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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Asthma: Therapie

Bis heute gibt es leider keine Möglichkeit, Asthma zu heilen. Die chronische Atemwegskrankheit ist in der Regel jedoch mit Medikamenten gut behandelbar.

Ziel jeder Asthma-Therapie ist es, dass Patientinnen und Patienten weitestgehend beschwerdefrei und körperlich leistungsfähig sind. Durch eine individuell abgestimmte Behandlung lässt sich dies in den meisten Fällen auch erreichen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München
Dr. med. Nicole Maison, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München

Bis heute gibt es leider keine Möglichkeit, Asthma zu heilen. Die chronische Atemwegskrankheit ist in der Regel jedoch mit Medikamenten gut behandelbar.

Ziel jeder Asthma-Therapie ist es, dass Patientinnen und Patienten weitestgehend beschwerdefrei und körperlich leistungsfähig sind. Durch eine individuell abgestimmte Behandlung lässt sich dies in den meisten Fällen auch erreichen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München
Dr. med. Nicole Maison, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München

Video: Wie wird Asthma behandelt?

Interview mit Prof. Klaus Rabe

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Wie wird Asthma behandelt?

Die Asthma-Behandlung besteht zum einen aus einer medikamentösen Therapie mit entzündungshemmenden und Bronchienerweiternden Medikamenten. So sollen die chronische Entzündung und die Verengung der Atemwege verbessert werden. Die Therapie richtet sich nach der Asthmakontrolle und ist als sogenanntes Stufenschema aufgebaut. Für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche gibt es jeweils ein eigenes Stufenschema mit fünf bzw. sechs Therapiestufen.

Von Stufe zu Stufe wird die Behandlung intensiviert. Die behandelnden Ärzte wählen für jede Person individuell die Stufe aus, mit der eine gute Asthmakontrolle erreicht werden kann, die gleichzeitig aber möglichst wenig Nebenwirkungen verursacht. Die Nationale Versorgungsleitlinie empfiehlt: Stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, soll immer die nebenwirkungsärmere gewählt werden, auch wenn sie die teurere ist.

Unterstützend zu den Asthma-Medikamenten werden zur Behandlung von Asthma auch nichtmedikamentöse Maßnahmen empfohlen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Asthmaschulungen, bei denen die Patienten lernen, ihre Symptome besser einzuschätzen. Zur nichtmedikamentösen Behandlung gehören auch:

Zusätzlich können verschiedene Atemtechniken helfen, besser mit der Krankheit umzugehen. Außerdem sollen häufige Begleiterkrankungen, wie ein chronischer Schnupfen (Rhinitis) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) angemessen behandelt werden.

Bei gemischtförmigem oder allergischem Asthma stellt auch die spezifische Immuntherapie (SIT) mit Allergenen eine mögliche Therapieoption dar.  

Die Behandlung von Asthma bei Kindern ist ähnlich der bei Erwachsenen, allerdings gibt es auch einige Unterschiede und Besonderheiten. Lesen Sie mehr dazu hier: Asthma-Therapie: Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen

Therapiestufen bei Asthma

Je nachdem wie gut die aktuelle Kontrolle des Asthmas ist, gibt es verschiedene Therapiestufen, die in der Asthma-Behandlung eingesetzt werden können. Von Stufe zu Stufe wird die medikamentöse Therapie intensiver. Dabei wird getreu dem Motto "Reduziere, wenn möglich, intensiviere, wenn nötig" vorgegangen.

Die behandelnden Ärzte wählen für jede Person individuell die Therapie-Stufe aus, mit der eine gute Asthmakontrolle erreicht werden kann, die gleichzeitig aber möglichst wenig Nebenwirkungen verursacht. Die Nationale Versorgungsleitlinie empfiehlt: Stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, soll immer die nebenwirkungsärmere gewählt werden, auch wenn sie die teurere ist.

Alle Therapieschritte sollten von einer Asthmaschulung begleitet werden. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass bekannte Reize bzw. Asthma-Auslöser gemieden werden.

Nach den offiziellen medizinischen Empfehlungen gibt es ein Stufenschema für Erwachsene und ein Asthmastufenschema speziell für Kinder und Jugendliche. 

Hier erfahren Sie mehr zum Stufenschema bei Asthma.

