Anti-entzündliche und anti-allergische Wirkstoffe
Asthma, Allergien, COPD und – mit Einschränkungen – auch Lungenfibrose: Bei diesen und anderen, seltenen Lungenleiden spielen chronische Entzündungen der Atemwege eine zentrale Rolle. Anti-entzündliche Medikamente können – der Name sagt es bereits – Entzündungsreaktionen abschwächen beziehungsweise unterdrücken. Die sicherlich wichtigsten und weitaus am häufigsten eingesetzten antientzündlichen Wirkstoffe sind die so genannten Glukokortikoide, synthethische Abkömmlinge des körpereigenene Hormons Cortisol. Daneben gibt es aber noch andere antientzündliche Substanzen, die bei bestimmten Indikationen und Patient:innengruppen angewendet werden.
Asthma, Allergien, COPD und – mit Einschränkungen – auch Lungenfibrose: Bei diesen und anderen, seltenen Lungenleiden spielen chronische Entzündungen der Atemwege eine zentrale Rolle. Anti-entzündliche Medikamente können – der Name sagt es bereits – Entzündungsreaktionen abschwächen beziehungsweise unterdrücken. Die sicherlich wichtigsten und weitaus am häufigsten eingesetzten antientzündlichen Wirkstoffe sind die so genannten Glukokortikoide, synthethische Abkömmlinge des körpereigenene Hormons Cortisol. Daneben gibt es aber noch andere antientzündliche Substanzen, die bei bestimmten Indikationen und Patient:innengruppen angewendet werden.
Grundlegende Mechanismen
Wie kommt es zu einer chronischen Entzündung?
Bei vielen chronischen Erkrankungen der Lunge wird das Gewebe durch unterschiedliche Einflüsse (wie z.B. Schadstoffe aus der Umwelt, Allergene, Nikotin u.v.m.) geschädigt. Dadurch ist das Immunsystem permanent aktiviert – die Folge ist eine chronische Entzündungsreaktion. Dabei werden Botenstoffe, darunter vor allem Entzündungsvermittler, produziert. Diese wirken über verschiedene Signalwege auf die Zellen und Gewebestrukturen ein. Die Folgen in der Lunge sind vor allem eine Schleimhautschwellung und ein verdickter Wandaufbau der Bronchien sowie eine Gewebsverhärtung (Fibrose). Daraus ergeben sich die klinischen Symptome wie Atemnot und chronischer Husten. Außerdem wird die Architektur der Lungenbläschen zerstört, es bilden sich Hohlraumstrukturen (Emphysem).
Wie kommt es zu einer allergischen Reaktion?
Bei einer allergischen Erkrankung wird der allergische Pfad des Immunsystems aktiviert. An diesem sind spezielle Zellen und Botenstoffe, vor allem Mastzellen und Histamin, beteiligt. Die vermittelten Effekte sind Juckreiz, Rötung und Schwellung der betroffenen Haut- und Schleimhautregionen sowie eine vermehrte Sekretproduktion (daher kommt es zum Augentränen und Naselaufen). Daneben vermittelt jedoch das reguläre Immunsystem auch eine Entzündungsreaktion, die bei häufiger Aktivierung ebenfalls chronisch werden kann.
Ansatzpunkte der Wirkstoffe
Die anti-entzündlichen und anti-allergischen Wirkstoffe greifen an verschiedenen Stellen in die chronisch-entzündliche bzw. allergische Reaktion ein.
Die schematischen Darstellungen zeigen die Ansatzpunkte der Medikamente:
Glukokortikoide
Cortisol ist ein Hormon, das bei jedem gesunden Menschen in der Nebennierenrinde produziert wird. Gemeinsam mit Corticosteron stellt es eine eigene Klasse von körpereigenen Botenstoffen dar, die so genannten Glukokortikoide. Die therapeutische Anwendung dieser natürlichen Hormone und ihrer synthetisch hergestellten Abkömmlinge wird umgangssprachlich oft Cortisontherapie genannt. Dies ist aber eigentlich falsch, denn Cortison ist physiologisch gesehen die durch Stoffwechselprozesse im Organismus weitgehend inaktivierte Form von Cortisol. Die korrekte und von Medizinern verwendete Bezeichnung der Behandlungsmethode lautet also Glukokortikoid- oder Kortikosteroidtherapie.
