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Können Diabetes-Medikamente Asthmaanfälle vermeiden?

Forschende haben herausgefunden, dass das Diabetes-Medikament Metformin das Risiko von Asthmaanfällen senken kann. Dies könnte die Behandlung von Menschen, die sowohl Asthma als auch Diabetes mellitus haben, verbessern.

Menschen mit Asthma sind oft übergewichtig oder fettleibig (adipös). Dadurch steigt das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Reichen nicht-medikamentöse Maßnahmen wie

  • eine gesteigerte körperliche Aktivität,
  • eine Ernährungsumstellung und
  • weitere Veränderungen des Lebensstils

nicht aus, um den Blutzuckerspiegel wieder in den Griff zu bekommen, ist Metformin häufig das erste Medikament zur Diabetes-Behandlung.

Metformin wirkt nicht nur auf den Blutzuckerspiegel

Menschen mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes haben häufiger Asthmaanfälle. Forschende haben deshalb untersucht, ob Medikamente zur Blutzuckerkontrolle auch günstige Effekte auf das Asthma haben können. In experimentellen Studien konnten die Diabetes-Medikamente Metformin und GLP-1-Rezeptoragonisten unter anderem die für Asthma bronchiale typische Entzündung und die Überempfindlichkeit der Atemwege lindern. Größere, qualitativ hochwertige Studien dazu fehlen aber.

24 bis 32 Prozent weniger Asthmaanfälle mit Metformin

In einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie (Beobachtungsstudie) analysierten Forschende nun die Daten von 12.702 Menschen mit Asthma und Typ-2-Diabetes in Großbritannien.

Zunächst verglichen sie die Anzahl der Asthmaanfälle bei denselben Betroffenen bevor und nachdem sie Metformin einnahmen. Dieser Vergleich der Daten einer Person vor und nach einer Behandlung senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse durch individuelle Unterschiede verzerrt werden. Während der Behandlung mit Metformin traten 32 Prozent weniger Asthmaanfälle auf als ohne das Diabetes-Medikament.

In einer zweiten Analyse wurden unterschiedliche Patient:innen mit gleichen Eigenschaften gegenübergestellt: die eine Gruppe nahm Metformin, die andere Gruppe nicht. Die Asthma-Medikamente und ihre Dosierung waren in beiden Gruppen gleich. Auch in dieser Auswertung war die Einnahme von Metformin mit selteneren Asthmaanfällen verbunden: Es traten 24 Prozent weniger akute Atemnot-Attacken auf.

GLP-1-Rezeptoragonisten können günstige Wirkung verstärken

Das Wissenschaftsteam untersuchte zudem, ob weitere Diabetes-Medikamente, die zusätzlich zu Metformin verordnet werden können, weitere positive Effekte hatten. Hier zeigte sich, dass sich auch GLP-1-Rezeptoragonisten günstig auf Asthmaanfälle auswirken. Bei anderen Medikamenten fanden die Forschenden keine Zusammenhänge mit den Asthma-Symptomen.

Für eine allgemeine Empfehlung von Metformin oder GLP-1-Rezeptoragonisten ist es jedoch zu früh: Beobachtungsstudien können keine schützende Wirkung belegen, sondern nur den Zusammenhang aufzeigen. Daher ist weitere Forschung – insbesondere randomisierte Studien – notwendig.

Quelle:

Lee, B. et al.: Antidiabetic Medication and Asthma Attacks. In: JAMA Intern Med. 2025, 185 (1): 16 – 25

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