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Asthma: Viele Patienten nehmen zu viel Cortison ein

Eine von drei Personen mit schwerem Asthma erhält zu viel Cortison in Form von Tabletten, was schädlich sein kann. Zu diesem Ergebnis kommt eine niederländische Studie mit mehreren tausend Teilnehmenden.

Grundlage für die Studie bilden die Einträge von über 500.000 Menschen aus niederländischen Apothekendatenbanken. Aus diesen filterten die Forschenden Patienten mit schwerem Asthma heraus, denen inhalatives Cortison (ICS) in hohen Dosen plus ein langwirksamer Beta-Agonist (LABA) und orales Cortison verschrieben wurde.

An 5.002 dieser Menschen verschickten sie Fragebögen mit Fragen zu vorliegenden Krankheiten, der Diagnose, zur Kontrolle des Asthmas und auch zur Rauchergeschichte. Insgesamt erhielten sie 2.312 Rückmeldungen. Die Therapietreue, also wie gut sich die Patienten an die verordnete Behandlung halten, bewerteten die Forschenden anhand der verschriebenen Rezepte. Lösten die Teilnehmenden 80 Prozent ihrer Rezepte in der Apotheke ein, galt dies als „therapietreu“. Des Weiteren überprüften die Apotheker die Inhalationstechnik eines Teils der Studienteilnehmenden. 

Langzeittherapie mit oralem Cortison nur im Ausnahmefall

Das Ergebnis: 29 Prozent der Patienten, die hohe Dosen inhalatives Cortison einnahmen, bekamen auch große Mengen orales Cortison in potentiell schädlichen Mengen (420 Milligramm pro Jahr oder mehr). Bei den meisten dieser Patienten (78 Prozent) zeigte sich aber gleichzeitig, dass sie sich nur schlecht an ihre Therapievorgaben hielten oder die Inhalation falsch durchführten.

Laut Leitlinie soll eine Langzeittherapie mit oralem Cortison bei Erwachsenen mit Asthma wegen schwerer Nebenwirkungen nur im Ausnahmefall eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass das Asthma mit den verschiedenen Therapieoptionen der vorherigen Behandlungsstufe sowie gegebenenfalls zusätzlichen monoklonalen Antikörpern nicht kontrollierbar ist.

Therapietreue und Inhalationstechnik muss überprüft werden

Aufgrund ihrer Ergebnisse fordern die Studienautoren, dass Ärzte zunächst die Inhalationstechnik und auch die Therapietreue ihrer Patienten überprüfen, bevor sie orales Cortison verschreiben. Für die restlichen 22 Prozent der Patienten, die sich an die Therapie halten und die Inhalation richtig durchführen, sollte geprüft werden, ob eine Biologika-Therapie in Frage kommt.

So könnten langfristig der Einsatz von schädlich hohen Dosen an oralem Cortison und auch die dadurch bedingten Nebenwirkungen deutlich reduziert werden, betonen die Forschenden. Die Einnahme von großen Mengen Cortison in Form von Tabletten erhöht auf lange Sicht z.B. das Risiko für Diabetes, Osteoporose oder auch Nebenniereninsuffizienz.

Quellen:

European Respiratory Society: One third of patients with severe asthma are taking harmful doses of oral steroids. Meldung vom 2. Oktober 2019

Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma. 2018, 3. Auflage, Version 1