1948 behandelte der US-amerikanische Arzt Philip Hench erstmals eine Patientin mit Glukokortikoiden. Die Beschwerden der Frau, die an schwerem Gelenkrheumatismus litt, besserten sich daraufhin deutlich. 1950 bekam Hench dafür den Medizin-Nobelpreis verliehen, gemeinsam mit zwei Wissenschaftlern, die entscheidend zur Entdeckung von Cortison und den Hormonen der Nebennierenrinde beigetragen hatten.
Heute sind Glukokortikoide aus der Medizin nicht mehr wegzudenken und werden bei zahlreichen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt – von Hautkrankheiten über chronisch entzündliche Darmerkrankungen, bestimmte Leberleiden, Allergien und Asthma bis hin zur Multiplen Sklerose. Nicht wenige dieser Leiden wurden durch Cortisol und seine synthetischen Derivate überhaupt erst behandelbar. Zu diesen pharmazeutischen Abkömmlingen des körpereigenen Hormons gehören unter anderem Medikamente wie Prednison, Prednisolon, Dexamethason, Betamethason, Fluocortolon oder Triamcinolon.
Wie wirken Glukokortikoide?
Cortisol ist für den menschlichen Organismus unverzichtbar, denn es spielt bei verschiedenen Stoffwechselprozessen eine entscheidende Rolle. Zu seinen Hauptwirkungen gehört, im Körper gespeicherte Energiereserven bei Bedarf zu mobilisieren. So erhöht das Hormon den Blutzuckerspiegel und fördert die Freisetzung von Fett sowie den Proteinumsatz. Außerdem greift Cortisol in den Wasser- und Elektrolythaushalt ein, steigert dort die Ausscheidung von Kalium und hemmt diejenige von Natrium und Wasser. Darüber hinaus hat es unter anderem Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, das zentrale Nervensystem, die Blutbildung und – wichtig bei Kindern – das Wachstum.
Die Glukokortikoide macht man sich aber vor allem wegen ihres antientzündlichen und immunsuppressiven Effekts therapeutisch zu Nutze. Denn Cortisol und seine synthetischen „Verwandten“ wirken über verschiedene Mechanismen dämpfend auf die körpereigene Abwehr und können so Entzündungsreaktionen abschwächen, beziehungsweise unterdrücken.
Bei welchen Lungenerkrankungen werden Glukokortikoide eingesetzt?
Der Anwendungsbereich einer von Glukokortikoiden bei Lungenerkrankungen konzentriert sich auf Krankheitsbilder mit einer entzündlichen Komponente. An erster Stelle zu nennen sind dabei das Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), aus deren Behandlung die Glukokortikoide momentan nicht wegzudenken sind. Aber auch bei selteneren die Atmungsorgane betreffenden Erkrankungen wie der Sarkoidose besitzen diese Medikamente große Bedeutung. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Allergien.
Glukokortikoide wurden (und werden) häufig auch bei der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) eingesetzt – man hoffte, so den chronischen Entzündungsprozess, der zur einer Gewebsvernarbung führt, aufhalten zu können. Allerdings ist die Wirksamkeit umstritten, die aktuellen Leitlinien beinhalten keine Empfehlung für Glukokortikoide bei IPF.
