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RS-Virus: Einmalige Injektion schützt für eine ganze Saison

Erhalten Frühgeborene einmalig eine passive Immunisierung durch den monoklonalen Antikörper Nirsevimab, kann sie dies eine ganze Saison lang vor dem Respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) schützen. Das ergab eine Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlich wurde.

Das Respiratorische Syncytial Virus (RSV) ist die häufigste Ursache für Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen. Gerade in den ersten drei Lebensmonaten können diese besonders schwer verlaufen. Frühgeborene sind besonders gefährdet. Bislang gibt es keinen Impfstoff gegen das RS-Virus, Hochrisikogruppen können jedoch durch die Gabe von Antikörpern passiv immunisiert werden. Der derzeit eingesetzte Antikörper zur RSV-Prävention, Palivizumab, muss während der RSV-Saison einmal im Monat per Injektion in den Oberschenkel verabreicht werden.

In der aktuellen Studie wurde ein neuer Antikörper – Nirsevimab – getestet, der eine verlängerte Halbwertszeit besitzt. Da sich dieser länger im Körper hält, könnte eine einmalige Injektion ausreichen, um eine ganze Saison vor einer RSV-Infektion zu schützen, so die Hoffnung der Forschenden.

Um dies zu überprüfen, erhielten insgesamt 1543 gesunde Frühgeborene aus 23 verschiedenen Ländern zu Beginn der RSV-Saison entweder eine „Impfung“ mit dem neuen Antikörper oder mit einem wirkungsfreien Placebo. Insgesamt wurden 969 Säuglinge mit Nirsevimab und 484 Säuglinge mit dem Placebo geimpft. Anschließend wurde untersucht, ob die Kinder bis 150 Tage nach der passiven Immunisierung eine durch RS-Viren ausgelöste Infektion der unteren Atemwege entwickelten oder nicht. Die 150 Tage entsprechen etwa der Länge der RSV-Saison.

Weniger Infektionen, seltener im Krankenhaus

Tatsächlich wirkte sich die RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab positiv auf die Infektionsraten und auch damit zusammenhängende Krankenhausaufenthalte aus:
In der Nirsevimab-Gruppe erkrankten 25 Kinder (2,6 Prozent) an einer Infektion der unteren Atemwege durch RS-Viren, acht davon mussten deshalb im Krankenhaus behandelt werden. In der Placebogruppe erkrankten 46 Kinder (9,5 Prozent), 20 davon mussten ins Krankenhaus aufgenommen werden.

Die Häufigkeit einer Infektion der unteren Atemwege durch RS-Viren war somit durch Nirsevimab um 70 Prozent geringer als unter Placebo. Zudem mussten die erkrankten Kinder unter Nirsevimab deutlich seltener stationär behandelt werden. Nach Aussage der Autoren fanden sich diese Unterschiede während des gesamten Zeitraums von 150 Tagen nach Verabreichung des Wirkstoffes und zudem unabhängig von dem Standort der Prüfzentren und den verschiedenen RSV-Subtypen. Die beobachteten Nebenwirkungen waren in den beiden Studiengruppen ähnlich und es traten keine nennenswerten Überempfindlichkeitsreaktionen auf.
Die Studie wurde von der pharmazeutischen Industrie unterstützt.

Quelle:

Griffin, M. P. et al.: Single-Dose Nirsevimab for Prevention of RSV in Preterm Infants. In: NEJM, 30. Juli 2020, 383:415-425