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Neue Technik macht Spenderlungen länger haltbar

Das sogenannte Ex-vivo lung perfusion (EVLP) Verfahren verlängert die mögliche Aufbewahrungszeit für zu transplantierende Lungen, wie eine Studie kanadischer Wissenschaftler zeigt. Die Autoren hoffen, die gewonnene Zeit könne zu mehr lebensrettenden Operationen führen.

Die Lungentransplantation, also der Austausch eines einzelnen oder beider Lungenflügel gegen ein Spenderorgan, ist eine etablierte Behandlungsmöglichkeit für ausgewählte lungenkranke Patienten in Endstadien. Dabei wird die Spenderlunge zunächst in einer konservierenden Lösung gebadet, anschließend mit Sauerstoff aufgebläht und dann für längstens acht Stunden auf Eis gekühlt, um den Schaden am Gewebe zu minimieren.

Das EVLP-Verfahren verlängert die mögliche Kühlzeit und schiebt einen Zwischenschritt ein, bei dem eine Lösung aus Nährstoffen, Proteinen und Sauerstoff bei Körpertemperatur durch die Lunge gepumpt wird. In dieser Zeit können die Ärzte auch mögliche Schäden an der Spenderlunge inspizieren und gegebenenfalls verletzte Organe noch für eine Operation retten. Da das EVLP-Verfahren allerdings die Aufenthaltsdauer des Gewebes außerhalb des Körpers verlängert, wollten die Forscherinnen und Forscher analysieren, wie sich das auf die Erfolgsaussichten der Operation auswirkt.

In der aktuellen Arbeit untersuchten sie die Daten von 906 Patienten, die zwischen 2006 und 2015 eine Spenderlunge erhalten hatten. Dabei verglichen sie solche, deren neue Lunge weniger als 12 Stunden außerhalb eines Körpers verbracht hatte, mit jenen, deren neue Lunge länger als 12 Stunden aufbewahrt worden war. Das war bei 97 Patientinnen und Patienten der Fall gewesen - im Schnitt vergingen 14,6 Stunden bis zur Transplantation, 95 Prozent der Lungen waren durch EVLP behandelt worden. Dem gegenüber standen 809 Personen, deren Lunge nicht länger als 12 Stunden außerhalb eines Körpers gewesen war (im Schnitt 6,7 Stunden). Von diesen hatten nur fünf Prozent  eine EVLP erhalten.

Quintessenz der Studie: Ein Jahr nach der Operation war der Verlauf in beiden Gruppen sehr ähnlich, sowohl was die Komplikationen bei der Maßnahme selbst als auch Verweildauer auf der Intensivstation und die Überlebensraten anbelangt. Das Forscherteam weist darauf hin, dass die Lungen, die mit der EVLP-Methode konserviert worden waren, als stärker beschädigt und kontrollbedürftig galten, weshalb sie zumeist erst die EVLP-Behandlung bekamen.

Die Autoren schließen daraus, dass die EVLP-Methode die Haltbarkeitszeit der Lungen deutlich verlängert und dadurch mehr Zeit einräumt, um die Lungen ausgiebig zu untersuchen und gegebenenfalls zwischen verschiedenen Orten zu transportieren, um mehr Patienten eine lebensrettende Operation zu ermöglichen. Einschränkend merken die Autoren an, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt, die bisher lediglich an einem Krankenhaus durchgeführt wurde. Eine Maximalzeit für die Aufbewahrung der Spenderlunge sei noch nicht klar, 20 Stunden seien aber bislang schon machbar.

 

Quellen:

Yeung, J.C. et al.: Outcomes after transplantation of lungs preserved for more than 12 h: a retrospective study. In: The Lancet Respiratory Medicine, 2016, doi: 10.1016/S2213-2600(16)30323-X

University Health Network: Preserving donor lungs longer makes transplant more elective than emergency surgery, Pressemitteilung vom 17. November 2016