Asthma-Medikamente

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Gruppen von Asthmamedikamenten:

  • bronchienerweiternde Reliever dienen vor allem als schnelles Bedarfsmedikament bei akuten Beschwerden. (Bedarfstherapie)
  • antientzündliche Controller müssen über längere Zeit eingenommen werden und erzielen einen langfristigen Effekt. (Langzeittherapie)

Bedarfsmedikamente: Reliever zur Erweiterung der Atemwege

Reliever (abgeleitet vom englischen to relieve = erleichtern) sollen bei Bedarf eingenommen werden.  Sie helfen bei akuten Beschwerden und befreien durch ihre bronchienerweiternde Wirkung kurzfristig von Asthmasymptomen. Meist handelt es sich um sogenannte kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika (SABA) zum Inhalieren. Zum Beispiel:

  • Fenoterol,
  • Formoterol,
  • Salbutamol oder
  • Terbutalin

Diese auch als Bronchodilatatoren bezeichneten Mittel entspannen binnen weniger Minuten die verkrampfte Bronchialmuskulatur und führen so zu einer Erweiterung der Atemwege.

Bedarfsmedikamente lindern akute Asthma-Symptome zwar sehr effektiv, haben aber keinerlei Einfluss auf die Entzündung, die dem Asthma zugrunde liegt. Dies gilt auch für die langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika (LABA), die in fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung eingesetzt werden. Diese sollen jedoch nur in Kombination mit einem antientzündlichen inhalativen Cortisonpräparat (ICS) eingesetzt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten Kombinationspräparaten.  

Controller gegen die Entzündung

Controller wirken antientzündlich und dämpfen die ständige Entzündungsbereitschaft der Atemwege. Anfälle und Asthma-Symptome treten durch diese Wirkstoffe seltener und weniger heftig auf. Um diesen Effekt zu erreichen, müssen diese Asthma-Medikamente allerdings regelmäßig und dauerhaft angewendet werden. Man spricht daher von Langzeitmedikamenten.

Inhalative Kortikosteroide (ICS) - im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Cortison bezeichnet – sind nach derzeitigem Kenntnisstand die wirkungsvollsten Controller. Bei Erwachsenen sollen sie die Basis der Langzeittherapie bei Asthma bilden, denn sie behandeln die Entzündungsprozesse in den Atemwegen, die einem Asthma zu Grunde liegen.

Die Cortisonpräparate werden als Asthmaspray eingenommen. Durch Inhalieren gelangt das Cortison direkt in die Atemwege und kann dort zielgerichtet wirken. Nebenwirkungen werden so deutlich reduziert. Moderne ICS-Präparate ermöglichen bereits mit einer sehr geringen Dosis eine gute Asthmakontrolle. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin sollte die Medikamentendosis immer wieder überprüft und auf die niedrigste noch wirksame Dosis eingestellt werden.

Bei schwerem Asthma kann Cortison kurzzeitig auch in Form von Tabletten verabreicht werden. Da Cortisontabletten aber auf den ganzen Körper wirken, können sie schwerere Nebenwirkungen auslösen als das Cortison-Spray. Nach den Empfehlungen der aktuellen Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma, soll Cortison daher nur dann als Tablette verschrieben werden, wenn auch eine Behandlung mit Antikörpern das Asthma nicht verbessert.

Wichtig: Richtig inhalieren

Damit die inhalierbaren Medikamente auch in ausreichender Menge in der Lunge ankommen ist die richtige Inhalationstechnik entscheidend. Denn nur so können sie ihre Wirkung voll entfalten. Studien zeigen aber immer wieder, dass viele Patienten mit Lungenkrankheiten ihre Inhalatoren falsch anwenden. Patientinnen und Patienten sollten sich daher von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin genau zeigen lassen, wie man das Gerät benutzt.

Auch die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma empfiehlt die Einweisung in das Inhalationssystem explizit. Wer ein neues Inhalationssystem erhält, benötige eine Einweisung. Patientinnen und Patienten sollen in der Arztpraxis die korrekte Handhabung einüben und sie vorführen. Auch die Apotheke kann bei der Inhalationstechnik nochmals unterstützen. 

