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Beeinflusst RSV-Prävention das Asthma-Risiko?

Eine vorbeugende Behandlung mit dem Antikörper Palivizumab gegen das respiratorische Syncytial-Virus (RSV) wirkt sich weder auf die Lungenfunktion noch auf das Asthma-Risiko in der späteren Kindheit aus. Darauf deuten die Ergebnisse einer Studie an frühgeborenen Kindern hin, die im Fachjournal ‚The Lancet‘ veröffentlicht wurden.

Eine Infektion mit dem Respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) in der frühen Kindheit wird mit späterem Giemen (pfeifendes Atemgeräusch; oft verbunden mit einem brummenden Geräusch) und Asthma bronchiale in Verbindung gebracht. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch immer unklar, da bisherige Studien widersprüchliche Ergebnisse liefern. Neue Erkenntnisse bringt jetzt eine niederländische Langzeit-Studie an 429 frühgeborenen, aber ansonsten gesunden Kindern. Untersucht wurde, ob eine vorbeugende Behandlung mit dem Antikörper Palivizumab auf das spätere Asthmarisiko auswirkt.

Befragung der Eltern, Lungenfunktion und ärztliche Diagnose

Während der RSV-Saison erhielten die Kinder in ihrem ersten Lebensjahr zufällig entweder den monoklonalen  Antikörper (RSV-Prävention) oder ein Placebo. Im Abstand von drei Jahren sollten die Eltern dann Fragebögen zu Atemwegs-Symptomen ihrer Kinder beantworteten. Zudem wurde im Alter von sechs Jahren die Lungenfunktion der Kinder gemessen und ihre Hausärzte nach einem diagnostizierten Asthma befragt. 395 Kinder beendeten diesen Studienzeitraum.

Das Ergebnis: Nach sechs Jahren zeigten sich zwischen den zwei Gruppen keine eindeutigen Unterschiede in der Lungenfunktion und der Zahl an ärztlich diagnostiziertem Asthma (19 von 185 Kindern in der Präventionsgruppe und 18 von 182 in der Placebo-Gruppe). Die Befragung der Eltern ergab hingegen Unterschiede. In der Placebo-Gruppe berichteten die Eltern häufiger von bestehendem Asthma ihrer Kinder als in der Präventionsgruppe. Dieser Unterschied ergab sich jedoch vor allem durch Kindern, die laut ihrer Eltern im Beobachtungszeitraum öfter unter vereinzelt auftretendem Giemen litten. Die Zahl der Kinder, die tatsächlich Asthma-Medikamente einnahmen, war nach Aussage der Eltern in beiden Gruppen ähnlich.

Subjektive Bewertung könnte Ergebnisse beeinflussen

Da die Eltern nach einem Jahr der Studie erfahren hatten, ob ihr Kind Palivizumab erhalten hat oder nicht, hält es das Autorenteam für möglich, dass Eltern der Placebo-Gruppe aufmerksamer auf Symptome achteten und diese Tendenz die Ergebnisse der Fragebögen verändert haben könnte. Unter Betrachtung aller Daten kommen sie daher zu dem Schluss, dass sich die RSV-Prävention  mit Palivizumab weder auf die Lungenfunktion noch auf das Asthmarisiko in der späteren Kindheit auswirkt. Zudem betont das Team, wie wichtig objektive Messwerte, wie ärztliche Diagnosen oder messbare Lungenfunktionswerte für Studien dieser Art sind.

Neben der Schwäche, dass die Studie nicht bis zum Ende doppel-blind durchgeführt wurde, gibt das Team unter anderem auch zu bedenken, dass die Ergebnisse nicht generell gesehen werden dürfen. So seien sie wahrscheinlich nicht eins zu eins auf normal geborene Kinder, andere Bevölkerungsschichten oder auch andere Präventionsmethoden übertragbar.

Quelle:

Scheltema, N. M. et al.: Respiratory syncytial virus prevention and asthma in healthy preterm infants: a randomised controlled trial. In: The Lancet, 2016, 6 (4)