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Antifibrotische Behandlung bei idiopathischer Lungenfibrose

Wie entwickelt sich der Krankheitsverlauf von idiopathischer Lungenfibrose (IPF) mit und ohne antifibrotische Therapie? Dies untersuchten Forschende in einer Beobachtungsstudie und nutzten dafür Daten des deutschen Patienten-Registers INSIGHTS-IPF.

Insgesamt flossen die Daten von 588 Patientinnen und Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) ein, die an 20 Expertenzentren für interstitielle Lungenerkrankungen in Deutschland betreut werden. Die Patienten waren im Mittel 69,8 Jahre alt und in der Mehrzahl Männer (81 Prozent). Beim Blick auf die Lungenfunktionswerte zeigte sich bei den Probanden zu Studienbeginn ein mittlerer Wert von 68,6 Prozent für die forcierte Vitalkapazität (FVC) und 37,8 Prozent für die Diffusionskapazität (DLCO).

Während der Nachbeobachtungszeit von im Durchschnitt 1,2 Jahren, verstarben 194 (33 Prozent) der Patientinnen und Patienten. Die 1-Jahres- und 2-Jahres-Überlebensraten betrugen 87 beziehungsweise 62 Prozent, wenn die Studienteilnehmenden eine antifibrotische Therapie erhielten. Ohne diese Behandlung lagen die Werte bei 46 und 21 Prozent. Das Sterberisiko war bei Menschen die eine antifibrotische Therapie erhielten um 37 Prozent niedriger. Alle Ergebnisse waren statistisch signifikant. Der allgemeine Rückgang von FVC und DLCO war langsam und unterschied sich nicht signifikant zwischen Personen mit und ohne antifibrotische Behandlung.

Die Schlussfolgerung der Autoren: Die Überlebensrate bei IPF-Patienten ist mit antifibrotischer Therapie signifikant höher. Der Verlauf der Lungenfunktionsparameter war bei Personen mit und ohne antifibrotischer Medikamente jedoch ähnlich. Letzteres deute darauf hin, dass in der klinischen Praxis IPF-Patienten trotz stabiler Werte für FVC und DLCO vorzeitig versterben können, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Was ist eine antifibrotische Therapie?

Zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose sind in Deutschland seit einigen Jahren die beiden antifibrotischen Medikamente Nintedanib und Pirfinidon zugelassen. Beide Wirkstoffe können die Vernarbung des Lungengewebes (Fibrose) verlangsamen. Heilen können sie die IPF jedoch leider nicht. In der aktuellen Leitlinie werden die beiden IPF-Medikamente für die Behandlung von IPF ausdrücklich empfohlen. Vergangene Studien zeigen jedoch, dass nur etwa 60 Prozent der Menschen mit IPF in Europa auch mit den antifibrotischen Medikamenten behandelt werden. 

Quelle:

Behr, J. et al.: Survival and course of lung function in the presence or absence of antifibrotic treatment in patients with idiopathic pulmonary fibrosis: long-term results of the INSIGHTS-IPF registry. In: European Respiratory Journal, online publiziert am 13. August 2020