Husten: Wie er entsteht und was hilft
Husten ist ein natürlicher Schutzreflex, mit dem der Körper Sekrete, Fremdkörper und Reizstoffe aus den Atemwegen hinausbefördert. Damit erfüllt er eine lebenswichtige Funktion. Husten kann aber auch zum quälenden Symptom werden, etwa bei Asthma bronchiale, Mukoviszidose oder einer chronischen Bronchitis. Bei anhaltendem Husten empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Jürgen Behr, Klinikum der Universität München, CPC-M/DZL
Husten ist ein natürlicher Schutzreflex, mit dem der Körper Sekrete, Fremdkörper und Reizstoffe aus den Atemwegen hinausbefördert. Damit erfüllt er eine lebenswichtige Funktion. Husten kann aber auch zum quälenden Symptom werden, etwa bei Asthma bronchiale, Mukoviszidose oder einer chronischen Bronchitis. Bei anhaltendem Husten empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Jürgen Behr, Klinikum der Universität München, CPC-M/DZL
Husten – häufiger Grund für Praxisbesuch
Husten zählt zu den häufigsten Gründen für einen Besuch in der hausärztlichen Praxis. Je nach Studie berichtet bis zu jede:r dritte Erwachsene, aktuell Husten zu haben. Die Zahlen sind in der Wintersaison höher als im Sommer. Wer aktiv oder passiv raucht oder anderen Luftschadstoffen ausgesetzt ist, hustet tendenziell öfter.
Wie entsteht Husten?
Verschiedene Reize können einen Hustenreflex auslösen, darunter:
- physikalische Reize wie kalte Luft, Rauch- und Staubpartikel oder Flüssigkeiten
- chemische Reize wie giftige Gase oder körpereigene Entzündungsbotenstoffe
Sogenannte Hustenrezeptoren in den Atemwegen – insbesondere im Rachen, in der Luftröhre und den Bronchien – nehmen diese Reize wahr. Sie leiten die Information an das Hustenzentrum im Gehirn weiter. Die beteiligten Nervenzellen koordinieren die Atemmuskeln so, dass sie die Luft explosionsartig ausstoßen: Es kommt zum Husten.
Welche Arten von Husten gibt es?
Das wichtigste Merkmal, an dem Ärzt:innen einen Husten und seine möglichen Ursachen beurteilen, ist seine Dauer. Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) unterteilen sie wie folgt:
- Akuter Husten: Dauer < 3 Wochen
- Subakuter Husten: Dauer 3-8 Wochen
- Chronischer Husten: Dauer > 8 Wochen
Grundsätzlich kann auch ein akuter oder subakuter Husten auf eine chronische Ursache hinweisen, etwa wenn er je nach Saison oder Situation verstärkt auftritt und wieder verschwindet. Ein typisches Beispiel dafür ist ein allergisches Asthma bronchiale, das sich beispielsweise immer zur Zeit des Pollenflugs oder bei erhöhter Hausstaub-Belastung bemerkbar macht. Auch wenn sich eine bestehende chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) plötzlich verschlechtert (Exazerbation), kann sich das als akuter Husten bemerkbar machen.
Akuter Husten
Ein Husten, der weniger als drei Wochen anhält, geht in den meisten Fällen auf einen Atemwegsinfekt durch Viren zurück, zum Beispiel Rhino-, Adeno- oder Corona-Viren. Typisch beginnt die Erkrankung mit Erkältungssymptomen wie Kopf- und Halsschmerzen, gefolgt von Schnupfen und verstopfter Nase. In dem Fall ist meist keine weitere Diagnostik notwendig. Erkrankte können ihre Symptome zu Hause behandeln und sich schonen, bis der Husten abgeklungen ist.
Anders liegt der Fall bei einer Lungenentzündung, etwa infolge einer schwer verlaufenden Grippe oder COVID-19. Dann kann eine spezifische Diagnostik und gegebenenfalls eine Behandlung im Krankenhaus notwendig sein. Das gilt auch bei Verdacht auf eingeatmete Fremdkörper (vor allem bei Kindern und pflegebedürftigen Menschen), eine Tuberkulose oder andere schwere Erkrankungen.
