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Asthmastudie über drei Generationen

Um den Einfluss der Gene auf die Entstehung von Asthma und Allergien genauer zu untersuchen hat ein deutsches Wissenschaftlerteam im Dezember vergangenen Jahres die generationenübergreifende Studie ACROSSOLAR an den Start gebracht. Aufbauend auf vorangegangene Studien sollen Nachkommen früherer Studienteilnehmer von Geburt an untersucht und über ihre ersten Lebensjahre hinweg weiter engmaschig begleitet werden.

Bislang geht man davon aus, dass Asthma und Allergien auf der Grundlage eines komplexen Zusammenspiels genetischer und Umweltfaktoren entstehen. Entscheidend sind dabei, so vermuten die Wissenschaftler, vor allem die vorgeburtliche Phase im Mutterleib und die ersten Lebensjahre eines Kindes. Mit der erstmals über drei Generationen hinweg angelegten großen Untersuchung wollen die Wissenschaftler aus München und Dresden neue Informationen darüber gewinnen, welchen Einfluss genetische Vorbelastung und umweltbedingte Belastungen im frühen Lebensalter auf die Entstehung von Asthma nehmen.

Insbesondere epigenetische Mechanismen wollen die Wissenschaftler in den Blick nehmen, also die Frage, inwieweit und durch welche Einflüsse sich im Laufe des Lebens genetische Strukturen noch ändern und damit das Krankheitsrisiko beeinflussen können. So gibt es beispielsweise erste Hinweise darauf, dass epigenetische Mechanismen verantwortlich dafür sein könnten, dass eine Belastung der Mutter und sogar auch der Großmutter etwa durch Rauchen oder Stress Einfluss auf das Asthmarisiko von Kindern nimmt.

Grundlage der neuen Studie sind Daten aus den Vorläuferstudien SOLAR zur Untersuchung beruflicher Allergierisiken sowie ISAAC zur Untersuchung von Asthma und Allergien in der Kindheit aus den 1990er Jahren. Die Kinder der Familien, die damals bereit waren, sich wieder kontaktieren zu lassen, werden seit 2009 halbjährlich befragt, ob sie selbst mittlerweile Nachkommen bekommen. Wo dies der Fall ist, werden sie eingeladen, an der neuen Studie teilzunehmen. Über einen ausführlichen Fragebogen werden die Krankengeschichten vom Kind im ersten Lebensjahr sowie die Lebensbedingungen und Krankheiten der Eltern und Großeltern abgefragt. Im Alter von sechs bis neun Jahren sollen die Kinder dann nochmals befragt werden.

Der Vorteil der Studie liegt nach Aussagen der Wissenschaftler darin, dass nicht nur die Kinder und deren Eltern von Geburt an untersucht, sondern darüber hinaus auf eine umfassende Datensammlung aus den früheren Studien zurückgegriffen werden kann.

Quelle:
Weinmann et al.: Establishing a birth cohort to investigate the course and aetiology of asthma and allergies across three generations – rationale, design, and methods of the ACROSSOLAR study. In: BMC Public Health. 2015; 15: 1210

Weiterführende Informationen
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Asthma im Kindesalter - Interview mit Prof. Dr. Erika von Mutius
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