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Asthma: Vom Kind zum Erwachsenen

Warum entwickeln nur maximal fünf Prozent der Kinder mit frühen Asthmasymptomen eine dauerhafte Erkrankung? Was passiert während des Jugendalters? Und warum gibt es so viele Neuerkrankungen bei Erwachsenen? Trotz umfangreicher Studiendaten bleiben zahlreiche Fragen ungeklärt. Den Stand des Wissens haben vier Ärzte des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) in einem gerade in der Fachzeitschrift ‚ Lancet Respiratory Medicine‘ erschienenen Übersichtsartikel zusammengefasst. Sie plädieren für aufeinander abgestimmte Forschung von Kinder- und Erwachsenen-Pneumologen.

Mit geschätzt 300 Millionen Erkrankten ist Asthma die am häufigsten auftretende chronische Atemwegserkrankung weltweit. Wie komplex die Erkrankung ist, zeigt sich schon beim Versuch, die typischen Symptome zu beschreiben. Bei Kindern tritt das Giemen auf, ein charakteristisches Atemgeräusch, das durch eine Verengung der Atemwege hervorgerufen wird. Dieses kann sich später zu schwerwiegenderen Symptomen wie Hustenanfällen und Luftnot entwickeln. Allerdings unterscheidet sich von Patient zu Patient, wie lang und intensiv diese Anfälle sind. Auch die Auslösefaktoren variieren: Bei allergischen Asthmatikern spielt der Kontakt mit Allergenen eine Rolle, bei anderen können Infektionen oder Zigarettenrauch ein akutes Krankheitsgeschehen auslösen. Allen gemein ist jedoch eine chronische Entzündung der Atemwege.

Symptome bei Kindern und Erwachsenen
Epidemiologische Untersuchungen haben verfolgt, wie sich die Symptome mit zunehmendem Alter entwickeln. Man fand heraus, dass nur drei bis fünf Prozent aller Kinder, die Giemen oder frühe Asthma-Symptome zeigen, die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter behalten. In einer anderen Gruppe verschwinden die Symptome nur vorübergehend, treten im Erwachsenenalter aber wieder auf. Darüber hinaus gibt es Patienten, die erst als Erwachsene ihren ersten Asthmaanfall haben. Meist leiden diese Patienten mit „adultem Asthma“ unter besonders schweren Symptomen.

Was weiß man über die Ursachen von Asthma?
In der Vergangenheit konnte eine Reihe von Risikofaktoren für Asthma gefunden werden. So spielen genetische, epigenetische und Umwelteinflüsse eine Rolle. Wer bereits an einer Allergie leidet, hat ein erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken. Zu den wichtigsten umweltbedingten Auslösern gehört das Zigarettenrauchen. Dies könnte sogar bereits vorgeburtlich von Einfluss sein, wenn nämlich die Mutter raucht.

Vor allem bei Jungen verschwinden die Asthmasymptome im Jugendalter. Die biologische Ursache dafür ist allerdings unklar. Generell nehmen Forscher an, dass die zugrundeliegende Atemwegsentzündung andauert – selbst wenn typische Asthmasymptome seltener auftreten oder ganz ausbleiben.

Diagnose
In Studien mit Erwachsenen setzen Wissenschaftler ein breites Spektrum an Untersuchungsmethoden ein: Neben klinischen Daten können verschiedene Biomaterialien wie Sputum und kleine Lungenbiopsien gewonnen werden, was bei Kindern nicht möglich ist.

Standardisierte molekulare Ansätze für Untersuchungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen können helfen, offene Fragen zu unterschiedlichen Krankheitsverläufen und Ursachen des Asthmas zu klären. Ob es sich bei Asthma um eine einheitliche Krankheit oder um eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsbilder handelt, wird zurzeit intensiv diskutiert. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass Ärzte ihre Patienten zukünftig besser und personalisierter behandeln können, weil sie unterschiedliche Krankheitsverläufe genauer kennen.

Quellen:

Airway Research Center North: Asthma bei Kindern, Asthma bei Erwachsenen – ein und dasselbe? – Pressemitteilung vom 24. 10.2016

Fuchs, O. et al.: Asthma transition from childhood into adulthood. Lancet Respir Med 2016 online am 22.09.2016