Wichtig zu wissen ist auch, dass die Inhalation im Kindesalter anders funktioniert als bei Erwachsenen, nämlich mit einer sogenannten Vorschaltkammer, auch Inhalierhilfe, Spacer oder Aerochamber genannt. Diese wird inzwischen auch bei Erwachsenen immer öfter eingesetzt.

Experten empfehlen zudem, das einmal ausgewählte Inhaliergerät nicht zu wechseln. Sollte es dennoch nötig sein, raten sie auf jeden Fall zu einer gründlichen Schulung in der die Patienten lernen, wie der neue Inhalator angewendet werden muss.

in unserem Factsheet „Richtig inhalieren - Das Wichtigste in Kürze“ (PDF) finden Sie weitere Informationen zum Thema.

Anleitung zur Inhalation am Beispiel der Dosieraerosole (siehe Grafik):

  • Schutzkappe abnehmen, Gerät schütteln (Schritt 1)
  • vollständig ausatmen (Schritt 2)
  • Mundstück mit den Lippen umschließen, gleichmäßig und tief einatmen, gleichzeitig mit dem Einatmen den Sprühstoß auslösen (Schritt 3)
  • langsam und tief durch den Inhalator einatmen (Schritt 4)

Dann den Atem fünf bis zehn Sekunden lang anhalten, damit sich die Wirkung des Medikaments in der Lunge entfalten kann, langsam ausatmen, Schutzkappe aufsetzen.

Wichtig: Keine Zeitverzögerung zwischen Auslösen und Einatmen

Weitere Asthma-Medikamente

Zusätzlich zu Controllern und Relievern gibt es zur Behandlung von Asthma noch weitere Medikamente, die jedoch nur bei bestimmten Patientengruppen eingesetzt werden. Dazu gehören:

Video-Interview: Möglichkeiten der Behandlung von Asthma und COPD

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Im Interview berichtet Prof. Michael Pfeifer (Universitätsklinikum Regensburg, Klinik Donaustauf) von aktuellen Therapieansätze und Möglichkeiten der Behandlung von Asthma und COPD. Er spricht auch über die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile der Sauerstofflangzeittherapie.

Asthma-Antikörper: Therapie mit Biologika

Mit den oben beschriebenen Medikamenten lassen sich Asthmaanfälle bei den meisten Patienten gut in den Griff bekommen. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Menschen mit schwerem Asthma, bei denen die Symptome trotz optimaler Behandlung nicht völlig verschwinden. Für diese Patientengruppe gibt es seit einiger Zeit neue Therapieoptionen mit speziellen Antikörpern (Biologika), die gegen einzelne Bestandteile der Entzündungsreaktion gerichtet sind.

Zur Behandlung von schwerem Asthma sind derzeit folgende Antikörper zugelassen (Stand August 2019):

  • Omalizumab
  • Mepolizumab
  • Reslizumab
  • Benralizumab
  • Dupilumab

Einige dieser Biologika werden teilweise auch bei anderen Krankheiten eingesetzt.

Laut Leitlinie sind monoklonale Antikörper erst in der letzten Therapiestufe vorgesehen, um eine Langzeittherapie mit Coritson-Tabletten zu vermeiden. Bevor die Antikörper eingesetzt werden sollen alle anderen medikamentösen Optionen ausgeschöpft werden.
Nach Beginn einer Behandlung mit monoklonalen Antikörpern soll zudem die bisherige Asthmatherapie für mindestens vier Wochen beibehalten werden. Erst danach kann sie gegebenenfalls reduziert werden, allerdings nur unter engmaschiger Bewertung der Asthmakontrolle durch den Arzt oder die Ärztin.

Omalizumab

Der Antikörper Omalizumab ist bei schwerem allergischem Asthma zugelassen, wenn die Beschwerden durch ein ganzjähriges Allergen ausgelöst werden. Dazu zählen zum Beispiel Tierhaare oder Hausstaub, nicht aber die nur saisonal auftretenden Allergien gegen Gräser und Pollen.

Eine Behandlung mit Omalizumab ist möglich, wenn bei dieser Patientengruppe eine Therapie mit hochdosiertem Cortison-Spray und langwirksamen inhalativen Beta-2-Sympathomimetika nicht ausreicht, um schwere Asthmaanfälle zu vermeiden. Das Präparat wird in regelmäßigen Abständen unter die Haut gespritzt und wirkt für mehrere Wochen.

