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Lungenfibrose - Erste Tests mit Oprozomib machen wenig Hoffnung

Ein Wissenschaftlerteam des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) hat erstmals die Wirkung des Medikaments Oprozomib auf die Krankheit Lungenfibrose untersucht. In Anbetracht der Ergebnisse raten die Forscher zu Vorsicht bei der weiteren Verwendung. In der Zeitschrift ‚PLOS ONE‘ berichten sie von guten Effekten in der Zellkultur aber auch von starken Nebenwirkungen in vivo.

Die Lungenfibrose ist eine Krankheit deren medikamentöse Behandlung aktuell nur stark eingeschränkt möglich ist. Forscher suchen daher mit Hochdruck nach neuen Wirkstoffen. Erst kürzlich hatte ein Team aus dem Helmholtz Zentrum München eine Studie veröffentlicht, die einen möglichen Ansatz für künftige Therapien aufdeckte: die Forscher hatten herausgefunden, dass das sogenannte Proteasom, eine Art zellulärer Müllschlucker, besonders aktiv ist, wenn eine Lungenfibrose entsteht. Die Ergebnisse ließen vermuten, dass sich der Krankheitsverlauf unter Umständen positiv beeinflussen ließe, wenn das Proteasom mit Hilfe von Hemmstoffen in seiner Aktivität gebremst würde. Allerdings wird der Einsatz von Proteasom-Hemmern bei einer Lungenfibrose kontrovers diskutiert, und eine toxische Wirkung konnte bisher nicht ausgeschlossen werden.

Um dieser Spur nachzugehen, testeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den neuartigen Wirkstoff Oprozomib, der spezifisch das Proteasom hemmt und als erstes Medikament seiner Klasse oral einnehmbar ist. Um mögliche zytotoxische Nebenwirkungen zu überprüfen, behandelten sie zunächst Zellkulturen mit Oprozomib und verglichen die Effekte mit dem bereits in den USA zugelassenen Proteasom-Hemmstoff Bortezomib. In der Tat zeigten die Tests, dass Oprozomib deutlich weniger toxisch auf Zellen wirkte als das bereits zugelassene Medikament. Zudem beobachteten die Wissenschaftler in Lungenzellen einen deutlichen Rückgang der Bindegewebsproteine Kollagen und Aktin, die im Lungengewebe von Fibrose-Patienten oft vorkommen.

Im nächsten Schritt untersuchte das Forscherteam den Effekt des potenziellen Medikaments im Tiermodell: das Medikament wurde gut vertragen und zeigte sich wirksam gegen die Aktivität des Proteasoms, sodass im nächsten Schritt die eigentliche Wirkung gegen Lungenfibrose getestet werden konnte. In einem entsprechenden Mausmodell (Bleomycin-Behandlung) für Lungenfibrose konnte Oprozomib seinen Nutzen allerdings nicht zeigen. Die Tiere reagierten schlecht auf das Medikament und laut den Forschern wurde die Lungenfibrose durch die Behandlung paradoxer Weise eher verstärkt als abgemildert.

Aufgrund dieser Datenlage raten die Forscher, die Verwendung von Proteasom-Inhibitoren zur Behandlung von Lungenfibrose künftig kritisch zu begleiten.

Quellen:

Semren, N et al.: Validation of the 2nd Generation Proteasome Inhibitor Oprozomib for Local Therapy of Pulmonary Fibrosis. In: PLoS One 2015, DOI: 10.1371/journal.pone.0136188.

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