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Accumulation of tuberculosis bacteria - 3d illustration
Christoph Burgstedt - stock.adobe.com

Wirkstoff Ganfeborol: Neue Hoffnung bei Tuberkulose?

Mit zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika wird die Behandlung von Tuberkulose immer schwieriger. Mit dem antibiotischen Wirkstoff Ganfeborol gibt es nun einen neuen, vielversprechenden Ansatz gegen multiresistene Tuberkulose.

Gemäß den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit nur 60 Prozent der Betroffenen mit multiresistenter Tuberkulose erfolgreich behandelt. In den letzten Jahren haben sich zudem vermehrt Tuberkulose-Stämme entwickelt, die gegen sämtliche verfügbare Medikamente resistent sind. Ein internationales Forschungsteam konnte nun anhand mikrobiologischer Untersuchungen und bildgebender Verfahren die Wirksamkeit des neuartigen Wirkstoffs Ganfeborol belegen und den Weg für weitere klinische Studien ebnen.

Ablauf klinischer Studien bei Tuberkulose

Bevor neue Medikamente zugelassen werden, müssen sie eine Reihe von Entwicklungsphasen durchlaufen. Eine entscheidende Phase bei Studien zur Tuberkulose ist die Bestimmung der sogenannten frühen bakteriziden Aktivität. Damit ist die Wirksamkeit eines Kandidatenmedikaments in den ersten 14 Behandlungstagen gemeint. Wenn ein Medikament eine ausreichende Bakterien-abtötende Wirkung zeigt, also die Anzahl der Bakterien in dieser ersten Behandlungsphase erfolgreich reduziert, folgen umfangreichere klinische Studien.

Ganfeborol zeigt bakterizide Aktivität bei Tuberkulose

Die Forschenden konnten nun zeigen, dass Ganfeborol eine vielversprechende bakterizide Aktivität gegen Tuberkulosebakterien aufweist. Der Wirkstoff gehört zu einer neuen Klasse von Antibiotika, den sogenannten „Leucyl-tRNA-Synthetase-Inhibitoren“.Diese hemmen das Wachstum der Bakterien, indem sie die Neubildung wichtiger Proteine in den Bakterien verhindern.

Einsatz innovativer Bildgebungsverfahren

Die Studie nutzte erstmalig innovative bildgebende Verfahren, sogenannte PET/CTs. Die Ergebnisse der PET/CTs wurden mit umfangreichen, molekularbiologischen Untersuchungen von RNA-Kopien der Erbsubstanz der Tuberkulose-Patient:innen verglichen. Die Wissenschaftler:innen konnten mithilfe der RNA-Analyse einen Zusammenhang zwischen der Aktivität einer bestimmten Zellpopulation im menschlichen Körper und der Dosierung von Ganfeborol entdecken. Dieser Zusammenhang war auf den PET/CT Bildern des Lungengewebes ebenfalls sichtbar.

Nächste Untersuchungsphase: Die PARADIGM4TB Studie

Im Rahmen der PARADIGM4TB Studie werden nun die Wirksamkeit und Sicherheit von Ganfeborol bei Patient:innen in Asien, Europa, Afrika und Südamerika zusammen mit anderen Antibiotika erprobt, um die beste Kombination für eine Behandlung der Tuberkulose zu ermitteln.

Quellen:

  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: Neuer Wirkstoff zur Behandlung der Tuberkulose. Pressemitteilung vom 16.02.2024
  • Diacon, A.H. et al.: A first-in-class leucyl-tRNA synthetase inhibitor, ganfeborole, for rifampicin-susceptible tuberculosis: a phase 2a open-label, randomized trial. In: Nat Med. 2024, 30, 896–904