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Mit Grippeimpfung Demenz vorbeugen?

Eine Studie im Fachjournal „Vaccine“ deutet darauf hin, dass regelmäßige Grippeimpfungen das Demenzrisiko senken könnten. Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie leiten aus Laborergebnissen auch eine mögliche molekulare Erklärung für diesen Zusammenhang her.

In die Studie flossen Daten von über 120.000 US-Veteranen (ehemalige Militärangehörige) im Alter von durchschnittlich 75,5 Jahren ein. Nur 3,8 Prozent waren weiblich. Bei allen lag zwei Jahre vor Studienbeginn sowie zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie keine Demenzdiagnose vor. Die Teilnehmenden wurden in Gruppen eingestuft, je nachdem, ob und wie viele Grippeimpfungen sie im Studienzeitraum erhalten hatten. Im Anschluss daran analysierten die Forschenden, bei wie vielen Personen während des Beobachtungszeitraums von im Mittel sechs Jahren und acht Monaten eine Demenz neu auftrat.

Demenzrisiko signifikant gesenkt

15.933 Personen erkrankten während dieser Phase neu an einer Demenz. Die Auswertung des Impfstatus ergab, dass Personen, die sich regelmäßig gegen Grippe impfen ließen, ein geringeres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken. Dieser Effekt kam jedoch nur dann zum Tragen, wenn insgesamt mehr als sechs Grippeimpfungen innerhalb des Beobachtungszeitraums verabreicht wurden. Statistisch gesehen konnte dadurch das Demenzrisiko signifikant um 12 Prozent gesenkt werden.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die in einer Pressemitteilung über die Studie berichtet, könnte man aus Laborstudien am Tiermodell auch eine molekulare Erklärung für diesen Zusammenhang herleiten: So zeigen die Daten, dass Impfungen zu einem Anstieg der Aktivität der sogenannten Mikroglia, den „Immunzellen des Gehirns“ führen. Sie erkennen krankheitsauslösende Stoffe und Abfallprodukte und bauen diese ab. Die erhöhte Mikroglia-Aktivität nach der Impfung führt dazu, dass Beta-Amyloid vermehrt abgebaut wird. Dieser Stoff sammelt sich bei der Alzheimer-Erkrankung an, lagert sich zwischen den Nervenzellen wie ein Belag ab und schädigt die Nervenzellen.

Studie zeigt Zusammenhang - weitere Untersuchungen nötig

Dennoch sind die Experten bei der Interpretation der aktuellen Studiendaten vorsichtig. Diese würden zwar auf eine positive Wirkung der Grippeschutzimpfung auf das Demenzrisiko hindeuten. Dennoch könne aus ihnen kein ursächlicher Beweis abgeleitet werden. Denn die Studie wurden retrospektiv, also rückblickend durchgeführt und zeigt somit lediglich einen Zusammenhang. Weitere Studien zum Thema sind daher nötig um zu klären, ob regelmäßige Grippeimpfungen tatsächlich das Demenzrisiko senken können.

Quellen:

  • Wiemken, T.L. et al.: Dementia risk following influenza vaccination in a large veteran cohort running head: Influenza vaccination and dementia. In: Vaccine 2021, Aug 20.
  • Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Grippeimpfung zur Demenzprävention? – Studie generiert neue Hypothese. Pressmeldung vom 10.09.2021