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Mukoviszidose - Schimmelpilz in der Lunge

Eine multizentrische Studie hat erstmals untersucht, wie häufig der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus bei Betroffenen mit Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF) in Deutschland vorkommt. Ein besonderes Augenmerk richteten die Forschenden auf die Resistenz des Pilzes gegenüber Azol-Antimykotika. Aufgrund ihrer Ergebnisse raten die Autoren dazu, eine Resistenztestung für diesen Schimmelpilz in das Standard-Diagnostik-Programm von CF-Patienten aufzunehmen.

Bei Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) ist die Lunge durch den zähen Schleim besonders anfällig für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Eine mögliche Infektionsquelle ist der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus, der die Lunge von CF-Patienten besiedeln und in manchen Fällen zu einer allergischen-bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) oder einer Aspergillus-Bronchitis führen kann. Vor allem in Europa wurde in den letzten Jahren von einer zunehmenden Resistenz des Pilzes gegen Azol-Antimykotika berichtet. Dies sind Wirkstoffe, die die Pilzerkrankung bekämpfen sollen.

In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende jetzt, wie oft die Azol-Resistenz bei Aspergillus fumigatus in Deutschland generell vorkommt und charakterisierten die gewonnenen Pilz-Proben molekularbiologisch näher. Insgesamt wurden Proben von 961 Patienten aus 12 verschiedenen CF-Zentren in Deutschland analysiert. Bei 51 Patienten konnte eine Resistenz gegen Azol-Antimykotika nachgewiesen werden. Dies ergibt eine Gesamt-Prävalenz (Häufigkeit) von 5,3 Prozent.

Unterschiedliche Resistenzraten in einzelnen CF-Zentren 

Ein weiteres Ergebnis: Zwischen den einzelnen Zentren variierte die Resistenzrate zum Teil stark. So hatten Essen und München mit 9,1 beziehungsweise 7,8 Prozent die höchste Rate. Gefolgt von Münster (6,0), Hannover (5,2), Heidelberg (3,1), Frankfurt (2,8) und Köln (1,8). In Aachen, Dresden, Düsseldorf, Hamburg/Saarbrücken und Ulm wurde kein Aspergillus fumigatus-Stamm gefunden, der gegen Azol-Antimykotika resistent war. Eine mögliche Erklärung für die vergleichsweise hohen Raten in Essen, München und Hannover könnte laut den Autoren die Tatsache sein, dass diese Zentren auch auf Lungentransplantationen spezialisiert sind, dort also wahrscheinlich Patienten mit einem schwereren Mukoviszidose-Verlauf behandelt werden. Bei fast allen resistenten Isolaten konnten die Forschenden eine bestimmt Mutation im sogenannten cyp51A-Gen nachweisen.

Eine allergische-bronchopulmonale Aspergillose kann für Betroffene bedrohliche Auswirkungen haben. Denn bei ABPA reagiert das Immunsystem auf den Schimmelpilz „allergisch“, es produziert also Substanzen, die eine überschießende Entzündung der Lunge verursachen. Dadurch verengen sich die Atemwege und die Atmung wird stark eingeschränkt. Nach Ansicht der Autoren sollte daher bei Mukoviszidose-Patienten, die im Rahmen einer Aspergillus-Infektion beziehungsweise im Rahmen einer Lungentransplantation eine antimykotische Behandlung (Therapie gegen Pilze) erhalten, routinemäßig ein Test auf Azol-Resistenz durchgeführt werden.

Quellen:

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Standort Nürnberg : Mukoviszidose - Schimmelpilz-Besiedlung in der Lunge und Resistenz-Messung. Pressemeldung vom 25.06.2018

Seufert, R. et al.: Prevalence and characterization of azole-resistant Aspergillus fumigatus in patients with cystic fibrosis: a prospective multicentre study in Germany. In: Journal of Antimicrobial Chemotherapy, dky147, 19. April 2018