Etwa jede vierte Person mit Lungenkrebs hat nie geraucht. Frühere Beobachtungsstudien zeigten Zusammenhänge mit dem Kontakt zu Passivrauch sowie zur Luftverschmutzung.
Ein Forschungsteam analysierte das Erbgut der Tumorzellen von 871 Menschen mit Lungenkrebs, die niemals geraucht haben. Die Personen stammten aus 28 verschiedenen Orten auf vier Kontinenten. Sie hatten noch keine Lungenkrebs-Therapie erhalten. Bei den meisten (737) lag ein Adenokarzinom vor.
Regionale Unterschiede im Lungenkrebs-Erbgut
Die Forschenden fanden heraus, dass sich die Erbgutveränderungen (Mutationen) in den Tumoren nach Tumorart und geografischem Standort unterschieden. Sie entdeckten außerdem einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und bestimmten genetischen Veränderungen in den Lungenkrebszellen. In Regionen mit hoher Feinstaubbelastung traten bestimmte Mutationen häufiger auf als in Regionen mit geringerer Luftbelastung.
Passivrauchen zeigte keinen klaren genetischen Fingerabdruck
Im Gegensatz zur Luftverschmutzung ließ sich für Passivrauchen kein eindeutiger Zusammenhang mit spezifischen Mutationsmustern oder Treibermutationen feststellen. Zwar war die Gesamtzahl der Mutationen bei passivrauchenden Personen leicht erhöht, doch die typischen „Krebs-Treiber“ blieben davon unberührt.
Die Studie zeigt, dass Lungenkrebs bei Nichtraucher:innen durch komplexe genetische und umweltbedingte Faktoren entsteht. Die Erkenntnisse könnten helfen, neue Strategien zur Vorbeugung zu entwickeln und die Diagnose sowie Behandlung dieser Krebsform gezielter zu gestalten – insbesondere für Menschen, die nie dem klassischen Risikofaktor Tabak ausgesetzt waren.
Quelle
Diaz-Gay, M. et al.: The mutagenic forces shaping the genomes of lung cancer in never smokers. In: Nature 2025, 644: 133 – 144