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Experten empfehlen Früherkennungsprogramm gegen Lungenkrebs

Die beiden europäischen Fachgesellschaften für Radiologie und Lungenmedizin empfehlen, für Menschen mit hohem Lungenkrebs-Risiko jährliche Vorsorgeuntersuchungen einzuführen. Ein solches Screening solle im Rahmen klinischer Studien oder in zertifizierten klinischen Zentren erfolgen. Damit schließen sich nun auch die europäischen Lungenkrebsexperten den US-amerikanischen Empfehlungen an.

Die beste Therapie gegen Lungenkrebs ist eine operative Entfernung des Tumors. Wie effektiv diese Maßnahme ist, hängt davon ab, ob die Krebszellen bereits Tochtergeschwülste gebildet haben. Daher sei es wichtig, den Lungenkrebs frühzeitig zu entdecken – lange, bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen und eine Heilung so noch möglich ist, schreiben die Experten. 

Durchgeführt werden soll das Screening nach den Empfehlungen der Fachgesellschaften mithilfe von Niedrigdosis-Computertomographie, auch Niedrigdosis-CT oder LDCT genannt. Die Strahlenbelastung, der die Patienten bei dieser Untersuchung ausgesetzt sind, ist deutlich niedriger als bei einer normalen CT. Deswegen kann die Niedrigdosis-CT auch zur Vorbeugung eingesetzt werden. Sie gilt im Moment als empfindlichste Methode, um Lungenkrebs schon in frühen Stadien sichtbar zu machen. Das bestätigen auch mehrere Studien und Metaanalysen, auf deren Grundlage die Fachgesellschaften ihre Empfehlung jetzt aussprechen. 

Allerdings gibt es unter anderem Unterschiede bezüglich des Algorithmus, mit denen die Niedrigdosis-CTs arbeiten und nach denen die Untersuchungsbilder ausgewertet werden: Mitunter liefert die Methode falsch-positive Befunde. Um ein Screening-Programm aufsetzen zu können, formulieren die Experten deswegen noch verschiedene Anforderungen. So solle es beispielsweise  zertifizierte medizinische Zentren geben sowie standardisierte Untersuchungsprotokolle und ein zentrales Screening-Register.

In Deutschland erkranken jährlich rund 50.000 Menschen an Krebs der Lunge und der Bronchien, pro Jahr sterben weltweit rund 1,4 Millionen Menschen an Lungenkrebs.  Innerhalb der Europäischen Union ist Lungenkrebs derzeit für über ein Fünftel aller Krebstoten verantwortlich. US-amerikanische Studien zeigen, dass durch ein jährliches Screening die lungenkrebsbedingte Sterblichkeit um 20 Prozent reduziert werden könnte. Sinnvoll wäre den europäischen Fachgesellschaften zufolge eine solche Vorsorgeuntersuchung etwa für Menschen im Alter zwischen 55 und 80 Jahren, die bereits 30 oder mehr Jahre Zigaretten konsumiert haben, immer noch rauchen oder innerhalb der letzten 15 Jahre mit dem Rauchen aufgehört haben.

Quelle:
Kauczor H-U. et al.: ESR/ERS white paper on lung cancer screening. Eur Respir J. 2015. online publiziert 30. April 2015, doi:10.1183/09031936.00033015

Weiterführende Informationen:
Risikofaktoren für  Lungenkrebs 
Krebsinformationsdienst:
Lungenkrebs: Informationen für Patienten und Angehörige.