Unterschieden werden muss die topische und die systemische Therapie. Bei letzterer werden Glukokortikoide in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen verabreicht, gelangen in den Blutkreislauf und entfalten so ihre Wirkungen im gesamten Organismus. Bei der topischen – der Begriff ist abgeleitet vom griechischen topos für „Ort“ - Behandlung werden die Medikamente inhaliert. Dies hat zur Folge, dass die Effekte weitgehend auf die Lunge begrenzt bleiben. Dadurch sinkt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Bis heute befürchten nicht wenige Patienten, wenn sie das Wort Cortison hören, eine sehr belastende mit mannigfaltigen Nebenwirkungen einhergehende Behandlung. Des rührt wohl oft noch aus der Zeit, als die Glukokortikoidtherapie in den Kinderschuhen steckte. Seitdem haben sich aber einerseits die Kenntnisse über die richtige Anwendung des Hormons und seiner Abkömmlinge entscheidend verbessert. Zum anderen wurden neue Präparate entwickelt, bei denen die unerwünschten Effekte wesentlich geringer ausgeprägt sind als früher.
Die topische – das heißt bei Lungenerkrankungen inhalative – Behandlung ist selbst über einen sehr langen Zeitraum unproblematisch. Mögliche Nebenwirkungen sind hier vor allem Heiserkeit sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Bakterien- und Pilzinfektionen im Mund- und Rachenraum. Dieses Infektionsrisiko lässt sich durch gründliches Ausspülen des Bereichs mit Wasser oder desinfizierenden Lösungen nach dem Inhalieren senken. Auch eine kurzfristige systemische Behandlung hat kaum unerwünschte Effekte.
Mögliche Nebenwirkungen bei Langzeittherapie
Größere Vorsicht ist bei einer länger andauernden Glukokortikoidtherapie geboten. Denn damit die Behandlung ihren gewünschten therapeutischen Effekt erreicht, muss durch die Medikamentengabe ein Hormonüberschuss geschaffen werden. Dies kann zu Nebenwirkungen führen, die quasi normale physiologische Reaktionen auf den künstlich verstärkten Cortisoleffekt sind. Dazu gehören unter anderem Erhöhung der Blutzucker- und Blutfettwerte, Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen im Gewebe, Stimmungsveränderungen, Wundheilungsstörungen oder auch eine Verdünnung der Haut. Bei Kindern können Wachstumsstörungen auftreten.
Den Symptomkomplex, der durch einen anhaltend erhöhten Glukokortikoidspiegel bedingt wird, bezeichnet man auch als Cushing-Syndrom. Um dem zu begegnen gilt bei einer langfristigen Cortisontherapie das Prinzip, den Patienten mit der geringstmöglichen wirksamen Medikamentendosis zu behandeln. Ziel ist immer, die unerwünschten Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Dabei helfen bei Bedarf auch vorsorgliche Maßnahmen wie die Einnahme von Vitamin D und Calcium zur Senkung des Osteoporose-Risikos oder regelmäßige körperliche Bewegung, um Muskelabbau und Gewichtszunahme zu verhindern.
Das A und O bei einer länger andauernden systemischen Behandlung mit Glukokortikoiden ist eine gute enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient. So ist es sehr wichtig, dass Kranke sich exakt an die Dosierung und den Einnahmezeitpunkt ihrer Medikamente halten. Treten Nebenwirkungen auf, sollte der Arzt darüber informiert werden, denn die Umstellung auf ein anderes Präparat oder einen anderen Einnahmerhythmus kann Abhilfe schaffen. Auf keinen Fall sollten Patienten ihre Cortison-Tabletten eigenmächtig absetzen, denn dann droht die Gefahr von unter Umständen sogar lebensbedrohlichen Komplikationen.
Cromone
Cromoglicinsäure und Nedocromil-Natrium gehören beide zu den so genannten Mastzellstabilisatoren. Die auch als Cromone bezeichneten Substanzen erreichen ihre antientzündliche Wirkung in erster Linie dadurch, dass sie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus aktivierten Mastzellen verhindern. Darüber hinaus hemmen sie auch Mastzell-unabhängige Entzündungsreaktionen. Cromone wurden ursprünglich als Alternative zur Glukokortikoidtherapie entwickelt, konnten diese aber nicht ersetzen, da ihr entzündungshemmender Effekt deutlich schwächer ist. Ihre Wirkung entfalten sie erst bei dauerhafter Einnahme über mehrere Wochen, sie zählen daher zur Gruppe der sogenannten Controller. Dann verringern Cromone die Überempfindlichkeit des Immunsystems für entzündliche Reize wie Allergene oder kalte Luft, die Asthma und allergischen Erkrankungen der Atemwege zu Grunde liegt.
