Pneumokokken-Impfung
Die Pneumokokken-Impfung wird umgangssprachlich auch Impfung gegen Lungenentzündung genannt. Denn Pneumokokken sind die Erreger, die unter den Bakterien am häufigsten eine Lungenentzündung auslösen. Doch die Pneumokokken-Impfung schützt nicht nur vor Lungenentzündung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Susanne Herold, PhD, Universitätsklinikum Gießen und Marburg
Die Pneumokokken-Impfung wird umgangssprachlich auch Impfung gegen Lungenentzündung genannt. Denn Pneumokokken sind die Erreger, die unter den Bakterien am häufigsten eine Lungenentzündung auslösen. Doch die Pneumokokken-Impfung schützt nicht nur vor Lungenentzündung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Susanne Herold, PhD, Universitätsklinikum Gießen und Marburg
Vorkommen von Pneumokokken
Pneumokokken können durch Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch übertragen werden, zum Beispiel beim Husten oder Niesen.
Oft sind Pneumokokken jedoch bereits in der Schleimhaut von Mund- und Rachenraum vorhanden, ohne, dass sie eine Krankheit verursachen oder Symptome hervorrufen. Man spricht dann von Kolonisation. Betroffene können andere Menschen mit Pneumokokken anstecken. Außerdem kann es in bestimmten Situationen, beispielsweise bei geschwächtem Immunsystem zur symptomatischen Infektion kommen.
Neben Lungenentzündungen können Pneumokokken auch weitere Erkrankungen verursachen, wie
- Mittelohrentzündung
- Nasennebenhöhlenentzündung
- Hirnhautentzündung
- Sepsis („Blutvergiftung“)
Vor diesen Erkrankungen kann die Pneumokokken-Impfung schützen.
Video: Was passiert im Körper bei einer Lungenentzündung?
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Transkript: Was passiert im Körper bei einer Lungenentzündung
Mit der Atemluft gelangen neben dem lebensnotwendigen Sauerstoff auch Krankheitserreger in die Atemwege. Meist kann der Körper sie durch seine Selbstreinigungsmechanismen entfernen oder durch das Immunsystem unschädlich machen.
Gelingt das nicht, können sich die Krankheitserreger in den Atemwegen ausbreiten. Die betroffenen Abschnitte entzünden sich. Breiten sich die Krankheitserreger bis in die tiefen Atemwege aus, kann eine Lungenentzündung auftreten.
Die häufigste Ursache einer Lungenentzündung sind bestimmte Bakterien, die Pneumokoken, aber auch andere Bakterienarten. Viren, Pilze, eingeatmete Fremdkörper oder chemische Reize sind mögliche Ursachen einer Lungenentzündung.
Es können sich verschiedene Bereiche der Lunge entzünden, etwa die Lungenbläschen, die Bronchien oder auch das Lungenzwischengewebe.
Ist ein Lungenlappen komplett entzündet, sprechen Fachleute von einer Lobärpneumonie.
In schweren Fällen kann eine Lungenentzündung zu einem akuten Lungenversagen führen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge an. Die Atmung ist erschwert und der Körper erhält nicht genügend Sauerstoff. Ein akutes Lungenversagen ist lebensbedrohlich und muss schnellstmöglich behandelt werden.
Bis zum Lungenversagen muss es aber nicht kommen. In der Regel lässt sich eine Lungenentzündung gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Gegen eine bakterielle Lungenentzündung helfen Antibiotika. Sind Viren oder Pilze die Krankheitsursache, gibt es auch dagegen spezielle Medikamente.
Besser als behandeln ist aber Vorbeugen. Gegen die wichtigsten Erreger der Lungenentzündung, die Pneumokoken, gibt es eine Schutzimpfung.
Pneumokokken-Impfung: Für wen?
Besonders Kinder in den ersten beiden Lebensjahren sowie ältere und vorerkrankte Menschen haben ein stark erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen durch Pneumokokken.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung unter anderem folgenden Risikogruppen:
- Kindern ab einem Alter von zwei Monaten bis unter zwei Jahren
- allen Menschen über 60 Jahren
- Menschen mit chronischen Herz-, Kreislauf- und Lungenerkrankungen – also auch Menschen mit Asthma, COPD oder Lungenemphysem
- Menschen mit Behandlungsbedürftigem Diabetes oder bestimmten neurologischen Krankheiten
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch eine angeborene Immundefizienz oder ausgelöst durch bestimmte Medikamente (Immunsuppressiva)
- Menschen, die anfälliger für eine Pneumokokken-Meningitis (Hirnhautentzündung) sind, zum Beispiel Personen mit einer Hörprothese (Cochlea-Implantat) oder einer Liquorfistel (Verbindungsgang zwischen der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit nach außen an die Körperoberfläche).
Gelegentlich treten lokale Nebenwirkungen und Allgemeinreaktionen ähnlich wie bei der Grippeschutzimpfung auf. Muskelkaterähnliche Beschwerden über ein bis zwei Tage können jedoch etwas stärker ausgeprägt sein. Gravierende Nebenwirkungen sind bei der Pneumokokken-Impfung sehr selten. Überempfindlichkeitsreaktionen sind aber nicht sicher auszuschließen.
