Zum Hauptinhalt springen

Lungenkrebs-Bestrahlung: Alternative zur Operation?

Eine neue Technik, die so genannte stereotaktische ablative Radiotherapie, ermöglicht eine millimetergenaue Bestrahlung von Tumoren. Sie hat in ersten klinischen Studien bei Lungenkrebs im Frühstadium bessere Ergebnisse erzielt als eine Operation. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) sieht die Therapie als eine mögliche schonende Alternative, fordert aber weitere Studien, um den genauen Stellenwert zu ermitteln.

Lungenkrebs wird oft erst spät erkannt, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist. Im Frühstadium kann Lungenkrebs jedoch häufig geheilt werden. Als Standardtherapie kommt die Lobektomie zum Einsatz, wobei der erkrankte Lungenlappen und benachbarte Lymphknoten entfernt werden. Die Heilungschancen werden hier bislang höher eingestuft als bei einer Bestrahlung, bei der nicht geprüft werden kann, ob alle Krebszellen abgetötet wurden. Derzeit erhalten eine Bestrahlung vorwiegend Patienten, für die eine Operation zu riskant wäre.

Laut Michael Flentje, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Würzburg ermöglicht die stereotaktische ablative Radiotherapie (SABR), die Strahlen millimetergenau auf den Tumor zu fokussieren, wodurch wesentlich höhere Strahlendosierungen möglich sind. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Tumorkontrolle und damit die Chance auf eine Heilung bei über 90 Prozent liegen“, erläutert Flentje.

Drei Studien haben aktuell Operation und SABR direkt und mit zufälliger Zuteilung der Lungenkrebspatienten verglichen, die noch operiert werden konnten. Allerdings mussten die Studien laut Flentje vorzeitig abgebrochen werden, da sich zu wenige Patienten auf einen solchen Vergleich einlassen wollten. Viele hätten die Befürchtung gehabt, mit Bestrahlung wäre ihre Heilungschance geringer. Forscher aus den Niederlanden konnten nun den Bedenken bezüglich der neuartigen Strahlentherapie entgegenwirken. Sie untersuchten die Daten von 58 Patienten aus zwei der drei Studien näher. Es zeigte sich, dass nach einer Operation sechs von 27 Patienten in den ersten drei Jahren an Lungenkrebs starben. 31 Patienten erhielten eine stereotaktische Bestrahlung, hier gab es nur einen Todesfall.

„Wir wissen noch nicht endgültig, ob die Radiotherapie mit SABR der Operation gleichwertig oder überlegen ist. Das müssen weitere Studien klären“, erklärt Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim. Für viele Patienten sei sie aber die schonendere Therapie.

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO): Lungenkrebs: Stereotaktische Bestrahlung auch im Frühstadium eine Alternative zur Operation. Pressemitteilung vom 20.07.2015

Chang, J. Y. et al.: Stereotactic ablative radiotherapy versus lobectomy for operable stage I non-small-cell lung cancer: a pooled analysis of two randomised trials. In: The Lancet Oncology 2015; 16: 630–37. DOI: 10.1016/S1470-2045(15)70168-3 

Weitere Informationen:

Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst: Behandlungsverfahren bei Lungenkrebs: Welche Möglichkeiten gibt es?

Experten empfehlen Früherkennungsprogramm gegen Lungenkrebs
Erbgut von Lungenkrebs erfolgreich entschlüsselt
Neue Immuntherapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs
Lungenkrebs: Nivolumab erhält EU-Zulassung