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COVID-19: Antikörper-Therapie bei allergischen Erkrankungen

Benralizumab, Dupilumab, Omalizumab, Reslizumab oder Mepolizumab – Allergien oder allergisches Asthma werden immer häufiger mit Biologika behandelt, die die Immunantwort des Körpers hemmen. Ob sich dadurch bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus Risiken für die Patienten ergeben, ist bisher unklar. In einem Positionspapier haben mehrere deutschsprachige Ärztefachgesellschaften Handlungsempfehlungen zur Antikörper-Therapie in Zeiten der COVID-19-Pandemie veröffentlicht.

Basis des Papiers ist eine umfassende Literarturrecherche zu Forschungsergebnissen der letzten zehn Jahre. Auf Grundlage dieser Daten geben die Experten Empfehlungen für die Behandlung mit Biologika bei Menschen mit Asthma bronchiale, atopischer Dermatitis (Neurodermitis), chronischer Rhinosinusitis mit Nasen­polypen oder spontaner Urtikaria in der COVID-19-Pandemie.

Biologika-Therapie sollte fortgeführt werden

Laut den Autoren deuten die derzeit verfügbaren Daten darauf hin, dass Menschen mit Allergien und Atopie-assoziierten Erkrankungen  wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben. Sie empfehlen, die Therapie mit Biologika bei Patientinnen und Patienten ohne Infek­tionsverdacht oder ohne nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion daher unverändert fortzuführen.

Behandlungsziel solle es sein, schwer kontrollierbare allergische und atopische Erkrankungen durch eine an­gemessene Bedarfs- und Add-on-Therapie bestmög­lich einzustellen. Cortison (Glukokortikoide) sollte möglichst vermieden werden. Um die Behandlung ärztlich begleiten zu können, empfehlen die Experten zudem telemedizinische Ansätze, sodass die Patienten auch ohne einen Besuch in der Praxis weiter medizinisch beraten werden können.

Bei schweren Verläufen im Einzelfall entscheiden

Ist eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen oder besteht ein begründeter Verdacht, lautet die Experten-Empfehlung, die weitere Therapie immer im Einzelfall, individuell nach Nutzen und Risiken und auch in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Patienten abzustimmen. Verläuft die COVID-19-Erkrankung schwer, bestehe die Möglichkeit, die Abstände zwischen den Injektionen gemäß den Fachinformationen des jeweiligen Biologikums zu verlängern oder eine Therapiepause einzusetzen.

Die detaillierten Empfehlungen finden Sie hier: Positionspapier: Anwendung von Biologika bei allergischen und Typ-2-entzündlichen Erkrankungen in der aktuellen Covid-19-Pandemie

Da man weiterhin kaum wisse, wie Biologika eine COVID-19-Erkrankung beeinflussen, fordern die Fachgesellschaften in ihrem Papier auch, alle Daten und Krankheitsverläufe von Personen, die eine solche Therapie erhalten und an COVID-19 erkranken, in Registern zu sammeln und zu dokumentieren. Mit dem Ziel, in Zukunft erfahrungsbasierte Handlungsanweisungen geben zu  können.

Quelle:

Klimek, L. et al.: Positionspapier: Anwendung von Biologika bei allergischen und Typ-2-entzündlichen Erkrankungen in der aktuellen Covid-19-Pandemie. In: Allergo Journal, Ausgabe 4/2020