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Bindegewebe als neuer Marker für altersbedingte Lungenerkrankungen

Zelluläre Alterungsprozesse spielen für die Entstehung von chronischen Lungenerkrankungen eine wesentliche Rolle. Zu den bislang bekannten Kennzeichen für diese Prozesse haben Münchner Wissenschaftler nun einen weiteren hinzugefügt: Altersbedingte Veränderungen im Bindegewebe zwischen den Zellen könnten ebenfalls zur Entstehung von COPD, Lungenfibrose oder Lungenkrebs beitragen. Mit einem umfassenden Übersichtsartikel in dem internationalen Fachblatt European Respiratory Journal haben sie den derzeitigen Kenntnisstand zusammengefasst.

Chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Lungenfibrose oder Lungenkrebs entstehen nach derzeitigem Wissenstand aus einem Zusammenspiel von Umweltfaktoren und genetischer Veranlagung. Beide Faktoren beeinflussen auf vielfältige Weise Funktion und Zusammenwirken molekularer Bausteine auf Ebene der Körperzellen. 

Seit einigen Jahren hat sich dabei in der Erforschung von chronischen Lungenerkrankungen ein neuer Zweig etabliert – Wissenschaftler untersuchen, welche Bedeutung Alterungsprozesse auf molekularer Ebene für die Entstehung von Krankheitsbildern wie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD, idiopathischer Lungenfibrose oder Lungenkrebs haben könnten. Was für neuronale oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits bekannt war, hat sich auch für die Lungenforschung bestätigt: Wenn im Körper die natürlichen Alterungsprozesse früher einsetzen oder schneller als sonst üblich ablaufen, kann dies auch zu chronischen Erkrankungen der Lunge beitragen. 

Bislang kennt man neun zentrale molekulare Pfade, die eine Rolle spielen bei Alterungsprozessen. Dazu zählen etwa Funktionsstörungen der Mitochondrien, also der Kraftwerke der Zelle. Auch ein Verlust an Telomeren, den Schutzkappen der Chromosomen, oder Störungen in der Nährstoffaufnahme der Zellen sowie eine veränderte Kommunikation zwischen den Zellen tragen zu Alterungsprozessen im Gewebe bei. Eine Störung dieser Prozesse lässt Zellen frühzeitig altern. 

Neu hinzu kommt nun die begründete Annahme des Wissenschaftlerteams um Silke Meiners, Melanie Königshoff und Oliver Eickelberg aus dem Münchner Helmholtz Zentrum, das Mitglied im Deutschen Zentrum für Lungenforschung ist: Demnach könnte auch das interzelluläre Bindegewebe eine maßgebliche Rolle für die beschleunigte Zellalterung und damit die Entstehung chronischer Lungenerkrankungen spielen. Die Wissenschaftler erhoffen sich daraus neue Behandlungsansätze gegen bislang nicht heilbare Krankheitsbilder der Lunge.


Quelle: 

Meiners, S. et al.: Hallmarks of the ageing lung. – European Respiratory Journal 2015, 45(3):807-27.


Weiterführende Informationen zum Thema:

Wie entsteht COPD?