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Nicht-invasive Beatmung mit Lippenbremse bei COPD

Spezielle Atemtechniken wie die Lippenbremse können Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten das Atmen erleichtern. Mit Hilfe eines neuen nichtinvasiven Beatmungsgeräts sollen Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) auch in der Nacht von den entblähenden Effekten dieser Atemtechnik profitieren. In einer klinischen Studie wird das Gerät derzeit noch an mehreren deutschen Standorten getestet.

Durch Veränderungen der Lungenstruktur verbleibt bei Menschen mit COPD beim Ausatmen Luft in der Lunge – man spricht auch von „Überblähung“. Dies hat zur Folge, dass ständig gegen einen Widerstand eingeatmet werden muss, und der Gasaustausch nur eingeschränkt möglich ist. Menschen mit schwerer COPD erhalten nachts über ein Beatmungsgerät sauerstoffreiche Luft, um die Atemmuskulatur zumindest zeitweise zu entlasten und den Gasaustausch zu verbessern. Von langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten weiß man jedoch, dass sich die Überblähung so noch verstärken kann.

Um dies zu verhindern, haben sich Forschende für die Weiterentwicklung des Beatmungsgeräts eine innovative Strategie überlegt: Sie nutzen dafür die Lippenbremse als bewährte Atemtechnik: Bei dieser besonderen Atemübung atmet man durch die locker aufeinander gelegten Lippen aus. Auf diese Weise wird das Ausatmen verlangsamt, der Atemstrom abgebremst und die Bronchien bleiben durch den höheren Innendruck länger geöffnet. Letztlich kann so mehr Luft austreten als beim schnellen Ausatmen, und der Gasaustausch verbessert sich. Auf einem ähnlichen Prinzip beruht das neue Beatmungsgerät, das am Forschungszentrum Borstel entwickelt wurde. Es wurde so programmiert, dass der Druckverlauf dem der Lippenbremse entspricht. Erste Ergebnisse zeigen, dass Belastbarkeit und Mobilität der Patientinnen und Patienten bereits nach kurzfristiger Behandlung zunehmen können. Für ihre kreative Idee erhielten die Forschenden 2020 einen Innovationstransfer-Preis.

Studie untersucht Nutzen, Sicherheit und Verträglichkeit der Methode

Seit 2018 werden Nutzen, Sicherheit und Verträglichkeit der neuen Methode in einer multizentrischen Studie des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) systematisch untersucht. Studienzentren sind das Forschungszentrum Borstel, die LungenClinic Grosshansdorf, die Thoraxklinik Heidelberg, die Fachkliniken Wangen und die Lungenfachklinik Hemer. Bisher nahmen mehr als 70 Personen mit COPD an der Studie teil. Mit Studienergebnissen wird in 2022 gerechnet. Noch werden an den beteiligten Kliniken einige Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gesucht.

Mehr Informationen zur Studie, Aufnahmekriterien und Kontaktmöglichkeiten finden Patientinnen und Patienten im Internet unter http://lippenbremse.fz-borstel.de/index.php/studienteilnahme oder in unserer Studienplattform.

Quellen:

  • Airway Research Center North (ARCN): Innovationstransfer-Preis 2020 der Werner-Petersen-Stiftung geht nach Borstel. Meldung vom 22.09.2020 
  • Medizinische Klinik Borstel:  Ein innovatives Konzept zur Behandlung von Patienten mit schwerer COPD