Da nicht alle Menschen mit schwerem allergischen Asthma auf eine Omalizumab-Therapie ansprechen, soll der Therapieerfolg nach vier Monaten von erfahrenen Ärzten beurteilt und nur bei guten Ergebnissen fortgesetzt werden. Wird die Behandlung fortgesetzt, wird empfohlen, den Therapieerfolg jährlich zu überprüfen. 

Wie wirkt Omalizumab? (Anti IgE-Antikörper)
Omalizumab richtet sich gegen das menschliche Immunglobulin E (IgE). Dieses ist an der Entstehung von allergischen Reaktionen beteiligt und wird bei Menschen mit Allergien vermehrt ausgeschüttet. Omalizumab bindet das IgE und verhindert so, dass die allergischen Reaktionen ablaufen können. 

Mepolizumab

Bei schwerem eosinophilen Asthma steht der Antikörper Mepolizumab zur Verfügung. Er kann eingesetzt werden, wenn das Asthma trotz Standardtherapie nicht ausreichend kontrollierbar ist, man spricht in diesem Zusammenhang auch von refraktärem Asthma. Der Antikörper wird einmal im Monat unter die Haut (subkutan) gespritzt.

Auch für Mepolizumab gilt, dass nicht alle Patienten von der Therapie profitieren. Die Wirksamkeit der Behandlung soll daher nach vier und zwölf Monaten überprüft werden, danach in jährlichen Abständen.

Wie wirkt Mepolizumab? (Anti-IL5-Antikörper)
Der monoklonale Antikörper Mepolizumab ist gegen den Immunbotenstoff Interleukin-5 gerichtet. Dieser spielt im entzündlichen Geschehen bei Asthma eine entscheidende Rolle, indem er das Wachstum, Überleben und die Aktivierung der eosinophilen Granulozyten beeinflusst.

Bei eosinophilem Asthma sind diese speziellen weißen Blutkörperchen stark vermehrt und an den Entzündungsreaktionen beteiligt. Bindet Mepolizumab an IL-5, wird dessen Funktion und damit die Aktivität und das Überleben der Eosinophilen gehemmt. Dies kann bei einigen Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma die Asthmaanfälle reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

Reslizumab

Reslizumab richtet sich wie auch Mepolizumab gegen Interleukin-5 und ist bei schwerem eosinophilem Asthma zugelassen, wenn trotz hochdosiertem Cortison-Spray in Kombination mit einem langwirksamen Beta-2-Agonisten (Beta-2-Sympathomimetika) keine ausreichende Asthmakontrolle erreicht wird. Reslizumab wird alle vier Wochen intravenös als Infusion verabreicht und sollte nur von Ärzten verschrieben werden, die Erfahrung mit schwerem, eosinophilem Asthma haben.

Wie wirkt Reslizumab? (Anti-IL5-Antikörper)
Reslizumab blockiert die Wirkung des Botenstoffs Interleukin-5, indem es an diesen bindet. So reduziert er die, durch eosinophile Granulozyten vermittelte, Entzündung und senkt das Risiko für akute Exazerbationen. Studien zeigen, dass die Zahl an Eosinophilen im Blut und Auswurf durch eine Therapie mit Reslizumab zurückgeht. 

Benralizumab

Ein weiterer Antikörper, der für schweres eosinophiles Asthma zugelassen ist, ist Benralizumab. Auch hier gilt: Die Antikörpertherapie kann begonnen werden, wenn es auch mit umfassender Standardtherapie weiterhin zu akuten Krankheitsverschlechterungen kommt, das Asthma also nicht kontrolliert werden kann.

Wie wirkt Benralizumab? 
Im Gegensatz zu Mepolizumab und Reslizumab, richtet sich Benralizumab nicht gegen Interleukin-5, sondern gegen den IL-5-Rezeptor auf der Oberfläche der eosinophilen Granulozyten. Bindet Benralizumab an die Immunzellen sterben diese ab, wodurch die Konzentration der Eosinophilen abnimmt und die Entzündungsreaktion zurückgeht. 

