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Bewährungsprobe für das Organ-Vergabe-System

2011 wurde in Deutschland der Lungen-Allokations-Score (LAS) zur Vergabe von Organen bei Lungentransplantationen eingeführt. Mit diesem System werden die Dringlichkeit und die Erfolgsaussichten einer Transplantation bewertet. Eine neue Studie hat nun untersucht, ob sich das Bewertungssystem seit seiner Einführung bewährt hat. Im Fokus lagen vor allem die Überlebensraten vor und nach der Transplantation. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift ‚Deutsches Ärzteblatt International‘ veröffentlicht.

Weltweit werden jährlich etwa 3500 Lungen transplantiert, allein in Deutschland waren es im letzten Jahr 328 Transplantationen. Früher richtete sich die Vergabe der Spenderlungen vor allem nach der Wartezeit, sodass viele Menschen auf der Warteliste noch vor einer Operation starben. Auch deshalb wurde 2011 der Lungen-Allokations-Score (LAS) in Deutschland eingeführt. Mittels verschiedener Parameter werden jetzt über das LAS-System die Dringlichkeit und die Erfolgsaussichten einer Transplantation berechnet. Menschen mit einem höheren LAS-Wert erhalten einen besseren Platz in der Warteliste.

 

Hat sich durch den Lungen-Allokations-Score etwas verändert?

Wissenschaftler haben nun untersucht, ob sich diese Bewertungsmethode seit ihrer Einführung bewährt hat. Sie analysierten deshalb, ob sich die Überlebenszeit der Patienten auf der Warteliste und auch nach einer Lungentransplantation durch die Einführung des LAS-Systems verbessert hat. In die Analyse flossen die Daten aller Transplantationen und auch aller Patienten und Patientinnen auf der Warteliste zwischen 2009 und 2014 ein. Die Daten vor und nach Einführung des LAS wurden dann miteinander verglichen. Zudem wurden die Patienten anhand ihrer Erkrankung in vier Kategorien eingeteilt.

 

Mehr Transplantationen, kürzere Wartezeit und geringere Sterblichkeit

In den drei Jahren nach Einführung des LAS-Systems stieg die Zahl an Transplantationen von 865 auf 1045 (Zuwachs um 21 Prozent). Zudem starben weniger Menschen, während sie auf ein Organ warteten (Rückgang von 24 Prozent auf 16 Prozent) und die mittlere Wartezeit bis zur Transplantation ging von 199 auf 85 Tage zurück. Die Überlebensrate ein Jahr nach der Transplantation stieg nach der Einführung des LAS-Systems von 76 Prozent auf 81 Prozent an.

Eine weitere Veränderung zeigt sich bei den Empfängern der Spender-Lunge. Vor der Einführung des Systems litten die meisten Empfänger unter einer obstruktiven Lungenerkrankung, wie zum Beispiel COPD (40 Prozent). Jetzt sind es mehrheitlich Menschen mit restriktiven Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose, die ein Organ erhalten (46 Prozent).

 

„Mehr gesundheitsbezogene Werte könnten das System weiter verbessern.“

Fazit der Wissenschaftler: Durch die Einführung des LAS-Systems in Deutschland ging die Sterblichkeit der Patienten auf der Warteliste zurück, und die Vergabe der Organe sei nun besser zu durchschauen. In Zukunft sollten die Transplantationszentren weitere gesundheitsbezogene Werte der Patienten wie Exazerbationen, den Herzindex oder spezielle Blutwerte aufzeichnen und analysieren, um das System weiter zu verbessern. Zudem müsse auch die Qualitätssicherung der erfassten Daten noch verbessert werden.

Weiterführende Informationen zum Thema Lungentransplantation:

Quelle:

Gottlieb, J. et al.: Lung Transplantation in Germany since the Introduction of the Lung Allocation Score: A Retrospective Analysis. In: Deutsches Ärzteblatt international, 2017, 114(11): 179-85