Cromone sind zwar in den aktuellen Leitlinien (die sich derzeit in Überprüfung befinden) noch erwähnt, allerdings werden sie nicht für die Therapie des Asthmas empfohlen, da ihnen nur eine geringe Wirksamkeit, ohne Zusatznutzen bescheinigt werden kann.
Verabreichung
Cromone werden ausschließlich topisch angewendet, also so, dass das Medikament direkt an den erwünschten Wirkort gelangt. Bei der Therapie des Asthma bronchiale verabreicht man diese Mittel also mit Hilfe von Inhalatoren oder als Dosieraerosole. Bei kindlichem Asthma wird Cromoglicinsäure oft als Kombinationspräparat mit einem inhalativen Beta-2-Sympathomimetikum gegeben. Zur Behandlung von Allergien gibt es auch Nasen- und Augentropfen. Sowohl Cromoglycinsäure als auch Nedocromil haben eine sehr kurze Wirkdauer und müssen deshalb mehrmals täglich genommen werden, um den erwünschten Effekt zu erzielen.
Mögliche Nebenwirkungen
Cromone gelten insgesamt als gut verträglich und nebenwirkungsarm. Manchmal kann es zu Reizhusten und Heiserkeit kommen. Patienten, die Nedocromil einnehmen, beklagen sich vor allem anfangs häufig über den bitteren Geschmack. Ab und an wird auch von Magen-Darm-Problemen und Kopfschmerzen berichtet. Eine mögliche, aber sehr seltene Nebenwirkung ist, dass die Medikamente selbst einen Asthmaanfall induzieren.
Leukotrien-Antagonisten
Leukotriene sind Entzündungsmediatoren, die – daher der Name – erstmals in Leukozyten, also in weißen Blutkörperchen, gefunden wurden. Im Zusammenhang mit Lungenerkrankungen ist vor allem Leukotrien D4 von Bedeutung. Es erhöht die Schleimproduktion und verengt die Muskulatur in den oberen Atemwegen und in den Bronchien. Leukotrien-Antagonisten wie Montelukast unterbinden diese Effekte, indem sie die Rezeptoren des Botenstoffs blockieren. Dadurch wirken sie der Entzündungsreaktion, die bei allergischen Erkrankungen und Asthma durch bestimmte Reize (Pollen, Hausstaub, kalte Luft etc.) ausgelöst werden, entgegen. Studien belegen, dass Leukotrien-Antagonisten bei Asthma-Patienten die Bronchien erweitern, dort die Entzündung dämpfen, Symptome wie Husten reduzieren und die Lungenfunktion verbessern.
Anwendungsgebiete
Leukotrien-Antagonisten werden zur Behandlung der allergischen Rhinitis und von Asthma eingesetzt. In der Asthmatherapie gehören sie zu den Controllern, also zu den Langzeitmedikamenten, die dauerhaft eingenommen werden, um Asthmasymptomen vorzubeugen. Hier stehen sie allerdings in Konkurrenz mit der Glukokortikoid-Therapie, deren bessere Wirksamkeit aber auch mit einem größeren Risiko von Nebenwirkungen behaftet ist. Bis zum Alter von 14 Jahren darf Montelukast in begründeten Fällen alternativ zur inhalativen Glukokortikoid-Behandlung eingesetzt werden. Ab dem 15. Lebensjahr ist die Monotherapie mit Montelukast in Deutschland nicht zugelassen. Beziehungsweise ist den internationalen Leitlinien entsprechend nur dann angezeigt, wenn die Patienten nicht in der Lage sind, Glukokortikoide zu inhalieren oder dabei inakzeptable Nebenwirkungen auftreten. Darüber hinaus können Leukotrien-Antagonisten bei erwachsenen Asthma-Patienten ergänzend zu anderen Medikamenten eingesetzt werden – mit dem Ziel, deren Dosierung zu verringern.
