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Lungenhochdruck als Folge von Medikamenteneinnahme

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die mit der Entstehung von Lungenhochdruck in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen in erster Linie Appetitzügler und Interferone. In jüngerer Zeit wurden auch andere Substanzen, darunter einige Mittel, die in der Chemotherapie zur Krebsbehandlung zum Einsatz kommen als Risikofaktoren für Lungenhochdruck beschrieben. Eine aktuelle Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Pneumologie fasst den Stand des Wissens zusammen.

Krankhaft erhöhter Blutdruck im Lungenkreislauf ist ein seltenes chronisches und im Verlauf lebensbedrohliches Krankheitsbild. Eine an den Ursachen ansetzende Therapie oder Heilung ist gegenwärtig noch nicht möglich. Der Lungenhochdruck (PH = Pulmonale Hypertonie) entsteht oftmals im Rahmen anderer Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose oder COPD, aber auch in der Folge von angeborenen Herzfehlern oder HIV-Infektionen. Weniger bekannt war bislang, dass Lungenhochdruck auch in Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten entstehen kann.

Für einige Medikamente gilt dieser Zusammenhang als gesichert, dazu gehören Appetitzügler wie Aminorex, Benfluorex oder Fenfluramin, die nach Bekanntwerden des Risikos wieder vom Markt genommen wurden. Etwa zwei Prozent der Patienten, die Aminorex eingenommen hatten, entwickelten damals einen Lungenhochdruck.

Als wahrscheinlich wird auch ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Serotonin-Aufnahme-Hemmern (SSRI) zur Behandlung von Depressionen im letzten Schwangerschaftsdrittel und der Entstehung von Lungenhochdruck bei Neugeborenen angenommen.

Mehrere Behandlungszentren für Lungenhochdruck haben zudem Hinweise darauf zusammengetragen, dass auch Dasatinib, ein Mittel zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie, Lungenhochdruck hervorrufen kann. Entsprechend empfehlen die Mediziner eine  kardiologische Untersuchung vor Beginn der Therapie. Auch Interferone zur Tumorbehandlung oder antivralen Immunstimulation  zählen zu  den möglichen Risikofaktoren für die Entstehung eines Lungenhochdrucks oder anderer Lungen- oder Herzerkrankungen. Die Beobachtung beruht allerdings auf Einzelfallberichten.

Wenig fundierte Belege liegen auch für den vermuteten Zusammenhang zwischen Lungenhochdruck und der Einnahme von Amphetaminen, Kokain und anderen Stimulanzien vor. Zudem  stehen einige Chemotherapeutika, darunter Cyclophosphamid und Mitomycin aufgrund einiger beschriebener Einzelfälle im Verdacht, Lungenhochdruck hervorrufen zu können. Die klinischen Beobachtungen konnten auch im Tierversuch bestätigt werden.

Die Wissenschaftler empfehlen, in der Diagnose von Lungenhochdruck in jedem Fall auch Medikamenteneinnahme als mögliche Ursache zu berücksichtigen. Ein wichtiges Diagnoseinstrument ist dabei der Herzultraschall, in der Folge wird eine weitere Abklärung und Betreuung in einem der PH-Expertenzentren empfohlen.

Quelle:
Günther, S. et al.: Medikamenten-induzierte pulmonale Hypertonie – eine aktuelle Übersicht. In: Pneumologie online publiziert am 7. April 2016