Zum Hauptinhalt springen

Medizinische Versorgung älterer Lungenkrebs-Patienten

Durch den demographischen Wandel werden immer mehr ältere Betroffene mit Lungenkrebs in Deutschland behandelt. In zwei Analysen wurde nun untersucht, wie diese Veränderungen im Detail aussehen, und ob sich die medizinische Versorgung zwischen Jung und Alt unterscheidet. Das Ergebnis: Ältere Betroffene sind zwar nicht schwerwiegend unterversorgt, trotzdem wurden Therapie-Unterschiede festgestellt.

Der Mensch wird immer älter. In allen medizinischen Bereichen gibt es dadurch auch immer mehr ältere Patienten. Im Bereich Lungenkrebs zeigt dies aktuell eine Analyse von fast 7100 Betroffenen, die sich von 2001 bis 2015 am Lungenkrebszentrum der Evangelischen Lungenklinik Berlin in Therapie befanden. Über den gesamten Zeitraum von 15 Jahren stieg das Erkrankungsalter von im Mittel 67,3 Jahren im Jahr 2001, bis auf 69,7 Jahre am Ende des Beobachtungszeitraums 2015 an. Dem folgend nahm auch der Anteil der über 75- und 80-Jährigen im Laufe der Zeit zu: 2001 waren 11,5 Prozent der Lungenkrebs-Patienten am Zentrum über 75 Jahre alt, 2015 war es gut ein Viertel aller behandelten Patienten (26,7 Prozent). Bei den über 80-Jährigen verdreifachte sich der Anteil sogar innerhalb der 15 Jahre von 3,4 auf 9,6 Prozent.

Mehr ältere Patienten stellen Ärzte und Ärztinnen auch vor mehr Herausforderungen, betonen die Autoren der Studie. So sind diese Patienten häufig noch von weiteren Erkrankungen betroffen, und nehmen deshalb auch oft mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Hinzu kommen altersbedingte Veränderungen und Störungen der Körperfunktion (geriatrische Syndrome), die berücksichtigt werden müssen.

Unterschiede vorhanden aber keine gravierende Unterversorgung

Ob jüngere und ältere Lungenkrebs-Patienten in Deutschland unterschiedlich medizinisch versorgt werden, wurde in einer weiteren Analyse untersucht. Hierfür nutzen die Autoren Krankenversicherungsdaten von mehr als 13.000 Patienten.

Die Therapiedaten zeigen zwar keine schwerwiegende Unterversorgung, dennoch weisen sie auf einen Altersgradienten in der medizinischen Versorgung hin. So war beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene ab 85 Jahren strukturiert palliativ versorgt wurden geringer, als bei den unter 65-Jährigen. Außerdem erhielten sie seltener eine ambulante Versorgung mit Opioiden und Antidepressiva und wurden seltener operiert. Auch erhielten Ältere signifikant weniger Strahlenbehandlungen im Rahmen ihrer Tumortherapie als die Gruppe der Patienten unter 65 Jahren. Je älter die Patienten desto deutlicher fiel dieses Ergebnis aus.

Aus der Studie könne zwar nicht direkt geschlossen werden, dass ältere Patienten mit Lungenkrebs zu wenig versorgt werden, so die Autoren. Dass der festgestellte Altersgradient aber bereits früh, ab dem 65. Lebensjahr deutlich werde, bereite ihnen allerdings Sorge.

Quelle:

Arnheim, K.: Lungenkrebs: Ältere Patienten nicht in Ruhe lassen. Medical Tribune, 3. Juli 2018