Anwendungsart / Verabreichung
Leukotrien-Antagonisten werden oral verabreicht, das heißt, als Tablette, Kautablette oder in Form kleiner Granula. Bis sie nach der Einnahme ihre maximale Wirkung entfalten, vergehen etwa zwei Stunden.
Mögliche Nebenwirkungen
Leukotrien-Antagonisten sind in der Regel gut verträglich. Als Nebenwirkung werden in erster Linie Magen-Darm-Probleme genannt, selten auch Schlafstörungen, Müdigkeit und Schwindel.
PDE-(4)-Hemmer
Die Phosphodiesterase (PDE) ist ein Enzym, das die Produktion intrazellulärer Botenstoffe reguliert. Die Botenstoffe vermitteln über zahlreiche Signalwege unterschiedliche Wirkungen. Sie steuern in der Lunge beispielsweise die Weite von Blutgefäßen und Bronchien sowie die Produktion von Entzündungsmediatoren. Durch die PDE-Blockade werden diese Signalwege beeinflusst.
Der Wirkstoff Roflumilast hemmt selektiv die PDE-4 und ist ein neues Medikament, das in der Therapie von COPD eingesetzt wird. Dem Medikament konnte nachgewiesen werden, dass es die Aktivität der Entzündungszellen deutlich vermindert und zusätzlich die Wirkung einiger Bronchodilatatoren verbessert. Roflumilast findet in der aktuellen Nationalen Versorgungsleitlinie zur Behandlung der COPD noch keine Erwähnung, es wird aber mit einer Aufnahme des Wirkstoffes in der aktuellen Überarbeitung gerechnet. Die Empfehlungen der GOLD (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) beinhalten Roflumilast bei COPD vom Schweregrad 3 und 4.
Mögliche Nebenwirkungen: Roflumilast kann zu Übelkeit, Verdauungsproblemen und Kopfschmerzen führen, diese Symptome traten bei etwa fünf Prozent der behandelten Patienten auf. Möglicherweise kann die Substanz zudem eine bestehende Depression verstärken.
Weitere für die Lungenheilkunde relevante Wirkstoffe aus der Gruppe der PDE-Hemmer sind Theophyllin und Sildenafil. Theophyllin ist ein unspezifischer Hemmer der PDE-Enzymgruppe, es wirkt vor allem bronchienerweiternd und wird daher – wenn auch nur noch eingeschränkt –bei Erkrankungen wie COPD und Asthma eingesetzt. Sildenafil hemmt die PDE-5 und trägt dadurch vor allem zu einer Erweiterung der Blutgefäße bei und findet daher in der Behandlung von Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) Anwendung.
Antihistaminika
Viele Zelltypen in unserem Organismus produzieren und speichern Histamine. In besonders großen Mengen kommen diese Signalsubstanzen in bestimmten Immunzellen, den Mastzellen und den Basophilen, vor. Bei Allergikern werden die Histamine als Reaktion auf den Kontakt mit dem Allergen freigesetzt und docken an so genannte H1-Rezeptoren an, die sich auch in der Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums zahlreich finden. Dies bedingt die typischen Symptome einer allergischen Rhinitis: Juckreiz, Schleimhautschwellung mit verstärkter Sekretproduktion.
Die Antihistaminika, die zur Behandlung von Allergien eingesetzt werden, besetzen ebenfalls die H1-Rezeptoren, entfalten dort aber eher entgegengesetzte Effekte und dämpfen so die allergische Reaktion.