Dupilumab

Der monoklonale Antikörper Dupilumab ist für die Erhaltungstherapie bei schwerem eosinophilen Asthma bronchiale bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren zugelassen. Er kann eingesetzt werden, wenn die Erkrankung trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) plus einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel nicht ausreichend kontrolliert ist.

Wie wirkt Dupilumab?
Dupilumab hemmt sehr gezielt die biologische Aktivität der entzündungsfördernden Botenstoffe (Interleukine, IL) IL-4 und IL-13. Der Wirkstoff blockiert dafür einen Teil des Interleukin-4-Rezeptors (IL-4R) auf der Oberfläche von Immunzellen, an den IL-4 und IL-13 normalerweise binden würden. Durch den blockierten Rezeptor, dämpft Dupilumab das Signal von IL-4 und IL-13 und stoppt so weitere Entzündungsreaktionen.

Video-Interview: Biologika in der Asthma-Therapie

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Interview mit Prof. Dr. Andrea Koch: Was sind Biologika? Für welche Asthma-Patienten sind Biologika geeignet? Welche Vorteile hat diese relativ neue Behandlungsmöglichkeit und welche spannenden Forschungsansätze gibt es in diesem Bereich momentan?

Allergenspezifische Immuntherapie SIT (Hyposensibilisierung)

Liegt dem Asthma eine Allergie zugrunde – also bei gemischtförmigem oder allergischem Asthma – kann auch die spezifische Immuntherapie (SIT) mit Allergenen ein Teil der Therapie sein. Sie wird auch als Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung bezeichnet.

Bei der SIT erhalten Patienten die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) in steigender Dosierung entweder sublingual, also unter die Zunge, oder als Injektion unter die Haut. Der Körper soll sich dadurch an das Allergen gewöhnen, sodass allergische Reaktionen ausbleiben. Studien zeigen, dass Exazerbationen durch eine SIT seltener werden und sich die Asthmakontrolle verbessert. Bei Kindern und Jugendlichen kann die spezifische Immuntherapie helfen, die benötigte Dosis an Cortisonspray zu reduzieren.

Das Verfahren darf jedoch nur bei Patienten mit stabilem Asthma angewandt werden und ersetzt nicht die medikamentöse Standardtherapie.

Hier erfahren Sie mehr zur Hyposensibilisierung (spezifischen Immuntherapie, SIT).

Nicht-medikamentöse Asthma-Therapie

Neben der Behandlung mit Medikamenten können Patientinnen und Patienten auch selbst einiges tun um ihr Asthma bronchiale besser zu kontrollieren.

Schulungsangebote nutzen

Bei einer Asthmaschulung werden die Wirkung und die Einnahme der Medikamente von medizinischem Fachpersonal erklärt. So erfahren Patienten beispielsweise, wie sie die Medikamente den Beschwerden entsprechend anpassen können. Zusätzlich lernen sie Techniken und Hilfsmittel kennen, die das Leben mit Asthma leichter machen und zum Beispiel in Notfallsituationen helfen. Die Kosten für die Schulungen können von den Krankenkassen übernommen werden.

Ein häufiger Grund für ein nicht gut kontrolliertes Asthma ist oft auch die fehlerhafte Anwendung des Inhalators. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Geräte kann es insbesondere bei einem Wechsel des Präparats zu Problemen in der Anwendung kommen. Patientinnen und Patienten sollten sich daher von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin genau zeigen lassen, wie sie den Inhalator benutzen müssen.

Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma empfiehlt ausdrücklich, dass Betroffenen, die eine Langzeittherapie bekommen, die Teilnahme an Schulungen empfohlen und ermöglicht werden soll. Denn Schulungen unterstützen das Selbstmanagement und helfen, mit der chronischen Erkrankung umzugehen

Erfahren Sie hier mehr zu „Patientenschulungen“ und zum Thema „Richtig Inhalieren“.

Bestimmte Atemtechniken und andere Hilfen, wie die sogenannte Lippenbremse oder spezielle Körperhaltungen können das das Atmen bei Luftnot erleichtern. Weitere Hilfestellung erhalten Patienten in speziellen Atemschulungsangeboten.