Subakuter Husten
Ein Husten, der länger als drei Wochen anhält, beginnt oft mit einem akuten Infekt – etwa in Form einer Erkältung oder Bronchitis. Während die Erkrankung eigentlich längst ausgeheilt ist, geht der Husten nicht weg; manchmal verbleibt ein trockener Reizhusten über Wochen. Der Grund für diesen sogenannten postinfektiösen Husten ist eine vorübergehende Überempfindlichkeit der Hustenrezeptoren, etwa im Bereich von Rachen und Bronchien. Die Schleimhäute sind infolge des Infekts immer noch angegriffen und reagieren empfindlich auf kleine Reize wie Temperaturwechsel, Lachen oder sportliche Aktivität.
Chronischer Husten
Ab einer Dauer von acht Wochen sprechen Fachleute von chronischem Husten. Für die Betroffenen ist dieser oft nicht nur störend, sondern kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Das gilt besonders für starke Hustenattacken, die zum Beispiel den Schlaf unterbrechen, die Verkehrstüchtigkeit stören, zu unfreiwilligem Harnabgang oder gar kurzen Ohnmachten (Synkopen) führen.
Auslöser für chronischen Husten können verschiedene Lungenerkrankungen sein, darunter
- Asthma,
- COPD,
- Mukoviszidose,
- Bronchiektasen
- Lungenfibrose und
- manchmal auch ein Tumor der Lunge.
Ein weiterer möglicher Auslöser für chronischen Husten ist Keuchhusten (Pertussis): Diese hoch ansteckende Infektionskrankheit beginnt mit Erkältungssymptomen und trockenem Husten. Nach rund zwei Wochen geht sie in Anfälle mit krampfartigen Hustenstößen (Stakkatohusten) über. Die Hustenstöße enden mit einem keuchenden Lufteinziehen, oft auch mit Würgen und Erbrechen. Nach rund vier bis sechs Wochen klingt die akute Phase ab, kann aber einen wochen- und monatelangen Reizhusten nach sich ziehen. Gefährlich ist die Erkrankung vor allem für Säuglinge unter sechs Monaten, die noch nicht geimpft sind, sowie ältere Menschen, deren letzte Keuchhusten-Impfung lang zurückliegt.
Husten-Ursachen außerhalb der Atemwege
Aber nicht immer liegt die Ursache im Bereich von Lungen und Bronchien:
- Chronische Entzündungen von Rachen und Nasennebenhöhlen,
- eine Dysfunktion der Stimmbänder (VCD),
- ein Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux) oder
- eine Herzschwäche
können ebenso einen chronischen Husten verursachen.
Trockener Husten (Reizhusten)
Ein zusätzliches Merkmal, um einen Husten richtig einzuschätzen und behandeln, ist die Abgrenzung von trockenem und produktivem Husten.
Trockener Husten wird auch als unproduktiver Husten oder Reizhusten bezeichnet. Dabei entsteht der Hustenreiz nicht durch Schleim in den Atemwegen, sodass Betroffene auch keinen Auswurf abhusten. Viele beschreiben ein kitzelndes oder kratzendes Gefühl im Rachenbereich oder in der Brust. Ein starker oder chronischer Reizhusten bringt oft auch Schmerzen und ein Engegefühl im Bereich der Rippen mit sich.
Reizhusten kann viele verschiedene Auslöser haben, darunter:
- Allergien und allergisches Asthma
- Reize wie Rauch, Feinstaub oder trockene Luft
- Erkältungskrankheiten (grippale Infekte)
- Bronchitis
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Entzündung des Kehlkopfs (Laryngitis) oder der Luftröhre (Tracheitis)
- Keuchhusten (Pertussis)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
Nicht selten ist Reizhusten auch die Nachwirkung eines Infektes, bei dem die Bronchien noch über mehrere Wochen gereizt bleiben (postinfektiöser Husten). In seltenen Fällen kann Reizhusten auf ernste Erkrankungen wie Tuberkulose, eine Herzschwäche oder Lungenkrebs hinweisen.
