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Diabetes-Medikament gegen Lungenhochdruck und Rechtsherzversagen?

Das Diabetesmedikament Pioglitazon kann im Versuchsmodell die pulmonale arterielle Hypertonie und ein Rechtsherzversagen verhindern, indem es in Stoffwechselprozesse von Herz und Lunge eingreift. Zu diesem Schluss kommen Forschende in einer aktuellen Studie, die sie im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ veröffentlichten.

Lungenhochdruck, auch genannt pulmonale Hypertonie, ist eine bis heute nicht heilbare fortschreitende Lungenkrankheit. Der erhöhte Blutdruck im Lungenkreislauf entsteht durch verengte Blutgefäße in der Lunge, die verhindern, dass das Blut ungehindert fließen kann. Auch das Herz wird auf lange Sicht in Mitleidenschaft gezogen, weil es ständig gegen einen größeren Widerstand anpumpen muss. So kann es letztendlich auch zur Rechtsherzinsuffizienz und Herzversagen kommen. Bisher verfügbare Medikamente können lediglich die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, aber die Erkrankung nicht aufhalten. Forschende haben jetzt einen neuen Ansatz zu Behandlung von Lungenhochdruck und der damit verbundenen Pumpschwäche der rechten Herzkammer gefunden.

Fehlregulationen im Stoffwechsel des Herzens und in der Lunge korrigiert

Mit dem Diabetes-Medikament Pioglitazon konnte das Team im Versuchsmodell eine bestimmte Form des Lungenhochdrucks, die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH), rückgängig machen und ein Rechtsherzversagen verhindern. Indem der Wirkstoff das Molekül PPARγ (Englisch für Peroxisome proliferator–activated receptor γ) und die Fettsäureoxidation aktivierte, korrigierte er die grundlegenden Fehlregulationen im Stoffwechsel des Herzens und in der Lunge. In vorangegangenen Studien hatte die Arbeitsgruppe bereits gezeigt, dass bei PAH der Zuckerstoffwechsel in den Lungengefäßen und der Fettstoffwechsel im Herzen gestört sind.

Bindegewebe und Verengungen der Blutgefäße bildeten sich zurück

Ganz konkret bildete sich unter anderem das im Krankheitsverlauf entstandene Bindegewebe (Fibrose) in der rechten Herzkammer zurück, und der Fettstoffwechsel des Herzens normalisierte sich. In der Lunge machte Pioglitazon die Blutgefäßverengungen rückgängig. Die wichtigsten, oben beschriebenen krankhaften Veränderungen konnte das Forscherteam auch in menschlichem Lungengewebe von PAH-Patienten nachweisen. Sie hoffen daher, dass ihre Erkenntnisse zu einem neuen Therapie-Ansatz bei Lungenhochdruck und Herzschwäche beitragen können, der auf PPARγ aktivierenden Wirkstoffen wie Pioglitazon beruht. Eventuell könnte dieser Ansatz auch bei der Entwicklung von Therapien anderer Herz- und Lungenkrankheiten sowie Krebs- und Bindegewebserkrankungen helfen, so die Forschenden.

Quellen:

Medizinische Hochschule Hannover: Pionierarbeit für Herz und Lunge. Pressemitteilung vom 3.5.2018

Legchenko, E. et al.: PPARγ agonist pioglitazone reverses pulmonary hypertension and prevents right heart failure via fatty acid oxidation. In Science Translational Medicine, 2018 Vol. 10 (438)