Asthmatagebuch und Peak-Flow-Protokoll

Für einen besseren Überblick über den Verlauf des Asthmas kann es hilfreich sein, ein Asthmatagebuch zu führen. So können zum Beispiel Asthma-Auslöser identifiziert und die Wirkung der Asthma-Medikamente besser eingeschätzt werden.

Teil des Asthmatagebuches kann auch ein Peak-Flow-Protokoll sein. Mit dem Peak-Flow-Meter wird gemessen, wie stark der Luftstrom beim Ausatmen ist. Das regelmäßige Protokollieren der Werte kann helfen, den Erfolg der Asthma-Behandlung zusammen mit dem Arzt/der Ärztin einzuschätzen oder etwaige Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen.

In unserem Downloadbereich finden Sie ein Asthmatagebuch zum Ausfüllen (PDF) und auch ein Peak-Flow-Protokoll (PDF).

Bewegung: Möglich und nötig für Erwachsene und Kinder

Auch mit Asthma ist Sport möglich und wichtig. Menschen mit Asthma sollen zu körperlicher Aktivität ermutigt werden, denn sie profitieren, wie auch die Allgemeinbevölkerung, von  regelmäßiger Bewegung und können dadurch nachgewiesenermaßen ihre Lebensqualität verbessern und das Risiko für Herzkreislauferkrankungen senken. Außerdem kann sich die Asthmakontrolle, die Lungenfunktion und die körperliche Belastbarkeit erhöhen.

Voraussetzung für die sportliche Betätigung ist jedoch eine gut eingestellte medikamentöse Therapie.

In der Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma werden für leichter Erkrankte alle Angebote des Schul-, Breiten- und Ausdauersports empfohlen. Für Ältere oder Menschen mit schwererem Asthma gibt es die Möglichkeit an einer Lungensportgruppe teilzunehmen. Die Bedarfsmedikation sollte beim Sport stets griffbereit sein.

Körperliche Aktivität ist auch für Kinder mit Asthma unverzichtbar. Eine Befreiung vom Schulsport ist nicht nötig. Sind die Asthma-Medikamente richtig eingestellt sollte es Kindern mit Asthma möglich sein uneingeschränkt am Sport teilzunehmen. Welche Sportarten geeignet sind, muss im Einzelfall geklärt werden. Eltern sollten die Lehrerinnen und Lehrer ihres Kindes über die Asthma-Erkrankung und etwaige erforderliche Notfallmaßnahmen informieren. Bei reinem belastungsbedingten Asthma kann vor dem Sportunterricht vorbeugend ein bronchienerweiterndes Medikament eingesetzt werden.

Video-Interview: Praktische Tipps für Lungensport und Rehabilitation

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Interview mit Michaela Frisch, Vorstandsmitglied der AG Lungensport und Therapieleiterin: Sie gibt praktische Tipps, wie Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen können, wie sie von körperlichem Training profitieren und was beim Antrag auf Rehabilitation zu beachten ist.

Rauchstopp

Tabakrauch verschlimmert das Asthma. Sowohl bei Rauchern als auch bei den passiv rauchenden Nichtrauchern kann er zu vermehrten Asthmaanfällen, stärkeren Symptomen und sogar häufigeren Krankenhauseinweisungen führen. Zudem kann Rauchen auch die Wirkung von Cortison herabsetzen. Ganz allgemein fördern die Inhaltsstoffe von Tabakprodukten wie Zigaretten natürlich auch das Risiko für andere Krankheiten wie LungenkrebsCOPD oder Herzkreislauferkrankungen.

Allen rauchenden Patienten mit Asthma wird daher laut Leitlinie dringend zum Rauchstopp geraten. Positive Auswirkungen einer Raucherentwöhnung bei Asthma sind:

  • Bessere Lungenfunktion
  • Geringere Entzündung der Atemwege
  • Bessere Asthmakontrolle
  • Weniger Krankenhausaufenthalte

Auch E-Zigarette stellen keine gesündere Alternative dar. So weisen Studien darauf hin, dass die Inhaltsstoffe in E-Liquids und der Dampf der E-Zigaretten die Zellen de Immunsystem schädigen können und die Selbstreinigung der Lunge beeinträchtigen.