Pneumokokken-Impfstoff
In Deutschland sind derzeit zwei Arten von Impfstoffen für die Pneumokokken-Impfung zugelassen.:
- ein Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPSV) PPSV23 und
- vier Konjugatimpfstoffe (PCV für pneumococcal conjugate vaccine), PCV13, PCV10, PCV15 und PCV20.
Bei allen Pneumokokken-Impfstoffen handelt es sich um sogenannte Totimpfstoffe.
Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPSV)
Der Polysaccharid-Impfstoff besteht aus reinen Zuckermolekülen der Hülle von Pneumokokken-Bakterien, sogenannten Antigenen. Als Reaktion auf die Bakterien-Bestandteile bildet das Immunsystem nach der Pneumokokken-Impfung Antikörper, die vor kommenden Infektionen mit den Bakterien schützen.
Der Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff PPSV23 ist in Deutschland ab einem Alter von zwei Jahren zugelassen.
Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV)
Ein Nachteil des Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoffes (PPSV) ist, dass die Pneumokkokken-Impfung bei Kindern bis zwei Jahren nur unzureichend wirkt. Diese Lücke wurde Anfang der 2000er durch die sogenannten Konjugatimpfstoffe (PCV für pneumococcal conjugate vaccine) geschlossen.
Aktuelle PCV-Impfstoffe
In Deutschland gibt es für die Pneumokokken-Impfung aktuell
- einen Konjugatimpfstoff gegen zehn Pneumokokken-Serotypen (PCV10, zugelassen bis zum Alter von fünf Jahren – aktuell nicht von der STIKO empfohlen),
- einen gegen 13 Serotypen (PCV13, zugelassen für alle Altersgruppen),
- einen gegen 15 Serotypen (PCV15, zugelassen für alle Altersgruppen) und
- einen gegen 20 Serotypen (PCV20, zugelassen ab 18 Jahren).
Pneumokokken-Impfung – wie oft ist sie nötig?
Wie oft die Pneumokokken-Impfung wiederholt werden muss und welche Impfstoffe empfohlen werden, hängt vom persönlichen Alter und dem Gesundheitszustand ab.
Grundimmunisierung für alle Kinder unter zwei Jahren
Babys und Kinder unter zwei Jahren sollten nach den Empfehlungen der STIKO ausschließlich mit den Konjugatimpfstoffen PCV13 oder PCV15 gegen Pneumokokken geimpft werden.
In der Regel werden Babys mit drei Einzeldosen im Alter von
- zwei,
- vier und
- 11 Monaten
gegen Pneumokokken geimpft. Für Frühgeborene wird eine zusätzlich Impfdosis mit drei Lebensmonaten empfohlen.
Sequenzielle Pneumokokken-Impfung von vorerkrankten Kindern und Jugendlichen
Bei chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Asthma, COPD oder Lungenemphysem empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 17 Jahren die sogenannte sequenzielle Impfung:
- Die Pneumokokken-Impfung erfolgt dabei zunächst mit einem Konjugatimpfstoff (PCV13 oder PCV15).
- Nach sechs bis zwölf Monaten wird der Impfschutz durch den Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff PPSV23 vervollständigt.
Pneumokokken-Impfung bei Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen
Menschen mit chronischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Pneumokokken-Erkrankung. Sie sollen sich laut STIKO mit dem Konjugatimpfstoff PCV20 impfen lassen.
Erwachsene, die bereits als Kind eine sequenzielle Impfung erhalten haben, sollen ihren Impfschutz mindestens sechs Jahre nach der Impfung mit PPSV23 durch eine Impfung mit PCV20 ergänzen. Bei Personen mit einer ausgeprägten Immunschwäche kann der Mindestabstand auf ein Jahr verkürzt werden.
Standard-Pneumokokken-Impfung bei Personen ab 60 Jahren
Bei Menschen ab einem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO ebenfalls die Pneumokokken-Impfung mit PCV20. Personen dieser Altersgruppe, die bereits mit PPSV23 geimpft wurden, sollten nach einem Mindestabstand von sechs Jahren ebenfalls eine Impfung mit PCV20 erhalten, da dieser Impfstoff einen Schutz gegen die Serotypen vermittelt, die bei älteren Menschen die größte Rolle spielen.
Quellen
- Robert Koch-Institut: Schutzimpfung gegen Pneumokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten (Letzter Abruf: 22.8.2024)
- Robert Koch-Institut: Pneumokokken-Infektionen (Streptococcus pneumoniae) (Letzter Abruf: 22.8.2024)
- Robert Koch-Institut: Kurz und knapp: Faktenblätter zum Impfen. Pneumokokken-Impfung (PDF) (22.8.2024)
- Ständige Impfkommission STIKO am Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2024. 4-2024, 25.01.2024
- Ständige Impfkommission STIKO am Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin: Stellungnahme zur PCV20-Anwendung; Beschluss zum Wechsel von quadri- zu trivalenten Influenzaimpfstoffen. 31-2024, 01.08.2024 Paul Ehrlich Institut: Pneumokokken-Impfstoffe (Letzter Abruf: 22.8.2024)
Letzte Aktualisierung: 25.10.2024