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Mukoviszidose – neue Hoffnung durch Gentherapie

Zum ersten Mal hat eine Gentherapie zu einer signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion bei cystischer Fibrose geführt. Das berichten englische und schottische Wissenschaftler in der Zeitschrift The Lancet Respiratory Medicine. Das Verfahren ersetzt ein bei cystischer Fibrose defektes Gen durch eine funktionsfähige Kopie. Die entsprechenden DNA Moleküle gelangen über Inhalation direkt in die Lungenzellen.

„Patienten, die die Therapie erhielten, zeigten eine moderate aber signifikante Steigerung der Lungenfunktion verglichen mit der Placebo-Gruppe“, erklärt Prof. Eric Alton, Leiter der Phase-2-Studie und Professor am National Heart and Lung Institute des Imperial College London. Zwar würden manche Patienten besser auf die Therapie ansprechen als andere, die Ergebnisse seien aber insgesamt ermutigend.

Teilgenommen hatten 136 Mukoviszidose-Patienten aus dem Vereinigten Königreich im Alter von zwölf Jahren und älter. Die Testgruppe erhielt über ein Jahr hinweg monatlich fünf Milliliter zerstäubte DNA Moleküle (= Gentherapie), die Kontroll-Gruppe dieselbe Menge Salzlösung. Als Vergleichsgröße ermittelten die Wissenschaftler die sogenannte Einsekundenkapazität beim Ausatmen FEV1 (engl.: Forced Expiratory Volume in 1 second).

Nach einem Jahr hatte sich der FEV1-Wert im Vergleich zur Placebo-Gruppe in der Testgruppe um knappe vier Prozent verbessert. Bei einem kleinen Teil der Probanden mit sehr schlechten Anfangswerten lagen die Ergebnisse noch etwas höher. Insgesamt wurde die Therapie gut vertragen. Co-Autor Prof. Stephen Hyde von der Gene Medicine Research Group an der Universität von Oxford spricht „eher von einer Stabilisierung als einer Verbesserung“ der Lungenkrankheit, was in sich aber schon ein erstrebenswertes Ziel sei. Die Forscher würden durch weitere Experimente am Wirkstoff selbst, der Einstellung und der Kombination mit anderen Medikamenten weiter an einer Verbesserung arbeiten.

Konkret handelt es sich bei dem ‚reparierten‘ Gen um den Bauplan für den sogenannten cystic fibrosis transmembrane conductance regulator, kurz CFTR. Mutationen in diesem Gen sind die Hauptursache für die Entstehung von Mukoviszidose, die weltweit etwa 90.000 Menschen betrifft. Bisher wurden bereits etwa 2.000 verschiedene Mutationen beschrieben. Sie alle führen zu einem zähen Schleim an den Lungenwänden, der Infektionen begünstigt und dadurch die Lunge nachhaltig schädigt. Die Forscher hoffen durch ihre neue Therapie die mutierten Varianten des CFTR-Gens einfach durch gesunde ersetzen zu können. Co-Autor Dr. Alastair Innes vom Western General Hospital in Edinburgh spricht deshalb auch von einem Meilenstein für Patienten mit Mukoviszidose. Die nächste Studie soll 2016 beginnen.

Quellen:
Alton et al.: Repeated nebulisation of non-viral CFTR gene therapy in patients with cystic fibrosis: a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 2b trial. In: The Lancet Respiratory Medicine, 2015; DOI: 10.1016/S2213-2600(15)00245-3

EurekAlert: Gene therapy for cystic fibrosis shows encouraging trial results. (Letzter Abruf: 20.07.2015)

EurekAlert: The Lancet Respiratory Medicine: First trial of gene therapy for cystic fibrosis to show beneficial effect on lung function. (Letzter Abruf: 20.07.2015)

Weitere Informationen:
Die Therapie der Mukoviszidose
Mukoviszidose-Forschung: Neue Ansätze gegen Infektionen