Eine Studie mit Kindern und Jugendlichen mit Asthma zeigte, dass sie häufiger Asthmaanfälle erlitten, wenn sie dem Passivrauch von E-Zigaretten und ähnlichen Geräten ausgesetzt waren.

Experten aus der Pneumologie betonen daher, dass die gesundheitlichen Langzeiteffekte des „Dampfens“ noch viel zu wenig bekannt seien, um aus medizinischer und wissenschaftlicherer Sicht Entwarnung geben zu dürfen. 

Asthma-Auslöser meiden

Menschen mit allergischem Asthma sollten, wenn möglich, die Allergene, also die allergieauslösenden Stoffe meiden. Wie dies am besten gelingt hängt von den jeweiligen Allergieauslösern ab. Beispielsweise können Milben-undurchlässige Bettbezüge bei Asthma und gleichzeitiger Hausstaubmilbenallergie helfen, den Kontakt zum Allergen zu minimieren.

Personen, die besonders auf kalte Luft reagieren, sollte im Winter möglichst nur durch die Nase atmen. So wird die Luft schon etwas erwärmt, bevor sie in die unteren Atemwege gelangt. Das Bedarfs-Asthmaspray sollte man am besten immer dabeihaben.

Rehabilitation

Eine pneumologische Rehabilitation (PR) umfasst Trainings- und Schulungsprogramme, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten zugeschnitten sind.

Nach aktuellen Empfehlungen soll Patientinnen und Patienten mit Asthma eine solche Reha angeboten werden, wenn sie trotze angemessener ärztlicher Betreuung durch ihre Krankheit im normalen beruflichen und privaten Leben eingeschränkt werden. Auch nach einem Asthmabedingten Krankenhausaufenthalt sollen die behandelnden Ärzte/Ärztinnen prüfen, ob eine pneumologische Reha möglich ist. 

Behandlung des Asthmaanfalls

Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma gibt seit 2020 spezielle Empfehlungen zur Behandlung bei einem Asthmaanfall. In zwei Kapiteln wird das Vorgehen bei Erwachsenen beziehungsweise bei Kindern und Jugendlichen beschrieben. Zentrale Empfehlungen sind unter anderem:

„Selbsthilfemaßnahmen sind das A und O beim Asthmaanfall.“ Selbsthilfemaßnahmen können die Angst bei einem Anfall verringern. Zu den Maßnahmen gehören zum Beispiel atmungserleichternde Körperhaltungen und die dosierte Lippenbremse oder auch das Wissen darüber, die Bedarfstherapie richtig einzusetzen. 

Zudem sollen zur Behandlung eines Asthmaanfalls keine Antibiotika eingesetzt werden, wenn es keine Belege für eine Infektion mit Bakterien gibt.

Asthma in der Schwangerschaft

Eine gute Asthmakontrolle ist gerade in der Schwangerschaft wichtig, auch um Asthmaanfälle zu vermeiden. Frauen mit Asthma sollen daher zu Beginn der Schwangerschaft von ihren Ärztinnen oder Ärztin dazu beraten werden, wie sicher und wichtig es ist, die medikamentöse Therapie auch während der Schwangerschaft fortzuführen.

Zudem begründet die Diagnose Asthma allein nicht den Einsatz eines Kaiserschnitts, so die aktuellen Empfehlungen.

Asthma und Beruf

Asthma kann auch als berufsbezogene Erkrankung entstehen, wenn Menschen am Arbeitsplatz Asthmaauslösenden Stoffen ausgesetzt sind. Besteht der Verdacht auf ein Asthma mit Arbeitsplatzbezug soll dies eingehend medizinisch abgeklärt werden, auch unter Einbezug von Arbeitsmedizinerinnen und -medizinern.

Bei Asthma als Berufskrankheit bleibt manchmal nur die Lösung, den Beruf aufzugeben beziehungsweise zu wechseln. Dies greift jedoch stark in das persönliche Leben der Patientinnen oder Patienten ein und muss daher gut überlegt sein. Bevor also zum Berufswechsel oder sogar zur Berufsaufgabe geraten wird, soll die Diagnose daher durch Spezialisten erst ausreichend abgesichert sein.

Berufswahl

Manche Berufe sind zudem für Menschen mit Asthma weniger geeignet. Jugendliche mit Asthma sollen daher nach den aktuellen Empfehlungen von ihren Ärzten/Ärztinnen zur anstehenden Berufswahl beraten werden.

