Zum Hauptinhalt springen

Test zur Abschätzung von Komplikationen nach Lungentransplantation

Ein Münchener Wissenschaftlerteam hat eine einfache Methode gefunden, mit der sich bei Lungentransplantations-Patienten das Risiko für Abstoßungsreaktionen abschätzen lässt.

Ein Münchener Wissenschaftlerteam um Dr. Claus Neurohr vom Klinikum der Universität München - Großhadern hat mit Beteiligung des Lungenforschungszentrums CPC eine einfache Methode gefunden, mit der sich bei Lungentransplantations-Patienten das Risiko für Abstoßungsreaktionen abschätzen lässt. Demnach lässt der Stickoxid-Gehalt in der Ausatemluft von Transplantationspatienten Vorhersagen über das Risiko zu, am so genannten Bronchiolitis obliterans-Syndrom (BOS) zu erkranken. Bei dieser Abstoßungsreaktion wird die Lungenfunktion stark beeinträchtigt, der Fluss der Atemluft ist behindert. Eine Therapie wird dadurch erschwert, dass BOS oft erst spät erkannt wird.

Erstmals gingen die Wissenschaftler in ihrer dreimonatigen Studie der Frage nach, ob sich der Stickoxid-Gehalt in der Ausatemluft zur sicheren Identifizierung von BOS eignet. Dafür nahmen sie bei 166 Transplantationspatienten regelmäßig Proben der Ausatemluft. NO ist eine bereits bekannte Verbindung, die auf Entzündungen der Atemwege hinweist.

Für die Untersuchung teilten die Forscher ihre Probanden in vier Gruppen ein, die BOS und Nicht-BOS -Patienten mit stabilem und instabilem Verlauf unterschieden. Die Auswertung ergab, dass der NO- Gehalt in der Atemluft meistens stark anstieg, bevor der Krankheitsverlauf instabil wurde. Insgesamt konnten die Wissenschaftler mit 96,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen, wer stabil bleiben bzw. nicht an BOS erkranken würde. Eine umgekehrte Vorhersage gelang zu 69 Prozent. Die Forscher empfehlen, nach Lungentransplantationen regelmäßig den NO-Gehalt in der Ausatemluft der Patienten zu messen, da die Methode leicht anzuwenden ist und besonders in negativer Richtung eine hohe Trefferquote aufweist.

Das BOS ist die wichtigste langfristige Komplikation bei Lungentransplantationen und gilt als Hauptgrund dafür, dass die Überlebensraten nach wie vor deutlich unter denen anderer Organtransplantationen liegen. Trotz vieler Fortschritte bei der Behandlung von Transplantationspatienten haben sich die BOS-Fallzahlen in den vergangenen Jahren kaum verändert. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation tritt bei 28 Prozent der über 10.000 beobachteten Lungentransplantierten innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre nach dem Eingriff ein BOS auf. Zehn Jahre nach der Operation sind sogar 74 Prozent betroffen.

 

Quellen:
Neurohr et al.: Usefulness of Exhaled Nitric Oxide to Guide Risk Stratification for Bronchiolitis Obliterans Syndrome After Lung Transplantation, American Journal of Transplantation 2011; 11: 129–137

Christie et al.: The registry of the International Society for Heart and Lung Transplantation: Twenty-sixth Official Adult Lung and Heart-Lung Transplantation Report-2009. J Heart Lung Transplant 2009; 28: 1031–1049.