Anwendungsgebiete
Bei Lungen- und Atemwegserkrankungen werden Antihistaminika zur Behandlung von allergischen Reaktionen eingesetzt. Und zwar sowohl als Bedarfsmedikation zur Linderung akut auftretender Symptome als auch kontinuierlich über einen längeren Zeitraum, um die allergischen Beschwerden zu mildern - beispielsweise im Frühling bei Pollenallergikern.
Anwendungsart / Verabreichung
Bei Allergien werden Antihistaminika oft lokal oder wie Experten sagen topisch verabreicht, das heißt in Form von Nasensprays oder Nasentropfen. Sie können aber auch als Tabletten eingenommen werden und haben dann eine systemische Wirkung.
Nebenwirkungen
Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsschwächen waren typische und häufige Nebenwirkungen der Antihistaminika der ersten Generation. Sie wurden durch die Wirkung der Medikamente im Gehirn bedingt und haben nicht selten dazu geführt, dass Allergiker die Behandlung abgebrochen haben. Diese unerwünschten Effekte treten bei den H1-Antihistaminika der zweiten Generation wenn überhaupt, dann nur noch in sehr viel geringerem Ausmaß auf, da diese Mittel die Blut-Hirn-Schranke nicht oder nur schlecht passieren können. Als Nebenwirkungen kann es gelegentlich zu Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit sowie Bauchschmerzen kommen. Außerdem besteht ein gewisses Risiko für Herzrhythmusstörungen. Inzwischen sind bereits Medikamente der dritten Generation erhältlich, die noch effektiver und nebenwirkungsärmer sind.
Omalizumab
Omalizumab ist ein monoklonaler IgE-Antikörper. Bei einer allergischen Erkrankung wird das Immunglobulin IgE im Übermaß produziert. Durch Omalizumab wird der Botenstoff blockiert wird und daher die überschießende allergische Reaktion gedämpft.
Personalisierte Medizin
Ähnlich wie in anderen Bereichen der Medizin verfolgt auch die Entwicklung neuer antientzündlicher Substanzen den Ansatz der sogenannten „personalisierten Medizin“. Ziel dieser maßgeschneiderten Therapie ist es, spezifische Krankheitsursachen und -formen zu finden und gezielt an diesen anzugreifen. Des Weiteren sollen auf Grundlage des individuellen Patientenprofils der mögliche Nutzen und die Wirksamkeit eines Medikamentes vorab bewertet werden können. Zu diesen Krankheits- und Patienten-spezifischen Faktoren zählen unter anderem genetische Veränderungen, spezielle Zellmerkmale oder die Produktion spezifischer Botenstoffe bzw. immunologischer Substanzen.
Die Substanzen der Wahl für eine personalisierte Medizin sind häufig Antikörper, da diese spezifische Strukturen erkennen und unschädlich machen können. Ein Beispiel hierfür ist Omalizumab: Der Antikörper neutralisiert die körpereigenen IgE-Antikörper, die eine allergische Reaktion vermitteln. Vor allem in der Asthmatherapie befindet sich der Ansatz der personalisierten Medizin auf dem Vormarsch. Neue Untersuchungen zeigen, dass eine Vielzahl von Reaktionen und Komponenten des Immunsystems an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. So gibt es auch variable Untergruppen der Erkrankung anstatt dem ehemals als einheitlich verstandenen Krankheitsbild. Allerdings ist die Identifizierung der Untergruppen schwierig und daher derzeit noch nicht klar zu belegen, welcher Patient von welcher Therapie profitieren könnte.
Antikörper gegen Interleukine
Aktuell sind weitere Antikörper mit entzündungshemmender Wirkung in der Entwicklung. Ihre Zielstrukturen sind unter anderem Interleukine (IL), entzündliche Botenstoffe, die vom Immunsystem freigesetzt werden.
