahr mit zunehmendem Lebensalter ab.

Wenn man Kinder im besonders kritischen ersten Lebenshalbjahr vor einer Ansteckung mit den Viren bewahren könnte, ließe sich das Risiko schwerer RSV-Erkrankungen deutlich senken. So lautet die Konsequenz, die das Forscherteam aus seiner Entdeckung zieht. Eine Schutzimpfung wäre dazu am besten geeignet. Doch trotz intensiver Forschungsbemühungen gibt es bis heute keinen aktiven RSV-Impfstoff für Babys,  für ältere Kinder und Erwachsene dagegen schon. Lediglich für Hochrisiko-Babys, wie Frühgeborene oder Babies mit angeborenen Herzfehlern gibt es eine kostenintensive RSV-Prophylaxe, die kurzfristig Schutz bietet, aber keine Impfung im eigentlichen Sinne ist.

Deshalb empfehlen die Studienautoren für Babys gegebenenfalls eine so genannte Cocoon-Strategie. Diese sieht vor, sowohl die Eltern als auch ältere Geschwister von bis zu sechs Monate alten Säuglingen gegen RSV zu impfen. Und so von vorneherein zu verhindern, dass sich das Baby bei seinen „großen“ Familienmitgliedern mit den gefährlichen Viren infiziert.

Quellen:
Ohuma, E.O. et al.: The Natural History of Respiratory Syncytial Virus in a Birth Cohort: The Influence of Age and Previous Infection on Reinfection and Disease. In: American Journal of Epidemiology, 2012, 176(9), S. 794-802

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) et al.: Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern. – 28.10.2012.

University of Warwick: RSV study shows potential for vaccine strategies to protect babies. - Pressemitteilung vom 15. November 2012