Zum Hauptinhalt springen

Lungenhochdruck mit Krebsmedikament behandeln?

Forschende des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) sind möglicherweise einem neuen Therapieansatz zur Behandlung von Lungenhochdruck auf die Spur gekommen. In vorklinischen Studien testeten sie Wirkstoffe, die bisher in der Krebstherapie eingesetzt werden – mit überraschenden Ergebnissen.

Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen war die Erkenntnis, dass im Lungengewebe und in isolierten Zellen von Patienten mit pulmonal-arteriellem Lungenhochdruck (PAH) bestimmte Botenstoffe, sogenannte Zyklin-abhängige Kinasen (CDKs) in auffällig hohen Konzentrationen vorhanden sind. Bekannt waren solche CDK-Mengen bisher vor allem bei Patientinnen mit Brustkrebs. Die moderne Krebstherapie umfasst deshalb auch eine medikamentöse Blockade dieser Schlüsselproteine.

Diese CDK-Inhibitoren – also künstlich hergestellte Wirkstoffe, die die Wirkung der CDKs hemmen – testeten die Forschenden jetzt in ihren vorklinischen Studien. Sie wollten herausfinden, ob die CDK-Inhibitoren auch den überaktivierten Signalweg in den Lungenzellen so wirksam hemmen, dass die Erkrankung zum Stillstand kommt. Und tatsächlich konnten sie den krankhaften Umbau der Blutgefäße mit Hilfe der Krebsmedikamente stoppen. Überraschenderweise gelang es im Tiermodell sogar, die bereits verengten Blutgefäße zu regenerieren. Damit einhergehend verbesserte sich auch die Herzleistung insgesamt deutlich.

Ansatzpunkt: Krankhafter Gefäßumbau in Lunge und Herz

Die Beobachtung, dass bereits entstandene krankhafte Wandverdickungen der Blutgefäße „repariert“ werden konnten, sei ein unerwarteter Erfolg, so die Studienautoren. Die Krebsmedikamente könnten daher eine neue Therapieoption für die Behandlung von PAH-Patienten darstellen, die am krankhaften Gefäßumbau der Lunge und des rechten Herzens ansetzt. Zwar sei die Entstehung der PAH insgesamt sehr komplex, dennoch hoffen die Forschenden, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung durch diesen Forschungsansatz eindämmen lässt und somit der Leidensdruck der Betroffenen verringert wird.

Da es sich allerdings in der aktuellen Studie bisher nur um vorklinische Tests handelt, lässt sich noch nicht abschätzen, ob und wann CDK-Inhibitoren tatsächlich für die Behandlung von Lungenhochdruck eingesetzt werden können.

Was genau ist Lungenhochdruck?

Lungenhochdruck ist eine schwere Erkrankung, bei der die Lungengefäße durch krankhafte Zellvermehrung stark verengt sind. Die Betroffenen leiden je nach Schweregrad der Erkrankung bereits bei geringer Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Brustschmerzen, und fühlen sich allgemein schnell erschöpft und ermüdet.

Quellen:

Deutsches Zentrum für Lungenforschung: Gießener DZL-Forscher behandeln Lungenhochdruck mit einem Krebsmedikament. Pressemeldung vom 8. Juli 2019 

Weiss, A. et al.: Targeting cyclin-dependent kinases for the treatment of pulmonary arterial hypertension. In: Nature Communications, 2019 ;10(1):2204. doi: 10.1038/s41467-019-10135-x