Der IL-5-Antikörper Mepolizumab: Interleukin 5 ist einer der entscheidenden Immunbotenstoffe im entzündlichen Geschehen bei Asthma bronchiale. Mepolizumab, ein künstlich hergestellter Antikörper, bindet IL 5 und blockiert damit dessen Wirkung. Bei Patienten mit schwerem Asthma reduzierte sich bei Behandlung mit Mepolizumab die Anzahl an Asthmaanfällen bei einer zugleich verbesserten Lebensqualität. Außerdem konnte die Dosis anderer Medikamente, insbesondere Kortikosteroide, reduziert werden. Dagegen verbesserten sich (unter der Therapie mit Mepolizumab) die Lungenfunktionswerte nicht. Auch sprechen nicht alle Patienten gleich gut auf den IL-5-Antikörper an. Die Gründe dafür sind bislang unklar, jedoch arbeiten die Wissenschaftler daran, Patienten, die auf Mepolizumab ansprechen, in der Praxis besser erkennen zu können.
Neben Interleukin 5 spielen auch die Interleukine 4 und 13 eine Rolle bei Asthma. Die Substanz Lebrikizumab, ein IL-13-Antikörper, konnte die Lungenfunktion nachweislich verbessern. Dieser Effekt wird darauf zurückgeführt, dass IL 13 vor allem an den schädlichen Umbauprozessen des Gewebes beteiligt ist. Studien konnten zeigen, dass Lebrikizumab nur bei Patienten mit bestimmtem immunologischem Profil wirksam ist, d.h. auch hier muss eine personalisierte Therapieauswahl erfolgen. IL 4 scheint vor allem an der Entstehung der Asthma-verursachenden Immunreaktion beteiligt zu sein. Die IL4- Blockade verhinderte den Krankheitsausbruch. Weitere Forschungsansätze verfolgen die Strategie, IL4 und Il 13 gleichzeitig zu hemmen.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bringen den Botenstoff Interleukin 17 mit besonders schwer verlaufenden Formen des Asthmas in Verbindung. IL 17 wird von verschiedenen Zellen des Immunsystems produziert und lässt sich im Auswurf der Betroffenen nachweisen. Die immunologischen Analysen bei Asthma bronchiale deuten darauf hin, dass es komplexe und vor allem unterschiedliche Formen des Asthmas gibt. Könnte man diese Formen und ihre beteiligten Komponenten identifizieren, werden maßgeschneiderte Therapien künftig eine noch bedeutendere Rolle in der Behandlungsstrategie spielen.
Quellen
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- Universitätsklinik Düsseldorf – Vorlesung Pharmakologie und Toxikologie: Glucocorticoide
- Oberdisse, Hackenthal, Kuschinsky: Pharmakologie und Toxikologie. 3. vollständig überarbeitete Auflage 2009. Springer Verlag. ISBN: 9783540419938
- Behr, J. et al.: S2K-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der idiopathischen Lungenfibrose. In: Pneumologie, 2013, 67: 81-111
- Pathologie-online: Entzündung I: Definition, Formen, Phasen und Verlauf (letzter Abruf: 27.02.2015)
- Lungenärzte im Netz: Allergien, allgemein (letzter Abruf: 27.02.2015)
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- Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease: POCKET GUIDE TO COPD DIAGNOSIS, MANAGEMENT, AND PREVENTION (letzter Abruf: 27.02.2015)
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- Maxmen, A.: Frischer Wind in der Asthmaforschung. In: Spektrum der Wissenschaft (Februar 2013)
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- Allergische Reaktionen der Lunge, auf Springermedizin.de, 2012, basierend auf: Koczulla, A. et al.: Allergische Reaktionen der Lunge. In: Der Internist, 2012, 8: 924-933.
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- Bhowmick B. et al.: Novel Anti-Inflammatory Treatments for Asthma. In: Expert Review of Respiratory Medicine, 2008, 2(5):617-629
- Corren J. et al.: Lebrikizumab treatment in adults with asthma. In: New England Journal of Medicine, 2011, 365(12): 1088-98.
Letzte Aktualisierung: 27.02.2015