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Neue Immuntherapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs

Patienten mit einer bestimmten Form eines fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (NSCLC) haben Vorteile von einer Therapie mit dem Antikörper Nivolumab im Vergleich zu einer „klassischen“ Chemotherapie mit Docetaxel. Eine entsprechende Studie wurde nun unter Mitwirkung der LungenClinic Grosshansdorf, Partner im Deutschen Zentrum für Lungenforschung, im New England Journal of Medicine publiziert.

Krebstherapien mit spezifischen Antikörpern sind von zunehmendem Forschungsinteresse. Die Vorteile liegen auf der Hand: Klassische Chemotherapeutika, welche etwa die Zellteilung unterdrücken, wirken sehr breit und haben dadurch häufig Nebenwirkungen. Dagegen wird ein Antikörper passgenau gegen eine Zielstruktur eingesetzt und beeinflusst andere Körperfunktionen weniger. Der in der gerade publizierten Studie verwendete Antikörper Nivolumab bindet an das Protein PD-1, welches auf T-Zellen vorkommt. Damit ist die Bindestelle für Stoffe besetzt, die die Tumorzellen ausschütten, um die Immunzellen zu inaktivieren. T-Zellen sind im Immunsystem dafür zuständig, fremde Strukturen zu erkennen, Tumorzellen unterlaufen diese Kontrolle. Nivolumab schützt die Immunzellen vor dem Angriff durch die Tumorzellen und stimuliert so die Immunabwehr.

In der Studie wurden vorbehandelte Patienten mit einem fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Plattenepithelkarzinom der Lunge entweder mit dem konventionellen Chemotherapeutikum Docetaxel oder mit dem PD-1-Antikörper Nivolumab behandelt. Mit Nivolumab behandelte Patienten hatten ein um 41 Prozent verringertes Sterberisiko. Zudem traten schwere Nebenwirkungen nur bei 7 Prozent der Patienten auf, im Vergleich zu 55 Prozent bei den Patienten, die eine klassische Chemotherapie erhielten. 

Bei dieser Form von Lungenkrebs gibt es oft nur wenige Therapieoptionen. Diese Studie ist den Wissenschaftlern zufolge seit vielen Jahren die erste, die im direkten Vergleich zwischen Chemo- und Immuntherapie eine klare Überlegenheit von Nivolumab in Kombination mit einer deutlich besseren Verträglichkeit gezeigt hat. 

Der genaue Funktionsmechanismus des Medikaments muss noch ergründet werden. Zudem soll in weiteren Studien geklärt werden, welche Patientengruppen innerhalb des untersuchten Kollektivs besonders von der Therapie profitieren. 

In den USA wurde der Antikörper bereits im März 2015 zugelassen. Das Antragsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) läuft ebenfalls, ist jedoch noch nicht abgeschlossen. 

Quellen: 
Airway Center North: Neue Therapieoption bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. – Nachricht vom 18. Juni 2015

Brahmer J. et al.: Nivolumab versus Docetaxel in Advanced Squamous-Cell Non-Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med. 2015 May 31. [Epub ahead of print]


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