Produktiver Husten
Bei produktivem Husten befördert der Hustenvorgang überschüssigen Schleim aus den Atemwegen. Fachleute bezeichnen diesen Auswurf auch als Sputum. Der Auswurf selbst kann ganz unterschiedlich aussehen und damit einen Hinweis auf die Ursache geben:
- So ist der abgehustete Schleim bei einer Allergie einer viral ausgelösten Erkältung meist glasig-klar.
- Kommt ein bakterieller Infekt dazu, kann er sich gelb bis grünlich verfärben.
- Blutiger Auswurf weist auf Gewebeschäden hin (zum Beispiel bei einem Tumor oder einer Lungenembolie).
- Bräunlicher bis schwarzer Auswurf kann etwa durch Tabakkonsum oder altes Blut entstehen.
Wann zum Arzt mit Husten?
Ein gewöhnlicher Erkältungshusten oder Reizhusten verschwindet in der Regel innerhalb von einigen Tagen, maximal zwei bis drei Wochen, von allein. Hält ein Husten bereits länger an, wird zunehmend stark oder quälend, empfiehlt sich unbedingt ein Besuch in der hausärztlichen Praxis. Das gilt auch bei Warnzeichen wie
- Auswurf mit Blut (rosa, rötlich oder bräunlich),
- hohem Fieber,
- Atemnot oder
- röchelnden und pfeifenden Atemgeräuschen.
Bei Babys, Kleinkindern, Senior:innen oder Pflegebedürftigen ist es ratsam, einen ungewöhnlichen oder hartnäckigen Husten frühzeitig abklären zu lassen. Hier kommen spezielle Ursachen wie eingeatmete Nahrung oder Gegenstände infrage. Auch kann eine Lungenentzündung zunächst unbemerkt bleiben, da zum Beispiel ältere Menschen nicht immer die typischen Krankheitssymptome zeigen.
Hausmittel gegen Husten
Bei akutem und chronischem Husten gibt es eine Reihe von Hausmitteln, welche die Beschwerden lindern und den Heilungsprozess unterstützen können:
- Trinken: Reichlich Flüssigkeit (bei Erwachsenen mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag) hilft dabei, den Schleim in den Atemwegen zu verflüssigen. Neben Wasser eignen sich warme Getränke wie Tee. Bestimmte Kräutertees (etwa mit Thymian und Efeu) gelten als bewährte Hausmittel gegen Husten, da sie krampflösend wirken und den Hustenreiz lindern können. Auch Zitronensaft, aufgegossen mit heißem Wasser und Honig („heiße Zitrone“), ist ein beliebtes Hausmittel bei Husten und Erkältung.
- Inhalieren: Hilfreich ist auch, die gereizten Atemwege durch warmen Wasserdampf feucht zu halten. Dazu eignen sich Dampfbäder und Inhalationen – entweder mit Kochsalzlösung oder mit Zusätzen wie Kamille oder Eukalyptus, denen eine beruhigende oder schleimlösende Wirkung nachgesagt wird.
- Warme Brustwickel: Wärme auf der Brust kann die verkrampften Bronchien entspannen und mit bestimmten Zusätzen auch schleimlösend wirken. Kartoffelwickel, Quarkwickel oder Ingwerwickel sind daher alte Hausmittel bei Husten. Alternativ die Brust mit wärmenden Salben aus der Apotheke einreiben.
Medikamente: Was hilft gegen Husten?
