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„ECMO: Einsatz bei Lungenversagen gut abwägen“

Die extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, ist ein High-Tech-Verfahren, das immer häufiger bei Betroffenen mit schwerem Lungenversagen eingesetzt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) betont aktuell, wie wichtig es ist, dass diese hochkomplexe Behandlung durch gut ausgebildete Intensivmediziner und Pflegekräfte durchgeführt wird. Sie warnt vor einer unkritischen breiten Anwendung des Verfahrens.

Infolge von Lungenkrankheiten wie einer Lungenentzündung kann es zu akutem und schwerem Lungenversagen kommen, wodurch der Gasaustausch in der Lunge beeinträchtigt wird. Wenn die Sauerstoffversorgung des Körpers nicht mehr ausreicht, ist die extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, eine mögliche Behandlungsoption. Jährlich werden rund 2000 bis 2500 Betroffene damit in Kliniken behandelt. Und immer häufiger gelingt es Intensivmedizinern diese Patienten auch erfolgreich zu therapieren.

Die ECMO birgt aber auch Risiken, da es zu erheblichen Komplikationen kommen kann, zum Beispiel durch das Anlegen der Kanülen oder durch die benötigte Blutverdünnung. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) betont deshalb im Rahmen ihrer Jahrestagung, wie wichtig es ist, dass dieses hochkomplexe Verfahren durch gut ausgebildete Intensivmediziner und Pflegekräfte durchgeführt wird.

Nach Einschätzung der DGIIN-Experten sollten ECMO und Herzunterstützungssysteme derzeit nur an wenigen großen und erfahrenen Zentren eingesetzt werden. Eine aktuelle, international durchgeführte Studie konnte im Gegensatz zu früheren Studien keinen eindeutigen Überlebensvorteil durch eine ECMO gegenüber herkömmlicher Beatmungstherapie bei Patienten mit schwerstem Lungenversagen belegen. Deshalb sollten die Studienergebnisse zunächst diskutiert und in weiteren Untersuchungen genau geprüft werden, welche Patienten von Verfahren wie ECMO profitieren, so die Experten.

Lesen Sie mehr zur ECMO-Therapie in unserem Experteninterview mit Prof. Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Lungenerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium – Das Experteninterviewund in unserem ArtikelSauerstoff überbrückt Wartezeit auf Spenderorgan.

ECMO - was ist das?

Bei der extrakorporalen Membran-Oxygenierung (ECMO) wird das venöse Blut außerhalb des Körpers in einer Maschine mit Sauerstoff angereichert und dann ins arterielle Blutgefäßsystem zurück geleitet. Das Verfahren funktioniert also wie eine externe Lunge. Bei der herkömmlichen künstlichen Beatmung mit einem Beatmungsgerät wird Sauerstoff mit Überdruck in die Lunge gepresst. Weil der Gasaustausch bei der ECMO außerhalb des Körpers erfolgt, könne sich die Lunge des Patienten besser erholen, da die Beatmung so schonender ist, so die Experten der DGIIN.

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin: Vielversprechendes High-Tech-Verfahren bei Lungenversagen. Pressemitteilung vom 6. Juni 2018

Riessen, R. et al.: Organersatz in der Zukunft - Grenzen und Perspektiven. In: Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin, online publiziert am 9. April 2018 

Combes, A. et al.: Extracorporeal Membrane Oxygenation for Severe Acute Respiratory Distress Syndrome. In: News England Journal of Medicine, online publiziert am 24. Mai 2018