Asthma-Therapie: Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen

Die Therapie sollte bei Kindern mit Asthma möglichst frühzeitig beginnen. Das ist wichtig, um Langzeitschäden zu vermeiden, aber auch weil sich unbehandeltes Asthma ansonsten noch weiter verschlimmert. Wichtigstes Ziel aller Therapie-Maßnahmen ist die Beschwerdefreiheit der Kinder.

Grundlage der Therapie bilden – wie auch bei Erwachsenen - die zwei Medikamenten-Hauptgruppen Bedarfsmedikamente (Reliever) und Langzeitmedikamente (Controller).

Inhalative Glukokortikoide (Cortison) sind auch für Kinder derzeit die zuverlässigsten Langzeitmedikamente zur Asthma-Behandlung. Da sie direkt an den Atemwegen wirken, können sie wesentlich geringer dosiert werden als in Tablettenform. Wichtig ist eine regelmäßige kinderärztliche Kontrolle, um die geringste Dosis herauszufinden mit der die Kinder möglichst beschwerdefrei sind, und um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Für junge Menschen gilt für die Behandlung des Asthmas ein spezielles Stufenschema für Kinder und Jugendliche, das sich vor allem durch eine zusätzlich sechste Therapiestufe vom Schema für Erwachsene unterscheidet.

Das Stufenschema für Kinder und Jugendliche ist in der Nationalen VersorgungsLeitnie Asthma (NVL) detailliert beschrieben.

Bei der Behandlung von Kindern mit Asthma ist auch die richtige ärztliche Betreuung wichtig. Benötigt ein Kind die Therapiestufe 4, sollte die Betreuung durch einen erfahrenen Kinderpneumologen erfolgen. Ab Therapiestufe 5 wird empfohlen, ein kinderpneumologisches Zentrum aufzusuchen.

Hier erfahren Sie mehr zum Stufenschema bei Asthma.

Besonderheiten der Inhalationstherapie bei Kindern

Wichtig ist, dass die Asthma-Medikamente auch in den Atemwegen ankommen. Da die korrekte Handhabung der Inhalatoren insbesondere für Kinder schwierig ist, stehen Inhalierhilfen, auch Vorschaltkammer oder „Spacer“ genannt, zur Verfügung.

Das ist eine Art Mundstück mit einer größeren Luftkammer. Sie wird auf das Dosieraerosol aufgesetzt. Durch einen Sprühstoß wird sie mit Tröpfchen gefüllt. Der Inhalt der Kammer wird anschließend eingeatmet. Dies macht es für Kinder sehr viel einfacher die Asthma-Medikamente zu inhalieren. Denn die Koordination zwischen Einatmen und gleichzeitigem Auslösen der Inhalators entfällt.

Für die Akuttherapie kann zu Hause ein elektrisches Inhaliergerät für Kinder, ein sogenannte Düsenvernebler eingesetzt werden. Ein Pulverinhalator wird meist erst ab etwa 10 Jahren eingesetzt. Mit diesem ist es möglich, die Medikamente ohne zusätzliche Treibmittel zu inhalieren. Voraussetzung ist jedoch eine kräftige Atmung bzw. ein kräftiger Atemzug, den kleine Kinder noch nicht beherrschen.

Transition: Asthma endet nicht mit der Kindheit

Asthma ist eine chronische Erkrankung. Sie bleibt also meist über das Kindesalter hinaus bestehen. Die Transition, der Übergang von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin, ist für Patientinnen und Patienten oft eine kritische Zeit. Die Kinder müssen lernen, Schritt für Schritt selbst die Verantwortung für ihre Krankheit im Alltag zu übernehmen und beim Wechsel des Arztes oder der Ärztin dürfen keine wichtigen Informationen verloren gehen.

Kinderärzte und Erwachsenen-Mediziner sollten in dieser Zeit gut zusammenarbeiten. Einer sogenannte Transitionssprechstunde bietet zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Patienten, der Kinderarzt und der oder die Internist/in zusammen die Vorgeschichte und die bisherige Behandlung besprechen. 

Quellen

Letzte Aktualisierung: 07.06.2021