Wenn klassische Hausmittel den Husten nicht ausreichend lindern, stehen eine Reihe von Arzneimitteln zur Verfügung. Diese kommen sowohl bei Reizhusten als auch bei produktivem Husten zum Einsatz. Sie wirken in der Regel entweder
- schleimlösend, um das Abhusten zu erleichtern, zum Beispiel bei einer chronischen Bronchitis oder COPD mit starker Schleimbildung oder
- hustenstillend, indem sie den Hustenreiz unterdrücken, zum Beispiel bei starkem Reizhusten in der Nacht.
Hustenlöser
Zu den Hustenlösern zählen viele pflanzliche Arzneimittel (Phytotherapeutika), die in der Apotheke frei verkäuflich sind, zum Beispiel auf Basis von
- Efeu,
- Cineol (aus Eukalyptus),
- Thymian,
- Primelwurzel und
- verschiedenen Kombinationen ätherischer Pflanzenöle.
Für viele dieser Wirkstoffe gibt es positive, aber methodisch nicht immer unumstrittene Daten aus wissenschaftlichen Studien.
Daneben sind auch einige synthetische Hustenlöser in der Apotheke verfügbar, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Ambroxol oder Acetylcystein (ACC). Die aktuellen Leitlinien der DEGAM weisen darauf hin, dass die Studienlage zur Wirksamkeit all dieser Wirkstoffe bei akutem Husten nicht überzeugend ist.
Hustenstiller
Andere Wirkstoffe zielen darauf ab, den Hustenreiz zu lindern. Hustensirups, Hausmittel auf Basis von Honig und Lutschtabletten (zum Beispiel mit isländisch Moos) können dabei helfen, indem sie die Schleimhaut im Rachen inklusive der Hustenrezeptoren mit einer schützenden Schicht überziehen. Dies kann den Hustenreiz vorübergehend dämpfen.
Rezeptpflichtige Hustenstiller auf Basis von Opiaten (wie Codein und Noscapin) wirken direkt am Hustenzentrum im Gehirn. Viele dieser Wirkstoffe bringen jedoch Nebenwirkungen mit sich und können abhängig machen, während ihr Nutzen bei Husten nur eingeschränkt wissenschaftlich belegt ist. Daher empfehlen die Fachgesellschaften, sie nur kurzfristig und nur bei bestimmten Hustenformen (wie starkem nächtlichen Reizhusten) einzusetzen.
Weitere Wirkstoffe bei Husten
Je nach Ursache des Hustens können auch andere Medikamente sinnvoll sein, zum Beispiel Antibiotika bei einer bakteriell ausgelösten Lungenentzündung oder Antihistaminika bei einer zugrundeliegenden Allergie.
Chronische Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD erfordern meist eine Kombination aus
- Änderungen im Lebensstil (zum Beispiel Rauchstopp),
- nicht-medikamentösen Maßnahmen (wie Atemphysiotherapie) und
- individuell passenden Bedarfs- und Dauer-Medikamenten.
Quellen
- Krüger K. et al.: S3-Leitlinie Akuter und chronischer Husten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM). AWMF-Register-Nr. 053-013 (Letzter Abruf: 9.12.2024)
- Kardos P. et al.: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten.(PDF) In: Pneumologie 2019; 73: 140–177 (Letzter Abruf: 08.10.2024)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Keuchhusten. Stand 04/2022
- Füeßl H, Middeke M.: Duale Reihe Anamnese und klinische Untersuchung. Thieme, Stuttgart 2010
- Johnson AL et al.: Sputum color: potential implications for clinical practice. In: Respir Care. 2008, 53 (4) :450 - 4
- Hollstein G, Pschyrembel Online: Sputum. Stand 11/2022
- Frohnhofen H, Stieglitz S.: Pneumonie im hohen Lebensalter [Pneumonia in old age]. In: Pneumologe (Berl). 2021;18(3):174-181
- Sebo P e al. Nonpharmacological home remedies for upper respiratory tract infections: a cross-sectional study of primary care patients in Switzerland and France. In: Fam Pract. 2023, 23, 40 (4) :564 - 568
- Verband Pneumologischer Kliniken e.V.: Husten, chronisch: Therapie
Letzte Aktualisierung: 9.12.2024