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Nintedanib auch in frühem Stadium der Lungenfibrose hilfreich

Durch eine frühe Gabe von Nintedanib profitieren auch Menschen mit idiopathischer pulmonaler Lungenfibrose (IPF), deren Lungenvolumen noch nicht reduziert ist. Das zeigt eine kanadische Studie, die in der Fachzeitschrift ‚Thorax‘ veröffentlich wurde. Aufgrund der Ergebnisse weisen die Autoren darauf hin, dass möglichst früh mit der Behandlung begonnen werden sollte.

Lungenfibrose ist eine Form der sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen. Bei diesem Krankheitsbild bildet sich vermehrt Bindegewebe im Lungengerüst, wodurch die Lunge vernarbt. Die Vernarbung äußert sich vor allem in chronischer Atemnot, Husten und einem fortscheitenden Verlust der Lungenfunktion. Bei der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) ist die Ursache für die Erkrankung nicht bekannt. In Deutschland sind seit einigen Jahren zwei Wirkstoffe zugelassen, die das Fortschreiten der Lungenfibrose verlangsamen: Nintedanib und Pirfenidon. Bislang lagen noch wenige Erkenntnisse dazu vor, wann mit der Behandlung begonnen werden sollte. Einige Ärzte ziehen es vor, erst damit zu beginnen, wenn das Lungenvolumen bereits reduziert ist.

Eine Studie von der McMaster University, Hamilton, Kanada, hat nun untersucht, ob auch Patienten mit noch erhaltenem Lungenvolumen von der Behandlung mit Nintedanib, einem Tyrosin-Kinase- Hemmer, profitieren. Um dies heraus zu finden werteten die Wissenschaftler Daten von zwei Phase-3-Studien (INPULSIS) aus. Untersucht wurde im Speziellen, wie sich die forcierte Vitalkapazität (FVC) der Probanden und Probandinnen innerhalb eines Jahres veränderte, wenn sie entweder Nintedanib oder ein Placebo einnahmen. Sowohl die Nintedanib- als auch die Placebo-Gruppe wurde dafür außerdem in zwei Untergruppen eingeteilt: 274 Teilnehmer hatten zu Beginn der Studie eine erhaltene Lungenfunktion (vorhergesagte FVC größer 90 Prozent), bei 787 war die Lungenfunktion bereits reduziert (vorhergesagte FVC kleiner oder gleich 90 Prozent).

Es zeigte sich, dass das durchschnittliche Lungenvolumen bei  Probanden beider Untergruppen weniger stark zurück ging, wenn sie Nintedanib einnahmen, im Vergleich zu den Placebo-Gruppen. Bei Studienteilnehmern mit erhaltenem Lungenvolumen reduzierte sich das Volumen unter Gabe von Nintedanib im Durchschnitt um 92 Milliliter pro Jahr (Placebo-Gruppe: 225 Milliliter pro Jahr). Aber auch bei Teilnehmern mit reduziertem Lungenvolumen nahm das Lungenvolumen lediglich um 122 Milliliter pro Jahr ab im Vergleich zu 224 Millilitern bei der Placebo-Gruppe. Nach Aussage der Autoren sprechen die Ergebnisse der Studie dafür, die Behandlung mit Nintedanib auch IPF-Patienten mit  erhaltenem Lungenvolumen zu ermöglichen, sobald die Krankheit diagnostiziert wurde. Je früher die Behandlung begonnen werde, desto langsamer schreite die Krankheit voran und desto mehr Lungenfunktion könne erhalten werden.

Quellen:

Kolb et al.: Nintedanib in patients with idiopathic pulmonary fibrosis and preserved lung volume. In: Thorax, online publiziert am 26.9.2016.

 

 

Pneumologie, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart: Nintedanib nutzt auch bei erhaltenem Lungenvolumen. In: Pneumologie 2017; 71(01):7